Nervenkitzel in der Nacht oder kein Interesse?
22.02.2022 Region ReusstalEine Umfrage von letzter Woche von Debora Gattlen und Heidi Hess: «Wie haben Sie die Olympischen Winterspiele erlebt?»
Die Olympischen Winterspiele in Beijing 2022 sind seit Sonntag Geschichte. Trotz kritischer Haltung zum Austragungsort China, fieberten viele mit unseren Athleten ...
Eine Umfrage von letzter Woche von Debora Gattlen und Heidi Hess: «Wie haben Sie die Olympischen Winterspiele erlebt?»
Die Olympischen Winterspiele in Beijing 2022 sind seit Sonntag Geschichte. Trotz kritischer Haltung zum Austragungsort China, fieberten viele mit unseren Athleten mit.
Spannend waren sie. Und das, obwohl die Winter-Spiele zu Beginn wegen des fehlenden Schnees für die meisten gewöhnungsbedürftig waren. Eine Mondlandschaft mit Kunstschneebändern. Zudem waren viele mit dem Austragungsort China, ein Überwachungsstaat, nicht einverstanden. Trotzdem verfolgten vom 4. bis 20. Februar viele «Reussbote»-Leser und -Leserinnen und Menschen aus dem Einzugsgebiet die Top-Leistungen der Olympioniken. Sie drückten vor allem den Schweizer Athleten die Daumen. Für unsere Skiasse standen, trotz Zeitverschiebung, einige sogar mitten in der Nacht auf. Und sie wurden dafür belohnt. Allein fünf Goldmedaillen räumten Beat Feuz, Corinne Suter (beide Abfahrt), Lara Gut-Behrami (Super-G), Marco Odermatt (Riesenslalom) und Michelle Gisin (Kombination) ab. So viele olympische Goldmedaillen schaffte vorher keine Nation in den alpinen Skidisziplinen. Dazu kamen noch zwei weitere Goldmedaillen, eine für Ryan Regez (Ski Cross) und eine ging an Mathilde Gremaud (Slopestyle). Geschaut wurden aber nicht nur Skiwettbewerbe, sondern auch Eishockey oder Curling. Bei der Umfrage fragte der «Reussbote» nicht nur Menschen auf der Strasse, sondern auch die Sportprominenz im Reusstal: OL-Läuferin und Nationalrätin Ruth Humbel, Teilnehmer des Infernorennens am Schilthorn Philipp Binggeli, Wasserspringerin Michelle Heimberg und Ex-Präsident des FC Mellingen, Dani Schmid.
Ruth Humbel (64) Birmenstorf
Feuz, Odermatt, Gut, Suter, Gisin, Holdener… – unsere Skistars brillieren an den Olympischen Spielen und erfüllen unser aller Sportlerherz mit Stolz und Freude. Genial die Topleistungen, genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir leiden aber auch mit unseren Pechvögeln wie Smith, den Eishockeyanern oder den Curlern. Spitzenleistungen der Sportlerinnen und Sportler ist das eine. Die «olympische Blase» das andere. Kunstschnee über grünen Hügeln, perfekte Infrastruktur zwar, aber abgeriegelte Stadien und Zensur im Überwachungsstaat. Ein Sportfest ist etwas anderes. Es ist Zeit, die Olympischen Winterspiele wieder zurück in Wintersportnationen zu bringen mit weniger Pomp, dafür mit Schnee und Begeisterung. Im antiken Griechenland waren Olympische Spiele sportliche Wettbewerbe zu Ehren der Götter. Heute sind die Olympischen Spiele eine gigantische Propagandamaschine für Diktatoren, hofiert vom IOC als deren willige Zudiener und Verräter der olympischen Idee. (hhs)
Philipp Binggeli (50) Birmenstorf
Ich fiebere natürlich mit unseren Skistars mit und freue mich für sie, wenn sie eine Medaille holen für die Schweiz. Ich finde es aber auch immer grossartig, wenn mal ein Aussenseiter ein gutes Ergebnis erzielt. Ob Peking – aus was für Gründen auch immer – der richtige Austragungsort ist, will ich nicht kommentieren. An oberster Stelle muss der Sport und der olympische Gedanke stehen, nicht die Politik. Weil viele Wettkämpfe zeitlich verschoben sind, nachts stattfanden, ist bei mir das grosse Mitfiebern allerdings nicht so vorhanden. Für die Speed-Disziplinen der Alpinen bin ich dennoch früher aufgestanden. Besonders hat mich gefreut, dass Beat Feuz, Marco Odermatt, Lara Gut-Behrami, Corinne Suter und Michelle Gisin eine Goldmedaille holten, aber auch die Bronzemedaille von Wendy Holdener. Ich habe selber schon an Inferno-Rennen am Schilthorn teilgenommen. Als Extremsportler würde ich mich deswegen aber nicht bezeichnen. (hhs)
Michelle Heimberg (21) Fislisbach
Die aktuellen Olympischen Spiele in Peking verfolge ich aufmerksam und fiebere vor dem Fernseher mit meinen Schweizer Sportkollegen und -kolleginnen mit.
Die Erfolge des Schweizer Teams bereiteten mir sehr viel Freude und sind ausserdem ein Versprechen für die Zukunft. Dass die Olympischen Spiele auch die Gelegenheit bieten, Sportarten zu verfolgen, welche normalerweise nicht so viel Medienpräsenz erhalten, ist toll zu sehen und es zeigt auch, was diese Athletinnen und Athleten für unglaubliche Leistungen bringen. Schade ist jedoch, dass wie schon in Tokio vor ein paar Monaten auch jetzt in China durch die Einschränkungen nicht gross eine Stimmung zu spüren ist und die Leistungen nicht mit den Liebsten vor Ort gefeiert werden können. Es ist zu hoffen, dass in zwei beziehungsweise vier Jahren die Olympischen Spiele wieder unter normalen Umständen stattfinden können. (hhs)
Daniel Schmid (54) Fislisbach
Ich habe alle Rennen der Schweizer Ski-Nati live mitverfolgt. Dafür habe ich jeweils um drei Uhr morgens den Wecker gestellt, dann gemütlich Frühstück gemacht und den TV eingeschaltet. Wenn Beat Feuz, Corinne Suter (beide Abfahrt), Lara Gut-Behrami (Super-G), Marco Odermatt (Riesenslalom) und Michelle Gisin (Alpine Kombination) unterwegs waren, habe ich selbstverständlich mitgefiebert. Es ist super, dass diese fünf Goldmedaillen holten. Enttäuscht war ich, dass unsere Eishockey-Nati im Viertelfinal gegen die Finnen ausschied. Ich hätte mehr erwartet. Ansonsten habe ich auch tagsüber andere Sportarten mitverfolgt. Ab 16 Uhr habe ich im Andalusia für meine Gäste den TV eingeschaltet. So konnten sie die Aufzeichnungen anschauen. Auch wenn die Olympischen Winterspiele spannend waren, bin ich froh, wenn sie vorbei sind und ich wieder normal schlafen kann. Zum Austragungsort will ich mich nicht äussern. (dg)
Renate Gerspach (66) Stetten
Eigentlich hätte ich Zeit, um die Olympischen Winterspiele zu verfolgen. Ich habe darauf verzichtet. Für mich ist es nachvollziehbar, dass viele mit dem Austragungsort China wegen der politischen Situation nicht einverstanden sind. Ich finde es schade, dass andere Länder nicht die Courage haben, sich als Austragungsort zur Verfügung zu stellen. Da jedes Mal der Anlass gesteigert wird, ist es für viele finanziell nicht mehr tragbar. Deshalb wäre es sinnvoll, mehrere Länder als Austragungsort zu nehmen. Vor allem sollten bereits vorhandene Infrastrukturen genutzt und nicht alles neu aus dem Boden gestampft werden. Viel wichtiger an einem solchen Anlass ist, dass die Athleten eine überdurchschnittliche Leistung zeigen, um überhaupt teilnehmen zu können. Wenn keine Goldmedaille gewonnen wird, wird das leider von den Medien und auch vom Publikum nicht honoriert. (dg)
Peter Brügger (73) Mellingen
Ich finde es schade, dass die Olympischen Winterspiele in Länder vergeben werden, die keinen Schnee haben. Da ist immer Geld im Spiel. In China wird zudem die Bevölkerung unterdrückt und hat nichts zu sagen. Das trübt leider den olympischen Gedanken. Ich habe sie mir trotzdem teilweise angeschaut. So habe ich beim Eishockey mitgefiebert. Leider sind die Schweizer wegen fehlendem Kampfgeist im Viertelfinal gegen die Finnen ausgeschieden. Das Skifahren habe ich nicht speziell verfolgt. Selbstverständlich freue ich mich über die Medaillen, davon sogar fünf Mal Gold. Live angesehen habe ich Curling. Diese Sportart ist ansonsten in den Medien nicht so präsent. Trotzdem ist das ein spannender Sport. Es ist schade, dass die Männer so früh ausschieden. Die Frauen waren deutlich besser. Leider haben sie die Bronzemedaille verpasst. (dg)
Jessica Wiederkehr (25) Stetten
Wir haben als ganzes Team von Blumen Flückiger am 13. Februar die Fahrt von Marco Odermatt live miterlebt. Wir waren an den Vorbereitungen für den Valentinstag. Alle haben mitgefiebert. Es war sehr emotional und wir haben uns sehr über den Sieg von ihm gefreut. Er hat ihn verdient, nachdem er in der Abfahrt leer ausging. Es ist schön, dass er in so jungen Jahren so viel Erfolg hat. Er hatte auch den Mut, das Set-up zu wechseln. Super finde ich auch den Doppelsieg von Michelle Gisin. Auch die restlichen Olympischen Winterspiele konnten wir bei der Arbeit am Radio mitverfolgen.
Gewöhnungsbedürftig war zu Beginn der Olympischen Winterspiele der fehlende Schnee. Zum Glück schneite es nachher. Die Vergabe ist jeweils eine Geldfrage. Trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass nicht alles neu aus dem Boden gestampft wird. (dg)
Hansjörg Schulthess (65) Wohlenschwil
Für die Abfahrt von Beat Feuz bin ich aufgestanden. Bei den anderen Alpinen Disziplinen war ich meist wach, da ich als Wirt des Restaurant Centrals eh um sieben Uhr in Stetten bin. Ich finde es super, dass unsere Ski-Alpinen eine so herausragende Leistung zeigten und gleich fünf Goldmedaillen abräumten. Ebenfalls aufgestanden bin ich für das Curling. Nachdem die Männer ausschieden, drückte ich für die Frauen die Daumen. Schade, dass sie die Bronze-Medaille verpassten.
Zu Beginn haben mir die Olympischen Spiele wegen des fehlenden Schnees und des Windes nicht gefallen. Sicherlich waren die Anlagen top, wie auch die Skisprung-Schanze. Fragt sich nur, wer sie nachher nutzt. Darum ist es für mich fraglich, weshalb die Olympischen Spiele in der heutigen Zeit an China vergeben wurden. An einen Ort, an dem es ohne Kunstschnee nicht geht. (dg)
Valeria Raffinger (77) Niederwil
Ich habe nicht viel von den Olympischen Winterspielen gesehen. Da ich während den Olympischen Winterspielen krank war, habe ich trotzdem zwischendurch eingeschaltet. Skifahren interessiert mich nicht so. Dass die Schweiz gut abschnitt, habe ich aus der Zeitung erfahren. Ich schaute lieber Eiskunstlauf mit der Goldmedaille im Paarlauf für die Franzosen. Auch Bobfahren habe ich geschaut. Als gebürtige Ungarin habe ich beim Shorttrack mitgefiebert. Schön ist, dass Liu Shaoang als erster Ungare Gold im Einzellauf holte. Seinem Bruder hingegen wurde die Goldmedaille im 500 Meter Shorttrack aberkannt und China siegte. Vielleicht hat es damit zu tun, dass er einen Chinesischen Vater hat. Ob der Austragungsort China gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Sicher ist, die Organisation der Olympischen Winterspiele war gut. Jedes Land hat Vor- und Nachteile. (dg)









