«Jede Minute kann Leben retten»
14.01.2022 Region Reusstal«First Responder» heisst eine neue Untergruppe der Feuerwehr Regio Mellingen, die bald Ersthilfe leisten soll
Wählt man «144» rücken im Einzugsgebiet der Feuerwehr Regio Mellingen ab Februar die «First Responder» aus. Sie sollen die Zeit bis zum ...
«First Responder» heisst eine neue Untergruppe der Feuerwehr Regio Mellingen, die bald Ersthilfe leisten soll
Wählt man «144» rücken im Einzugsgebiet der Feuerwehr Regio Mellingen ab Februar die «First Responder» aus. Sie sollen die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken und Patienten im Notfall wiederbeleben.
Atemnot», «bewusstlos», «leblos» – fallen bei einem Notruf diese Stichworte oder ist von Brustschmerzen die Rede, kommen die First Responder ins Spiel. «Wir werden parallel zum Rettungsdienst alarmiert», erklärt Andrea Zurkirch, Chef Sanität bei der Feuerwehr Regio Mellingen. «Die Idee ist, dass wir die Zeit überbrücken, bis eine Ambulanz auf dem Platz ist», ergänzt ihr Kollege Mirko Bächtiger zum Konzept der First Responder. Denn der Rettungsdienst komme entweder vom Kantonsspital Baden oder von einem der Rettungsdienste in Wohlen oder Berikon: «Das Problem ist, dass sie 15 bis 20 Minuten brauchen», erklärt Bächtiger. Gerade bei Herz-Kreislauf-Stillstand könne das zu lange sein. Man gehe davon aus, dass jemand, der zehn Minuten nicht reanimiert werde nur sehr geringe Überlebenschancen habe oder zumindest schwere Schäden davontrage, erläutert Zurkirch weiter: «Pro Minute sinkt die Überlebenschance um zehn Prozent.»
Bewährtes Konzept
Die Idee der First Responder ist nicht neu. Im Kanton Bern, im Tessin oder auch im Eigenamt gibt es bereits First Responder. Auf kantonaler Ebene ist man im Aargau gerade erst dabei, ein flächendeckendes System aufzubauen. Bis zum Start kann es aber noch dauern. In der Region Mellingen soll hingegen schon ab Februar eine 14-köpfige Eingreiftruppe aus Ortsansässigen die gefährliche Lücke bis zum Eintreffen der Sanitäter schliessen. Diese soll neben Mellingen auch Mägenwil, Tägerig und Wohlenschwil abdecken. Dabei sollen mindestens drei der Helfer aus jedem Ort stammen. Sie alle verfügen über eine Grundausbildung in Reanimation für sogenannte «Laienhelfer». Das heisst, sie beherrschen Herz-Lungen-Wiederbelebung und können mit einem Defibrillator umgehen. Letzteren führen die First Responder neben Verbandsmaterial, Sauerstoffflasche und verschiedenen Messgeräten für Blutdruck, Puls und Sauerstoffgehalt in einem Notfallrucksack bei sich. Ein solcher Rucksack wird künftig in jeder Gemeinde deponiert sein. Geht ein Notruf ein, kümmert sich ein Zweierteam zunächst um das Material, die beiden anderen Helfer eilen direkt zum Patienten: «Unser Ziel ist es innerhalb von fünf Minuten vor Ort zu sein», erklärt Andrea Zurkirch. Im Idealfall wird den First Respondern von der Einsatzzentrale der genaue Ort oder sogar die Geodaten übermittelt, so dass sich das jeweils nächstgelegene Team auf den Weg machen kann. Damit es noch schneller geht, erscheinen die Helfer – abgesehen von einer gelben Leuchtweste – in Zivilkleidung.
Kostenloser Dienst
Bei ihren Einsätzen müssen die First Responder teilweise in die Privatsphäre der Patienten eindringen. «Wir unterstehen der Schweigepflicht», ist Zurkirch daher wichtig zu betonen. Was sie bei einem Einsatz erlebten, dürfen sie nicht ausserhalb der Gruppe kommunizieren – selbst in der Familie nicht. Vor zusätzlichen Kosten müssen sich die Notfallpatienten ebenfalls nicht fürchten: «Der Einsatz wird über das Feuerwehrbudget finanziert. Das haben die Gemeinden so beschlossen», erklärt Mirko Bächtiger auf Nachfrage.
Michael Lux