«Die Ludothek ist ein Mehrwert»
28.01.2022 Mellingen, Region ReusstalNach fast zehn Jahren als Leiterin der Ludothek hört Doris Roth auf und widmet sich ihren Hobbys
2013 stieg Doris Roth in der Ludothek ein, übernahm kurze Zeit später die Leitung und sorgte mit ihren Kolleginnen für neue Strukturen. Ständiges Thema blieb dabei die ...
Nach fast zehn Jahren als Leiterin der Ludothek hört Doris Roth auf und widmet sich ihren Hobbys
2013 stieg Doris Roth in der Ludothek ein, übernahm kurze Zeit später die Leitung und sorgte mit ihren Kolleginnen für neue Strukturen. Ständiges Thema blieb dabei die Stabilisierung der Finanzen.
Am Anfang hatten wir eine schöne Ludothek, aber sehr viele veraltete Spiele – und kein Geld», berichtet Doris Roth von ihren Anfängen. Die heute 48-Jährige kam über ihre beiden Kinder Gisela und Philip, die damals im Kindsgi-, beziehungsweise Primarschulalter waren, zur Ludothek. Als dort Mitarbeiter gesucht wurden, sagte sie zu – allerdings unter der Bedingung, ihre Kinder mitbringen zu dürfen. Schon ein halbes Jahr später übernahm sie die Leitung: «Ich bin jemand, der gerne etwas organisiert und plant», sagt Roth, die ursprünglich aus dem Detailhandel kommt und heute in Teilzeit an der Wirtschaftsschule Baden unterrichtet. Und zu organisieren gab es genug. Zum damaligen Zeitpunkt hatte die Ludothek gerade einmal 48 Abonnenten, keine Strukturen, veraltete Einrichtung und war meist im Minus. «Wir haben zunächst eine Struktur und ein Leitbild erstellt», berichtet Roth. Danach wurden kräftig die Werbetrommeln gerührt, Flyer verteilt, Schulen und Vereine angesprochen und bei jeder Gelegenheit auf die Ludothek aufmerksam gemacht – sei es mit einem Stand an der Herbstmesse «Mega», auf dem Antiquariatsmarkt, wo alte Spiele verkauft wurden, oder bei Spielenachmittagen und -abenden in der Bibliothek und der Primarschule Bahnhofstrasse. Ständiges Thema im Hintergrund: die knappen Finanzen. Zwar unterstützt der Gemeinnützige Verein Mellingen (GMV) die Ludothek: «Das Ziel war aber, dass wir selbsttragend sind», so Roth. Das sei jedoch fast nicht möglich. Also ging sie bei Gewerbe und Vereinen auf Sponsorensuche: «Ich bin eine Zeit lang von Tür zu Tür und man hatte ein offenes Ohr für uns, das ist das Schöne in Mellingen», lobt die «Ludine», wie sich die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Ludothek selbst nennen.
Neue Ausstattung und neues Abo
Auch mit der Gemeinde habe man reden können und Lösungen gefunden. So bewilligte die Gemeindeversammlung während drei Jahren einen Beitrag für den Einkauf von neuen Spielen und einen einmaligen Betrag von 5000 Franken, um die Räumlichkeiten aufzufrischen. Über die Jahre wurden so die Gestelle ersetzt, die Wände neu gestrichen und jede Menge Spielzeug angeschafft. Mit über 900 Spielen ist das Angebot seither um ein Drittel gewachsen. Die kurze, coronabedingte Auszeit nutzte man, dank finanzieller Unterstützung des GVM, um die Einrichtung, die Ausleihsoftware sowie die Homepage nach 24 Jahren auf den neusten Stand zu bringen.
Zum Abschied hat Doris Roth neben vielen lobenden Worten auch einen Wunsch für die Zukunft: «Schön wäre, wenn man noch mehr schätzen würde, dass es das gibt. Die Ludothek ist ein Mehrwert für Mellingen.» Ihrer Meinung nach sollte die Gemeinde die Ludothek mit der Bibliothek gleichsetzen und diese regelmässig unterstützen: «Noch bevor ein Kind lesen kann, spielt es», erklärt sie und betont die Vielfalt der Ludothek: «Wir haben Technik, wir haben Motorik, wir haben Sprache und Bewegung».Während die vier verbliebenen «Ludinen» Bea Markwalder, Yvonne Müller, Karin Eichin und Corina Erismann den Betrieb in der Ludothek am Laufen halten, will sie sich nach unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden künftig ihren eigenen Hobbys widmen: «Ich lese gerne, spiele Klarinette und zu Hause im Garten ist auch vieles liegen geblieben. Jetzt hat das Priorität».
Michael Lux