«Nein» zu Klischees und Vorurteilen
01.03.2022 Mellingen, Region ReusstalDie Kulturkommission Mellingen unterstützt das Projekt «Pipes» des Kulturschaffenden Sujanth Ravichandran
«Pipes» ist ein Kurzfilm mit Tiefgang. Tabus werden ohne Umschweife angesprochen. Just erhielten Sujanth Ravichandran und seine beiden Mitstudenten eine ...
Die Kulturkommission Mellingen unterstützt das Projekt «Pipes» des Kulturschaffenden Sujanth Ravichandran
«Pipes» ist ein Kurzfilm mit Tiefgang. Tabus werden ohne Umschweife angesprochen. Just erhielten Sujanth Ravichandran und seine beiden Mitstudenten eine Finanzspritze an das Bachelor-Projekt. Geht es nach ihnen, soll der Film beim Animationsfilmfestival Fantoche gezeigt werden.
Er ist ambitioniert. Sujanth Ravichandran (29) will seine Leidenschaft, die Filmanimation, zu seinem Beruf machen. Dafür studierte er in den letzten drei Jahren an der Hochschule für Design und Kunst Luzern «Animation». «Die drei Jahre vergingen wie im Flug», sagt er. Das Studium habe sich trotz der finanziellen Einschränkung gelohnt. Um sich das Studium zu finanzieren, jobbte der gelernte Polymechaniker am Wochenende. Im Sommer steht nun der Abschluss an. Die Bachelor-Arbeit – ein dreiminütiger Animationsfilm – ist die Krönung. Ein Projekt, das Ravichandran mit seinen beiden Mitstudenten Jessica Meier und Kilian Feusi realisiert. «Ich fand das Thema gut und es ist als Animationsfilm gut umsetzbar», sagt er. «Deshalb entschied ich mich, beim Projekt mitzumachen. Ich habe hauptsächlich in der visuellen Gestaltung mitgeholfen. Trotz der ‹Rollenverteilung› machen wir im Team alles zusammen.»
Film wird für Abschluss benotet
Der Film basiert auf einem echten Erlebnis des Team-Kollegen. Die Idee für den Animationsfilm entstand, als dieser sich eines Nachts plötzlich in einem Fetischclub für Schwule wiederfand. Der Film zeigt, wie zwei scheinbar gegensätzliche Welten – das gutbürgerliche Klempner-Leben und das Nachtleben eines schwulen Fetischliebhabers – aufeinandertreffen. Sind die beiden wirklich so gegensätzlich? Mit den gezeigten Schnittpunkten wollen die drei Filmschaffenden bewusst das Publikum zum Schmunzeln bringen und innere Konflikte aufzeigen. «Indem wir unseren Klempner in diese Welt stolpern lassen, wollen wir die Reibungen, die aufgrund der Vorurteile entstehen, zum Vorschein bringen und schliesslich platzen lassen», sagen sie. «Der Film ist stolz verkehrt, sex-positiv, humorvoll mit einer guten Portion Kitsch gewürzt.»
Animationsfilmfestival in Baden
Für den Animationskurzfilm betrieb das Trio während eines Jahres einen enormen Aufwand. «Wenn die gezeichneten Bilder zum ‹Leben› erweckt werden, ist das ein sehr schöner Moment und entschädigt für den riesigen Aufwand», sagt Ravichandran. Der Film soll daher nicht nur als Bachelor-Arbeit dienen, sondern auch grösserem Publikum gezeigt werden. «Wir werden ihn für das Animationsfilmfestival Baden einreichen», sagt er. «Wird der Film nominiert wird er am Festival gezeigt.» Und das wäre für unser Werk der Ritterschlag. Der Anlass in Baden ist der grösste Event für Animation in der Schweiz. «Dank der Finanzspritze der Kulturkommission von 1000 Franken können wir den Animationsfilm noch professioneller machen.»
Eigenes Studio angepeilt
«Ich zeichne seit ich klein war sehr gerne», sagt Ravichandran. Heute zeichnet der Mellinger vor allem Illustrationen, Comics und Animation. Sein Traumberuf seit seiner Kindheit ist bis heute der gleiche geblieben. Er möchte Zeichentrickfilm-Designer werden. In der Schweiz ist das kein leichtes Unterfangen. Nach dem Schulabschluss in Mellingen lernte Ravichandran Polymechaniker und betrieb seine künstlerische Seite als Hobby. Vor drei Jahren wagte er mit seinem Animations-Studium den Schritt beruflich in die künstlerische Welt zu wechseln. Bis er davon leben kann, will er nach dem Studium 50 Prozent als Polymechaniker und 50 Prozent im Animations-Bereich als Freelancer arbeiten. Sein grosser Traum: ein eigenes Animations-Studio aufzubauen. Zurzeit ist der Endspurt in seinem Studium angesagt. «Es macht sehr viel Spass mit Gleichgesinnten jeden Tag zusammen zu sein», sagt er. «Ich konnte während des Studiums meine Fähigkeiten im Gestalten verbessern und bin auch persönlich gewachsen.» Er ist auf jeden Fall überzeugt davon, dass er seinem Traum 2D-Animator zu werden, einen grossen Schritt nähergekommen ist.
Debora Gattlen


