Nach einer gefühlten Ewigkeit ging am vergangenen Mittwoch die Fasnacht am Rohrdorferberg mit der Verurteilung des Polteris los
Nein, dieses Jahr wurde der Polteri am Gruusige Mettwoch nicht wie üblich verbrannt. Das hat durchaus seine Gründe, der übliche Schauplatz, die ...
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging am vergangenen Mittwoch die Fasnacht am Rohrdorferberg mit der Verurteilung des Polteris los
Nein, dieses Jahr wurde der Polteri am Gruusige Mettwoch nicht wie üblich verbrannt. Das hat durchaus seine Gründe, der übliche Schauplatz, die Bänkliwiese stand leider nicht zur Verfügung.
Letztes Jahr fiel die Fasnacht gänzlich dem Coronavirus zum Opfer. Dank den Lockerungen der Corona-Massnahmen durch den Bundesrat steht heuer dem fröhlichen Treiben nichts mehr im Wege. Auch in Oberrohrdorf nicht, wo vergangenen Mittwoch die Gerichtsverhandlung im Fall Polteri stattfand. Das Spektakel fand aber nicht wie üblich auf der Bänkliwiese statt, diese wird zurzeit als Lagerplatz für die Bauarbeiten des Kantons benutzt. Deshalb wichen die Fasnächtler auf den Parkplatz des Restaurant Bänkli aus und mussten leicht improvisieren. Der Polteri, der für alle Schandtaten büssen muss, ging nicht in Flammen auf. Dennoch starb er, er fand in einem Sarg den spektakulären Tod mit viel Rauch, Feuerwerk und Lichterspektakel.
Anklage wiegt schwer
Ankläger Fidigeigei hatte anlässlich der Gerichtsverhandlung das erste Wort. Seine Vorwürfe an Polteri wiegen schwer. Er musste für alles büssen, was im vergangenen Jahr passiert war. Und das war natürlich allen voran das «Dräcksvirus»: «Ich weiss wer schuld isch a dem ganze, es isch de Polteri mit sim dicke Ranze». Auch die Freiheitstrychler bekamen ihr Fett ab, ebenso die «Poserchläpf» wie auch die Bauarbeiten beim Parkplatz des Gemeindehauses: «De Parkplatz bim Gmeindhus wird au saniert und wie in Oberrohrdorf üblich, au weder viel Geld dri gschmiert.» Der Ankläger hatte gleich noch einen Ratschlag an die Behörden, man solle doch für den Herrn Djokovic einen Tennisplatz errichten, damit er am Rohrdorferberg seinen Beruf ausüben könne. Schliesslich forderte der Ankläger Polteris Tod: «Verschwinde söll de Polteri i dem Sarg det, so dass mer ihn nie mehr gseht.»
Der Versuch Polteri zu entlasten
Das konnte Verteidiger Hidigeigei natürlich nicht so stehen lassen. Er versuchte sämtliche Register zu ziehen, genützt hatte sein Plädoyer aber wenig. Hidigeigei konnte den Tod des Polteris nicht verhindern. Er erwähnte zwar, dass das Virus nicht Polteri erfunden habe, sondern dass es tatsächlich aus China komme. Gerade wegen der vielen Mutanten brauche es den Polteri umso mehr. Auch beim Verteidiger waren die Freiheitstrychler Thema. Man solle doch anstelle der Trychler die Rohrdorfer Guggenmusiken an Demonstrationen schicken, denn nur die Guggenmusik sei der einzige Weg aus der Pandemie. Auch zum Bauvirus am Rohrdorferberg hatte Hidigeigei etwas zu sagen: «Tja, wie mer ghört, hed nid nur Corona sondern au de Bauvirus bi eus Izug ghalte. Strosse, Kreisel, Meierplatz … mer chönnt meine, de Gmeindrot will s ganze Dorf umgestalte. Und öppis ghört mer de Gmeindrot vor allem gern verzelle, i eusem Dorf sölled in Zuekunft tüüri Designerlampe d Stross erhelle.» Der Verteidiger forderte unmissverständlich einen Freispruch und warnte den Zunftmeister der Polterzunft: «Dänk dra Zufi
– wenn de Polteri verurteilsch, bisch du vo jetzt wäg sin Ersatz und i dere Chischte det äne hesch au du nächst Johr Platz.» Es nützte nichts, Polteri wurde verurteilt und fand den Tod im Sarg. Somit stand dem unbeschwerten Fasnachtstreiben in und um das Bänkliareal nichts mehr im Wege.
Benedikt Nüssli