Sie suchen Nachfolger, die ihre Rebstöcke pflegen
22.02.2022 Wohlenschwil, Region ReusstalNach einem Hirnschlag hat sich bei René Meier viel verändert, aber die Erfolgsgeschichte des «Laubisbächlers» soll weitergehen
Etwa 300 Rebstöcke hegen und pflegen Silvia und René Meier in Wohlenschwil. Jetzt suchen sie Nachfolger für diese emotionale ...
Nach einem Hirnschlag hat sich bei René Meier viel verändert, aber die Erfolgsgeschichte des «Laubisbächlers» soll weitergehen
Etwa 300 Rebstöcke hegen und pflegen Silvia und René Meier in Wohlenschwil. Jetzt suchen sie Nachfolger für diese emotionale und sinnliche Aufgabe.
Aufmerksame Leser der Gemeindenachrichten staunten nicht schlecht, als sie folgenden Aufruf lasen: «Seit einigen Jahren hegen und pflegen wir am Laubisbach ca. 300 Rebstöcke, je hälftig mit Siramé- und Maréchal-Rebsorten. Aus gesundheitlichen Gründen sind wir leider nicht mehr in der Lage, diese Reben selber zu betreuen. Deshalb suchen wir baldmöglichst zwei bis drei interessierte Personen, welche an Rebenarbeiten Freude haben und Weinliebhaber sind.» Hinter diesem Aufruf stehen Silvia (60) und René (71) Meier aus Wohlenschwil.
Hegen, pflegen und nutzen
«Vor genau einem Jahr hatte ich einen Hirnschlag. Seither bin ich nicht mehr dieselbe Person, vieles hat sich verändert und mir fehlen die Kräfte meiner Passion, dem Rebenpflegen nachzugehen», gesteht René Meier nachdenklich. Ein derber Schlag, denn jetzt ist Meier, zusammen mit seiner Frau Silvia, auf der Suche nach Nachfolgern, die mit dem gleichen Enthusiasmus und noch mehr Leidenschaft die ungefähr 300 Rebstöcke hegen und pflegen. «Loslassen ist angesagt», ergänzt der Wohlenschwiler zeitgleich.
Meiers planten im Jahr 2012 ihren Umschwung ums Haus neu und es war Silvia, die mehr aus reiner Neugierde kurzerhand beschloss, Rebstöcke anzupflanzen. Die beiden hatten keinerlei Erfahrung im Rebanbau, eigneten sich in den darauffolgenden Jahren aber vieles selber an und machten wertvolle Erfahrungen. Die Rebstöcke kauften sie damals in Würenlingen, bei der Rebschule von Andreas Meier. Gekeltert wurde jeweils beim Weinbau Schraner in Kaisten. «Unsere Trauben hatten einen optimalen Oechslegrad und wir waren stolz, einen roten Qualitätswein, den wir «Laubisbächler» tauften unser eigen zu nennen», berichten die beiden Winzer erfreut. Ein echter Biowein übrigens. Denn auf Schädlingsbekämpfung wurde gänzlich verzichtet und wenn es doch einmal nötig war, dann achteten die beiden darauf, dass sie biologische Mittel einsetzten.
Siramé- und Maréchal Rebsorten
Die Sorte Siramé ist eine Neuzüchtung der Rebschule Meier. Sie finden sowohl als Keltertraube wie auch als Tafeltraube Anklang. Sie weisen ein lockeres Gerüst auf mit Beeren, die bis zu 15 mm gross werden. Die Pilzwiderstandsfähigkeit reicht aus, um auf eine vorbeugende Anwendung von Fungiziden verzichten zu können.
Die nach dem berühmten General aus dem Ersten Weltkrieg benannte französische Hybridrebe Maréchal Foch ist eine gutbekannte Standardsorte mit früher bis mittelfrüher Reife. Sie hat ein starkes Wachstum und sollte deshalb nicht zu eng gepflanzt werden. Die Trauben sind mittelgross mit kleinen Beeren, die bei schlechtem Blühwetter verrieseln können. Je nach Reifegrad und Art entstehen Weine mit dem Charakter eines kräftigen Blauburgunders oder eines südländischen Weines, die bisweilen etwas rauh wirken oder gar eine etwas grasige Note aufweisen. Wer den feinen «Laubisbächler» gerne mal kosten möchte, kann dies anlässlich des Wohlenschwiler Dorffestes tun (8. bis 11. September 2022). Er wird im Beizli «Höhlgrotte» ausgeschenkt.
Herbert Schmid hilft
Da hinter professionellem Rebanbau doch ein bisschen mehr steckt und ein umfangreiches Grundwissen sicher von Vorteil ist, holten sich Meiers im Laufe der Jahre Herbert Schmid mit ins Boot. Er ist Co-Präsident der Weinbaugenossenschaft Birmenstorf und ein fundierter Kenner der regionalen Weinszene. Schmid würde die interessierten Personen auch sorgfältig in die Welt der Rebenpflege und -arbeiten einführen (sechs Einheiten à je zweistündiger Instruktion mit Theorie und praktischem Teil).
Ab April bis August werden allfällige Rebenknospen ausgebrochen, es wird eingeschlauft, angebunden, ausgelaubt und Gras geschnitten. Für dies rechnet Schmid pro Woche je einen ca. fünfstündigen Einsatz. Für die Ernte, also die «Wümmet» der Terrassenreben (ab September/Oktober) kann ungefähr ein Tag eingeplant werden. «Das Erste, das jetzt aber ansteht, ist das Zurückschneiden der Reben bis Ende März», ergänzt Schmid. «Für diesen Einsatz werden ungefähr 15 Stunden benötigt», sagt der engagierte Routinier.
Isabel Steiner Peterhans
Weitere Informationen gibt es bei Silvia und René Meier, Sonnenweg 6, Telefon 079 638 31 31, rene.silvia@bluewin.ch