So ist die Region gerüstet für die Omikron-Welle
21.01.2022 Region ReusstalWie gehen Gewerbe, Pflegeeinrichtungen und Verwaltung mit personellen Engpässen um? Der «Reussbote» hat sich umgehört
Claudia Wippl, Geschäftsführerin bei der Spitex Heitersberg in Fislisbach, ist dankbar, dass sie auf ein grosses Team ...
Wie gehen Gewerbe, Pflegeeinrichtungen und Verwaltung mit personellen Engpässen um? Der «Reussbote» hat sich umgehört
Claudia Wippl, Geschäftsführerin bei der Spitex Heitersberg in Fislisbach, ist dankbar, dass sie auf ein grosses Team zurückgreifen kann. Sämtliche Angestellten können flexibel und agil eingesetzt werden und Mitarbeitende in Teilzeit sind bereit, ihr Pensum temporär aufzustocken. «Die Pandemie zwingt uns, den Alltag noch viel effizienter zu planen», sagt Wippl. «Sehr viele erkranken, sind positiv getestet, sowohl unter unseren Klientinnen und Klienten als auch bei den Spitex-Mitarbeitenden.» Die Ansteckung mit Corona erfolgt aktuell oft über die Kinder, oder allgemein über Angehörige. Viele waren über die Festtage in den Ferien, auch im Schnee. «Und wie befürchtet, sind die Ansteckungszahlen leider wieder angestiegen», sagt Spitex-Geschäftsführerin Wippl.
«Bei der Spitex Heitersberg haben wir in einem nur für Berechtigte zugänglichen Raum eine interne, geschützte Übersicht, auf der wir alle von Corona Betroffenen verzeichnen: Personal oder Klientinnen und Klienten, Quarantäne oder Isolation», sagt sie. «Diese Tafel ist zurzeit fast voll.» Sobald die Dauer einer Quarantäne oder einer Isolation beendet ist, werden die Namen der Betroffenen von dieser Tafel gestrichen.
Noch gelinge es der Spitex Heitersberg sämtliche Termine bei Kundinnen und Kunden wahrzunehmen. «Wir mussten bis jetzt niemandem absagen.» Flexibilität aber sei gefragt: Vielleicht muss deshalb ein Termin auch mal verschoben werden oder es wird geprüft, ob der Einsatz reduziert werden kann. «Aber die Grundversorgung ist stets gesichert», betont Wippl. «Wir arbeiten nun schon so lange unter schwierigsten Bedingungen – seit fast zwei Jahren, seit Beginn der Pandemie.» Bislang sei der «Worst-Case», der Moment, wo nichts mehr geht, nicht eingetroffen. Um niemanden zu gefährden, halte sich das Personal an strikte Hygiene-Massnahmen, beschränke soziale Kontakte aufs Nötigste und nimmt am regelmässigen Betriebstesting des Kanton Aargau teil, das neu von Montag bis Samstag ein Testen für die Mitarbeitenden ermöglicht. Die ganze Pandemie sei für alle Kolleginnen und Kollegen nicht einfach, sagt Claudia Wippl. (hhs)
Im Alterszentrum am Buechberg in Fislisbach äussert sich Sandra Pfister, stellvertretende Geschäftsleiterin, zur personellen Situation. «Die Ausfälle sind aktuell überschaubar», sagt sie. Strategien und Massnahmen zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner würden greifen.
Inzwischen habe man im Haus genügend Erfahrung gesammelt und verfüge auch über ein Konzept, das sich als gut erweise. Das sei vor einem Jahr anders gewesen, blickt Sandra Pfister zurück. «Die Impfungen helfen uns heute sehr. Ausserdem haben wir auch gelernt, mit der Bedrohung umzugehen.» Desinfizieren ist überall Standard. Im Eingangsbereich werden Besucherinnen und Besucher aufgefordert, das Zertifikat zu zeigen. In allen Bereichen im Alterszentrum kommen ausschliesslich FFP2-Masken zur Verwendung, die besser schützen und mehr Sicherheit gewährleisten als konventionelle Hygienemasken. Denn Abstand halten, sagt Sandra Pfister, sei in einer solchen Institution schwierig. «Die Arbeit in der Pflege erfordert Nähe. Das liegt in der Natur der Sache.»
Die stellvertretende Geschäftsleiterin gibt allerdings auch zu bedenken, dass es nahezu unmöglich sei, alles unter Kontrolle zu halten. Ansteckungen würden aktuell oft im familiären Umfeld geschehen. Eine Mitarbeiterin habe sich zu Jahresbeginn mit Corona infiziert. In ihrem Umfeld wurden daraufhin Kolleginnen und Kollegen aus der gleichen Abteilung angesteckt, – es habe sich ein Cluster gebildet. «Glücklicherweise wurden keine Bewohnerinnen und Bewohner infiziert.» Es sei dem Team gelungen, schnell zu isolieren, sagt Sandra Pfister. «Unsere Massnahmen haben sich als effizient und gut erwiesen.»
Organisatorische Massnahmen kennt man auch im Buechberg: Jeden Morgen wird an einer Informations-Wand festgehalten, in welchen Bereichen personelle Ausfälle zu vermelden sind. Kommt es in einer Abteilung zu personellen Engpässen, dann helfen sich die Teams gegenseitig und abteilungsübergreifend aus. Ausserdem könne die Pflegeeinrichtung in Fislisbach zusätzlich temporäre Angestellte zur Unterstützung beiziehen, sagt Sandra Pfister. (hhs)
Ja, wir haben aktuell im Restaurant Gnadenthal wegen Corona personelle Ausfälle», sagt auf Anfrage Andreas Grossmann in Niederwil. Das sei insofern zu verkraften, weil im Restaurant der gesamte Geschäftsgang um rund 40 Prozent eingebrochen sei. «Der Unterschied zu 2019 ist massiv.» Veranstaltungen fallen aus, Bankette werden abgesagt und die Pflicht zu Homeoffice führt dazu, dass auch über Mittag viel weniger Gäste kommen.
Andreas Grossmann ist Leiter Hotellerie im Reusspark. Als solcher ist er nicht nur für das Restaurant Gnadenthal zuständig, sondern auch für das Café Reuss sowie für die Verpflegung und Versorgung aller Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims Reusspark. Das Café Reuss ist aktuell für externe Besucherinnen und Besucher geschlossen. Lediglich Angehörige, Bewohnende und freiwillige Helferinnen und Helfer können das Café zwischen 13.30 Uhr und 17 Uhr besuchen.
Nicht zuletzt deshalb sagt denn auch Grossmann: «Es ist schön, dass wir das Restaurant offen behalten dürfen.» In den letzten beiden Jahren, seit Beginn der Pandemie im Frühling 2020, sei es auf und ab gegangen. Immerhin verfüge man im Reusspark mit verschiedenen Gastronomie- und Hotellerie-Bereichen über die Möglichkeit, Personal auch an anderen Orten einzusetzen. «Im Moment machen wir davon aber keinen Gebrauch», sagt Andreas Grossmann. Unklar sei, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickle. Grossmann jedenfalls blickt mit Optimismus in den Frühling. Neben krankheitsbedingten Ausfällen muss er allerdings ein zusätzliches Problem bewältigen. Sorgen bereitet ihm die Rekrutierung von neuem Personal. «Offene Stellen können wir kaum besetzen. Es kommen nur wenige Bewerbungen rein», sagt der Leiter Hotellerie. – Unabhängig davon, wie sie ausgeschrieben würden, ob über Regionale Arbeitsvermittlungszentren (RAV) oder öffentlich. Den Personalmangel führt Grossmann zum Einen darauf zurück, dass Personal in den vergangenen zwei Jahren vom RAV umgeschult worden sei. Zum Anderen seien Gastronomie-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter während der Pandemie auch in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt. (hhs)
Schalteröffnungszeiten werden reduziert – wir sind für Sie da!», lautet die Botschaft auf der Gemeinde-Homepage von Mellingen. Der Betrieb der Verwaltung ist aktuell eingeschränkt – zumindest was die Schalteröffnungszeiten und den Publikumsverkehr betreffen. Am Morgen bleibt die Gemeindekanzlei Mellingen derzeit aufgrund der steigenden Corona-Fallzahlen geschlossen, ebenso den kompletten Freitag. Geöffnet sind die Schalter hingegen weiterhin jeweils montags, mittwochs und donnerstags von 14 bis 16.30 Uhr sowie am Dienstag von 14 bis 18 Uhr. Die Gemeindekanzlei bittet die Bürger jedoch darum, den Kundenkontakt auf das Nötigste zu begrenzen. Die verschiedenen Abteilungen blieben aber per E-Mail oder Telefon nach wie vor erreichbar, heisst es weiter aus dem Rathaus. Die Mitarbeiter der Verwaltung arbeiten indes teilweise vom Homeoffice aus weiter und bearbeiten von dort aus die Anfragen der Bürger. Hintergrund der Massnahmen sind die steigenden Corona-Fallzahlen und der erwartete Peak durch die Omikron-Variante, der im schlimmsten Fall zu Personalengpässen in der Verwaltung führen könnte. «Wir hatten bisher vereinzelt Fälle, wo Leute in Quarantäne mussten oder mit verschiedenen Corona-Varianten angesteckt waren», erklärt Gemeindeschreiber Beat Deubelbeiss. Flächendeckende Ausfälle seien bisher zwar nicht zu beklagen, man handle jedoch vorsorglich: «Wir waren der Meinung, wenn erst alle krank sind, ist es zu spät». Verhindert werden solle damit vor allem, dass durch mögliche Personalausfälle ganze Abteilungen lahmgelegt würden, so Deubelbeiss. Wenn beispielsweise die Finanzabteilung komplett ausfalle, sei das fatal.
Dauer noch nicht absehbar
Die reduzierten Schalteröffnungszeiten in der Gemeindekanzlei seien ein Kompromiss, erklärt Deubelbeiss: «Wir wollten nicht ganz schliessen.» Es sei in erster Linie darum gegangen, dass aktuell weniger Leute an den Schalter kommen. Wie lange die Einschränkungen gelten, kann der Gemeindeschreiber noch nicht sagen. Man beobachte die Lage permanent: «Wir schauen von Tag zu Tag und öffnen so schnell wie möglich wieder. Solange aber 30 000 Fälle pro Tag gemeldet werden, ist die Gefahr zu gross.» (ml)
Obwohl die Omikron-Variante weiter auf dem Vormarsch ist, sieht Daniel Schreiber, Polizeichef bei der Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal, den Betrieb auf seinem Revier auch in Zukunft nicht gefährdet: «Diese Sorge habe ich nie gehabt», erklärt er. «Wir haben ein Schutzkonzept das funktioniert und hatten während der Omikron-Welle bisher überhaupt noch keine Ansteckung oder Ausfälle».
Lediglich in der ersten Welle der Pandemie habe man zwei Ansteckungen gehabt. Dies habe aber keinen Einfluss auf den Dienstbetrieb gehabt. Man habe vom ersten Tag der Pandemie an durchgehend eine Maskenpflicht verhängt, selbst, als diese zwischenzeitlich nicht vorgeschrieben gewesen sei, und achte immer auf den nötigen Abstand: «Da sind wir sehr restriktiv und das hat bisher gut geklappt», so Daniel Schreiber. Wenn jemand einen Kontakt habe, werde er ausserdem getestet und bliebe im Zweifelsfall zu Hause. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es freilich nie, gibt Schreiber zu: «Wir machen aber das Optimum, dass es nicht soweit kommt.» Dazu brauche es die Disziplin jedes Einzelnen – auch im privaten Bereich.
Im Notfall gibt es Amtshilfe
Sollte es wider Erwarten doch zu zahlenmässig hohen Ausfällen unter den Mitarbeitenden kommen – sei es durch Corona oder aus anderen Gründen – verfügt die Repol über verschiedene Stellschrauben, um den Betrieb trotz Engpässen aufrecht zu erhalten: «Wenn es wirklich knapp würde, würde man sich auf das Wesentliche beschränken», so Schreiber. In diesem Fall gebe es unter Umständen einfach weniger Geschwindigkeits- oder Verkehrskontrollen oder zum Beispiel weniger Verkehrsunterricht an den Schulen.
Erst wenn diese Massnahmen ausgeschöpft seien, würde man auf die Unterstützung benachbarter Repol-Korps zurückgreifen: «Wenn das je der Fall wäre, und ein Korps komplett ausfallen würde, dann würde man sich mit dem Korps einer anderen Regionalpolizei gegenseitig aushelfen. Grundsätzlich muss aber immer mindestens eine Patrouille 24 Stunden im Einsatz sein», erklärt der Polizeichef, dem in Niederrohrdorf insgesamt 14 Polizistinnen und Polizisten sowie eine Zivilangestellte unterstehen. Die Bürgerinnen und Bürger können also weiterhin beruhigt schlafen – selbst wenn der prognostizierte Omikron-Peak tatsächlich kommen sollte. (ml)
Das Gewerbe in der Region sieht sich ebenfalls gut gerüstet gegen mögliche Personalausfälle und blieb bisher weitgehend verschont von Engpässen, wie zwei Stichproben bei der Hevo AG in Mellingen und bei Peterhans, Schibli & Co. in Fislisbach ergabenBeim Mechatronik-Dienstleister Hevo ist man bisher besonders glimpflich davongekommen: «Wir sind gut durchgekommen und hatten nur in der ersten Welle einen Fall», berichtet Geschäftsleiter Rico Herzig. «Wir befolgen die Regeln und halten Abstand». Man habe ausserdem wöchentliche Spucktests im ganzen Betrieb durchgeführt. Ausserdem seien die Räumlichkeiten genügend durchlüftet und die Arbeitsplätze verfügten über genügend Abstand. Sobald mehrere Leute zusammenstünden gelte ausserdem Maskenpflicht. Aufgrund dieser Erfahrung bleibt Herzig auch gelassen, was mögliche Auswirkungen auf das 25-köpfige Personal durch Corona angeht: «Wir haben schon andere Ausfälle überbrückt und haben flexible Mitarbeitende». Im Notfall müssten bei Ausfällen die Arbeiten priorisiert werden, so Herzig. Auch bei Peterhans, Schibli & Co. blieb die grosse Krankheitswelle bisher zum Glück aus: «Bis jetzt sind wir mit einem blauen Auge davongekommen», berichtet Geschäftsleiter Michael Peterhans. Man arbeite erst seit dem 10. Januar wieder. Von der Belegschaft seien aber nur zwei bis drei Personen wegen Corona nicht aus den dreiwöchigen Betriebsferien zurückgekommen. «Wir informieren die Leute, dass sie nicht zuerst in den Betrieb kommen, sondern zu Hause bleiben, wenn sie Symptome haben», erklärt Peterhans. Jeden Dienstag würden die Mitarbeitenden ausserdem über die aktuellen Massnahmen informiert: «Wir haben nach dem Sommer die Maskenpflicht aufgehoben und vor Weihnachten wieder eingeführt», so Peterhans. Die Impfbereitschaft sei ausserdem sehr hoch – aber natürlich freiwillig: «Wir wollen das auch nicht wissen, das ist ein heikles Thema.» Was Personalausfälle angehe, müsse man von Woche zu Woche und von Tag zu Tag schauen. Peterhans ist aber optimistisch: «Wir sind 60 Personen im Betrieb. Uns kommt zugute, dass wir zwei Standorte haben, Schreinerei und Zimmerei». Die Gefahr, dass der ganze Betrieb betroffen sein könnte, sei also nicht sehr hoch. (ml)