Kein Aprilscherz, der Frühlingsball ist am 1. April
25.03.2022 Region ReusstalFünf Oberstufenschülerinnen und -schüler aus Mellingen und Stetten erzählen, wie es ihnen nach zwei Jahren Pandemie geht
Fünf Jugendliche schauen zurück und blicken voraus. Sie sind ernsthaft, sie haben Humor und sie sagen, worauf sie sich jetzt besonders ...
Fünf Oberstufenschülerinnen und -schüler aus Mellingen und Stetten erzählen, wie es ihnen nach zwei Jahren Pandemie geht
Fünf Jugendliche schauen zurück und blicken voraus. Sie sind ernsthaft, sie haben Humor und sie sagen, worauf sie sich jetzt besonders freuen.
m 16. Februar hat der Bundesrat die schweizweiten Massnahmen gegen die Corona-Pandemie grösstenteils aufgehoben. Fünf Jugendliche aus Mellingen und Stetten im Alter von 14, respektive 15 Jahren, geben mit ihren Aussagen Einblick, was sie in den letzten zwei Jahren rund um die Pandemie beschäftigte und wie sie jetzt die Lockerungen erleben. Das Gespräch wurde im Rathaus in Mellingen geführt. Das Treffen kam auch dank der Unterstützung von Marvin Kingsley, Jugendbüro Mellingen-Wohlenschwil, zustande.
◆ Wie war eure Reaktion, als klar wurde, dass nach zwei Jahren Pandemie Lockerungen kommen, Maskenund Zertifikatspflicht beendet sind?
Svenja: Ich singe in einem Jodelchor. Wir haben immer geprobt, allerdings mit Masken und Abstand. Es wurde auch viel gelüftet. Das alles ist vorbei. Wir stehen wieder näher beisammen. Ausserdem findet dieses Jahr das Eidgenössische Jodlerfest statt – letztes Jahr fiel es aus, auch alle Auftritte ...
◆ Auf das Jodlerfest freust du dich?
Svenja: Ja. Weil das Eidgenössische Jodlerfest das Fest der Feste für Jodlerinnen und Jodler ist.
◆ Wie erlebten die Anderen die Lockerungen?
Meika: Als ich davon hörte, habe ich mich zunächst ziemlich gefreut, weil wir sehr lange kaum noch etwas mit Kolleginnen und Kollegen unternehmen konnten. Wir haben die Klasse nie ohne Masken erlebt. Dann aber überlegte ich mir, dass die Corona-Fallzahlen ohne Masken vielleicht wieder steigen. Und wieder Massnahmen nötig werden? Das möchte ich nicht. Ich hätte wohl langsamer geöffnet.
Elena: Ehrlich gesagt, ich habe mich gefreut. Mega lang musste man stets an die Maske denken. Das war unangenehm, ein Druck – wenn auch nachvollziehbar. Was das Zertifikat betrifft, so bin ich zwar geimpft. Aber nicht alle meiner Freundinnen und Freunde. Sie waren sehr erleichtert, dass sie sich nicht gegen ihren Willen haben impfen lassen müssen – manche unter ihnen hatten Corona und sind genesen ... Auch sie können nun zertifikatsfrei in den Ausgang oder ins Restaurant.
◆ Gibt es weitere Aspekte?
Meika: Ich habe Verwandte in Japan, auch Kollegen leben dort. Ich freue mich, dass Reisen auch ohne Quarantäne wieder möglich ist.
Joel: Man kann wieder Sportanlässe besuchen, zum Beispiel als Zuschauer einen Eishockeymatch.
Elena: Ich kann mir allerdings kaum noch vorstellen, an ein Konzert zu gehen, mich in der Masse zu bewegen, vielen Menschen so nahe zu sein. Auch einem Lehrer die Hand zu geben ... Das wurde während der Pandemie zur Normalität, war aber früher undenkbar.
Joel: Auf Hände schütteln könnte ich gut verzichten. Ich fand es gut, dass man ins Schulzimmer laufen und der Lehrerin «grüezi» sagen konnte.
◆ Ihr habt Nähe verlernt? Denkt ihr, das wird sich wieder ändern?
Meika: Mit der Zeit schon ...?
◆ Aber ihr habt euch ja trotzdem auch mal unter Freundinnen und Freunden umarmt, oder?
Elena: Ja, auch während der Pandemie (alle kichern ...).
◆ Ihr musstet auf den Weihnachtsball verzichten. Manche unter euch sogar zweimal.
Joel: Unser Weihnachtsball wurde abgesagt. Wir planten aber intern, mit der Klasse einen Anlass. Leider konnte auch dieser Anlass wegen Corona zunächst nicht stattfinden. Jetzt sind wir erneut am Planen. Und wir haben freie Fahrt ...
Elena: Das erste Mal waren wir schon traurig. Wir hatten uns alle auf den Ball gefreut. Bei der zweiten Absage haben wir uns bereits daran gewöhnt, dass geplant und abgesagt wird. – Aber an der Bezirksschule soll es einen Frühlingsball geben. Am 1. April ...
◆ ... kein Aprilscherz?
Elena: Nein (alle lachen). Das wäre ja noch schöner...
◆ Seit wann wisst ihr das?
Meika: Ich habe es im Schülerrat erfahren und der Klasse weitergeleitet.
Svenja: Geplant war ein Ball auch letztes Jahr für den Frühling, er wurde dann aber abgesagt.
Elena: Jetzt ist es glaubhafter, wegen der Lockerungen.
◆ Das freut mich für euch. Wie sieht es beim Sport und anderen Freizeitaktivitäten aus?
Philip: Ich bin mit Joel im Unihockey-Team. Wir machen auch beide Musik im Jugendspiel Rohrdorferberg. Konzerte wurden abgesagt, es gab eine lange Pause beim Jahreskonzert.
Joel: Wegen Corona kam es möglicherweise auch zu Austritten. Vielleicht verloren manche den Spass?
Philip: Vielleicht fehlen deswegen Jugendliche im Jugendspiel? Es gab Phasen während der Pandemie, da konnten wir überhaupt nicht proben oder nur mit Abstand. Wir Schlagzeuger probten auch mit Masken.
◆ Ihr seid in der Oberstufe. Wie war die Vorbereitung auf die Berufswahl?
Joel: Ich wollte in den Sportferien eine Schnupperlehre machen. Bei einem Betrieb erhielt ich zunächst eine Absage. Schliesslich konnte ich bei einem Holzbau-Unternehmen schnuppern.
Philip: Bei uns wurde alles abgesagt. Wir hätten für die Berufswahl das Paul-Scherrer-Institut (PSI) besuchen können. Das hätte mich interessiert. Inzwischen sind die Lehrpersonen wieder am Planen.
Svenja: Ich weiss seit letztem Herbst, was ich machen will. Ich will Geomatikerin, Vermessungszeichnerin werden und weiss, wo ich mich bewerben will.
Elena: Schnuppern ist vorbei. Im Februar vor einem Jahr musste ich eine Schnupperwoche verschieben. Ich konnte bei der Betreuung von beeinträchtigen Menschen schnuppern. Es war für alle eine Herausforderung, hinter den Masken die Mimik der Menschen zu deuten. Nach der Oberstufe werde ich im Sommer die Fachmittelschule in Wettingen besuchen.
◆ Eine Abschlussreise war möglich?
Elena: Ja, bereits im Herbst. Und im Sommer werden wir alle zusammen ein grosses Abschlussfest feiern.
◆ MancheJugendliche litten an psychischen Problemen in den zwei Jahren Pandemie. Wie ging es euch?
Meika: Als Corona vor zwei Jahren begann, kam es im März 2020 zu einem langen Lockdown. Meine Eltern arbeiten beide, zwar zu Hause, aber für sich. Ich war in meinem Zimmer und fühlte mich schon ziemlich alleine.
◆ Es kam nur einmal zu einer langen Schulschliessung.
Meika: Ich bin froh, dass es keinen weiteren Lockdown für die Schule gab.
Svenja: Ich hatte höchst ungern Masken an.
◆ Habt ihr ähnliche Spannungen erlebt?
Philip: Ich erlebte Diskussionen zwischen Ungeimpften und Geimpften.
◆ Denkt ihr, damit ist Schluss nach Aufhebung aller Einschränkungen?
Elena: Vielleicht spürt man es weniger. Aber ich glaube, die Meinungen werden bei diesen Themen weiterhin auseinander gehen. Aus meiner Sicht lohnt es sich nicht, darüber lange Diskussionen zu führen. Das führt höchstens zu Streit. Beide haben ihre Meinungen. Man kann das akzeptieren.
Heidi Hess
Dieses Gespräch wurde am 25. Februar geführt, einen Tag nach Kriegsausbruch in der Ukraine. Der Krieg wurde nicht thematisiert. – Bereits im Dezember 2020 führte der «Reussbote», mitten in der Pandemie, ein ähnliches Gespräch.






