«Ich hatte keine Lust auf ein normales Auto»
04.02.2022 AutoElektromobilität: Lukas Meyer aus Mellingen ist Pilot und fuhr mit seinem Tesla Model S sogar schon bis nach Norwegen ins «Teslaparadies»
Lukas Meyer fing mit einem Hybrid an und wechselte dann auf einen Tesla – vor allem wegen der Technik und wegen des Designs. Heute ...
Elektromobilität: Lukas Meyer aus Mellingen ist Pilot und fuhr mit seinem Tesla Model S sogar schon bis nach Norwegen ins «Teslaparadies»
Lukas Meyer fing mit einem Hybrid an und wechselte dann auf einen Tesla – vor allem wegen der Technik und wegen des Designs. Heute sagt er: «Ich kann nicht mehr zurück.»
Alles fing damit an, dass Meyer seinen alten Diesel-Peugeot gegen einen Opel Ampera tauschte. Ebenfalls ein Fahrzeug, das damals seiner Zeit voraus war. Der Plug-in-Hybrid fährt zwar rein elektrisch, einen Teil seiner Energie zieht er aber aus einem Generator, der mit Hilfe eines Benzinmotors Strom erzeugt. «Da habe ich die Hemmschwelle vor dem elektrischen Fahren überwunden», erzählt der Linienpilot. Als dann vor 6,5 Jahren abermals ein Autokauf anstand, wechselte er auf einen Tesla Model S – eine vollelektrische Limousine für über 100 000 Franken. Er habe das Auto aber nicht in erster Linie aus umweltpolitischen Gründen gekauft: «Die Optik, das neue Interface und die Leistung haben mir gefallen», berichtet Meyer. Die damals erhältlichen Elektroautos habe er einfach nicht schön gefunden. Das verbreitete Image eines typischen Teslafahrers, der sich etwas darauf einbildet, ein Elektroauto zu fahren, weist er weit von sich: «Man ist damit nicht der grosse Umweltschützer, aber auch keine Umweltsau», relativiert der 45-Jährige und berichtet, wie sich manche Leute anfangs fast provoziert gefühlt hätten von dem Elektroauto. Verbrenner und E-Antrieb gegeneinander auszuspielen, davon hält er nicht viel. Aber die neue Antriebstechnologie begeistert ihn nach wie vor: «Der Wirkungsgrad ist genial. Beim Verbrenner gehen 80 Prozent der Energie in die Wärme und nur 20 Prozent in die Bewegung, beim Elektroauto ist es umgekehrt», schwärmt Meyer. Ebenfalls bemerkenswert findet er die sogenannte «Rekuperation», bei der die Bremsenergie in Strom umgewandelt wird und nebenbei die Bremsen geschont werden. Einen kleinen Wermutstropfen hat die Technik aber: «Meine Frau verträgt die Negativbeschleunigung nicht gut», berichtet Meyer. Dennoch würde sie mittlerweile längere Strecken lieber mit dem komfortablen Tesla zurücklegen, statt mit ihrem Diesel-SUV.
Mellingen – Oslo und zurück
«Ich schaue nicht mehr darauf, welche Reichweite er anzeigt», wundert sich Meyer selbst, wie schnell er sich an das Fahren eines Elektroautos gewöhnt hat. Sein älteres Teslamodell hat immerhin eine Reichweite von 400 Kilometern mit einer Batteriefüllung – heute Standard, 2015 ein Topwert. «Aber wer fährt schon 400 Kilometer am Tag?», fragt der Swiss-Pilot, der normalerweise nur die 35 Kilometer zum Flughafen Kloten und zurück pendelt. Wenn er abends nach Hause kommt, ist sein Akku noch grösstenteils voll. Daher lädt er auch ausschliesslich in der heimischen Tiefgarage an einem eigens zum Parkplatz verlegten Stromanschluss mit bis zu 16 Ampere. Geladen wird über Nacht und nur bis zu 80 Prozent. Das schone die Batterie. «Die Supercharger nutze ich nie. Es wäre mir zu blöd, nach Dietikon zu fahren, nur um zu laden», gibt er zu. Supercharger, so heissen die Schnellladestationen, die Tesla nur für die eigenen Kunden in ganz Europa verteilt hat – vorwiegend an der Autobahn. «Das ist nicht gedacht für Leute aus der Region, sondern für die, die längere Strecken fahren», weiss Meyer, dessen Tesla schon 114 000 Kilometer auf dem Tacho hat.
Die längste Strecke, die seine Frau und er mit ihrem Elektroauto zurückgelegt haben, führte von Mellingen bis Oslo und dann über Stockholm wieder zurück – insgesamt rund 4000 Kilometer. Es war sozusagen ihr ganz persönlicher Reichweitentest: «Ich würde normalerweise nie mit dem Auto nach Norwegen fahren», so Meyer. Aufgrund des Ladenetzes von Tesla sei die Strecke aber kein Problem gewesen: «Ich musste alle vier Stunden Pause machen, um mir die Beine zu vertreten und nach 20 Minuten war der Akku fast wieder voll.» Ebenfalls praktisch: Das intelligente Navigationssystem kalkulierte die Ladestopps unterwegs bereits ein und führte ihn direkt zu den jeweiligen Superchargern.
Schöne neue Welt
«In Norwegen kommt man ins Teslaparadies. Das ist der Blick in die Zukunft», berichtet Meyer von seiner Exkursion nach Norwegen, wo Elektromobilität stark gefördert wird: «Da sieht man erst, wie es ist, wenn sich eine Gesellschaft auf so etwas einstellt. Die Ladeinfrastruktur ist dort kein Problem, da hinken wir hier hinterher.» Die Frage, ob Elektroautos die Zukunft sind, vermag er nicht zu beantworten: «Ich habe das Gefühl, es ist eine Zwischenlösung, aber ich bin überzeugt: Verbrenner sind nicht die Zukunft.»
Michael Lux


