Er ist der typische «Kurzstreckenläufer»
04.02.2022 AutoElektromobilität: Erich Fischer aus Stetten pendelt mit seinem kleinen französischen Elektroflitzer zur Arbeit nach Zürich
Es sind vor allem pragmatische Gründe, warum Fischer im Alltag mit dem E-Auto unterwegs ist. Elektromobilität sieht er nicht als perfekte ...
Elektromobilität: Erich Fischer aus Stetten pendelt mit seinem kleinen französischen Elektroflitzer zur Arbeit nach Zürich
Es sind vor allem pragmatische Gründe, warum Fischer im Alltag mit dem E-Auto unterwegs ist. Elektromobilität sieht er nicht als perfekte Lösung für die Zukunft.
Der ehemalige Eigentümer von «Rüsstal Chili», der hauptberuflich im Sicherheitsbereich einer Bank arbeitet, pendelt täglich zur Arbeit nach Zürich. Für die 50 Kilometer Arbeitsweg suchte er vor sechs Jahren einen neuen, günstigen Kleinwagen. Bei einem lokalen Citroënhändler wurde er fündig. Der Vorführwagen, ein Citroën C-Zero, war nicht nur relativ günstig, sondern überzeugte trotz nur 66 PS auch bei der Probefahrt: «Auf der Mutschellen-Bergstrecke hat es sich sensationell angefühlt. Man hat die volle Leistung von unten bis oben. Man kann auch mit 100 km/h noch Gas geben und es passiert etwas», schwärmt Fischer. Eine Besonderheit von Elektroautos ist es, dass das volle Drehmoment vom Start weg zur Verfügung steht und sich nicht erst langsam aufbaut, wie bei einem Verbrennermotor.
Kein Ultra-Grüner
Dass sein E-Auto beim Betrieb kein CO2 ausstösst, war für den 60-Jährigen ein positiver Nebeneffekt: «Ich bin kein Ultra-Grüner oder alternativ, aber ich finde, wenn man etwas machen kann, soll man das tun». Dennoch glaubt er nicht, dass Elektroautos allein die Zukunft sein werden: «Ich denke, man müsste etwas anderes finden», sagt er mit Verweis auf die Umweltbelastungen, die bei der Herstellung, bei der Förderung von seltenen Erden sowie bei der Entsorgung gebrauchter Akkus entstehen. Entscheidend sei ausserdem, wie der Strom aus der Steckdose produziert werde. Bei den Fischers ist es – wie bei vielen Haushalten – ein Strommix, also nicht zwingend «grüner» Strom aus regenerativen Energiequellen.
Ausreichend Reichweite?
Punkto Reichweite kann der mittlerweile nicht mehr produzierte C-Zero nicht mit aktuellen Modellen mithalten. Statt mehrerer hundert Kilometer kommt der 2009 in der Schweiz lancierte Kleinwagen auf dem Papier maximal 160 Kilometer weit: «100 Kilometer ist das, was ich mich getraue zu fahren», berichtet Fischer. «Als der Wagen neu war, konnte ich zweimal nach Zürich und zurück fahren und hatte noch Kapazität.» Nach sechs Jahren und rund 60 000 gefahrenen Kilometern lasse die Ladekapazität der Batterie langsam nach. Die Reichweite hänge ausserdem von den Temperaturen ab: «Im Winter ist die Ladeleistung schwächer und er lädt langsamer», so Fischer. Die Reichweiteneinbusse durch die eingeschaltete Heizung betrage ausserdem rund 20 Prozent. Um Einbussen im Sommer zu vermeiden, lasse er die Klimaanlage meist aus und öffne stattdessen das Fenster. «Wenn man sich nur in der Umgebung bewegt, oder als Stadtauto ist das trotzdem völlig ausreichend», findet der Kurzstreckenfahrer. Zumal Fischer im Alltag zwar meist mit dem wendigen Elektroflitzer unterwegs ist, für längere Fahrten oder wenn etwas mehr Gepäck geladen werden muss, besitzt er noch einen Kompakt-SUV.
Laden: nur zu Hause
Die oft kritisierte, mangelnde Ladeinfrastruktur kümmert Fischer derzeit nicht: «Wir haben noch nie in Betracht gezogen, unterwegs zu laden», erklärt er. Zu 99 Prozent lade er seinen Citroën in der Garage der Mehrfamilienhaussiedlung an der herkömmlichen Haushaltssteckdose. Dass es dort acht bis 10 Stunden dauert, bis die 16-kWh-Batterie voll ist, stört ihn ebenfalls nicht: «Wenn ich abends heimkomme und er ist leer, stecke ich ihn ein und am Morgen ist er wieder voll geladen». Eine Lademöglichkeit zu Hause empfiehlt Fischer aber jedem, der sich ein Elektroauto anschaffen möchte. Wer über keine eigene Garage verfügt, sollte sich in jedem Fall vorher beim Vermieter informieren.
Sparen beim Fahren und im Service
Der Kostenfaktor spielte beim Kauf für Fischer eine grosse Rolle. Zwar sind E-Autos im Schnitt deutlich teurer als Autos mit Verbrenner, die Preise sinken aber. Und im Betrieb und Service bietet ein Elektromobil entscheidende Vorteile: «Es ist deutlich kostengünstiger als ein Benziner», erklärt Fischer. Die Stromkosten für 100 Kilometer würden nur rund drei Franken betragen – kein Vergleich zu einem Benziner, der 8,5 Liter auf 100 Kilometer schlucke. Ausserdem sei das Auto beinahe wartungsfrei: «Man hat keine Kupplung, keinen Keilriemen, keinen Ölwechsel.» Der Service beschränke sich im Grossen und Ganzen auf den Bremsen-Check und das Nachfüllen der Scheibenwaschflüssigkeit, so Fischer. Er könne sich sogar vorstellen, nur noch ein E-Auto zu fahren, sobald er einmal in Pension gehe: «Wenn man mit vernünftiger Fahrweise 400 Kilometer schafft, wäre das durchaus eine Alternative.»
Michael Lux


