«Ich argumentiere gerne auf rationaler Ebene»

Fr, 22. Apr. 2022

Ersatzwahl Bezirksgericht Baden (Teil 1): Rainer Saner (Die Mitte) aus Birmenstorf stellt sich am 15. Mai als Bezirksrichter zur Wahl

Rainer Saner steht kurz vor der Pensionierung. Der Tierarzt, dessen Frau Mitglied im Grossen Rat ist, will auch danach etwas «Sinnstiftendes» für die Gesellschaft tun. Er bezeichnet sich selbst eher als «Analytiker» und diskutiert gerne komplexe Probleme.

Das Rampenlicht habe er nie gesucht, erklärt Rainer Saner gleich zu Beginn des Gesprächs. Seiner Frau, der Grossrätin Edith Saner, stand er während deren politischer Karriere dagegen stets zur Seite – und wahrte dabei selbstverständlich Verschwiegenheit: «Über den Küchentisch ist nie etwas hinausgegangen», schmunzelt er. Integrität und Verschwiegenheit sind zwei Charaktereigenschaften, die er für das Amt eines Bezirksrichters als wichtig erachtet. Saner ist ebenfalls Mitglied der Partei «Die Mitte» und war lange im Vorstand in Birmenstorf engagiert. Die Ideen der Partei deckten sich in vielen Punkten mit seiner Lebenshaltung, erklärt der 62-Jährige, der im Kanton Solothurn in einer CVPnahen Familie aufwuchs. Dazu zählt er Mehrstimmigkeit und Pluralismus, die seiner Meinung nach Grundeigenschaften einer echten Volkspartei sind: «Der politische Mensch in der Familie ist aber meine Frau», betont er und ergänzt: «Ich bin nicht so ein Diplomat, ich bin eher der Analytiker und argumentiere gerne auf rationaler Ebene.»

Tierarzt aus Leidenschaft
Mit seinem Beruf habe er sich einen Bubentraum erfüllt, erzählt der Tierarzt, der in Bern studierte und Anfang der 1990er-Jahre ein Weiterbildungsjahr in den USA verbrachte. Mit kurzer Unterbrechung arbeitet Saner seit 1987 bei Swissgenetics in Mülligen im Bereich Reproduktionsmedizin. «Ich habe 35 Jahre mit Freude in meinem Beruf gearbeitet», berichtet er. Während seines langen Berufslebens bekleidete Saner verschiedene Führungspositionen. Im Januar 2023 geht er jedoch in Frühpension. Längere Reisen hätten seine Frau und er für die Zeit danach nicht geplant. Stattdessen wollten sie weiterhin etwas Sinnvolles für die Gesellschaft leisten, so Saner. Durch die Pensionierung habe er nun die nötige Zeit und Flexibilität, um das Amt des Bezirksrichters auszufüllen: «Man muss sich Zeit nehmen, um sich seriös auf die Verhandlungen vorzubereiten», findet Saner. Nicht nur durch seinen Beruf, sondern auch durch die Tätigkeit in verschiedenen Stiftungs- und Verwaltungsgremien habe er die Fähigkeit, sich in komplexe Aufgaben einzuarbeiten und faktenbasierte Lösungen zu finden: «Ich bin gut darin, Akten und Dossiers zu studieren, mir daraus eine Meinung zu bilden und diese mit anderen zu diskutieren», fasst er nach seinen Stärken befragt zusammen. Ist es kein Nachteil für das Amt, nicht Jus studiert zu haben? «Diese Frage würde ich gerne in zwei bis drei Jahren im Amt beantworten», antwortet Saner bescheiden. Er habe sich diese Frage ebenfalls schon gestellt. Das System mit zehn Laienrichtern habe sich aber offensichtlich bewährt. Es würden dafür ausserdem bewusst Kandidaten ohne juristische Vorerfahrung gesucht.

Vertrauen in Gerichtsbarkeit wichtig
Dass die Stimmberechtigten nun die Wahl zwischen zwei Kandidaten haben, begrüsst der 62-Jährige ausdrücklich: «Den Wahlprozess finde ich für die Gesellschaft wichtig», betont er. Vielleicht würden die Bezirksrichter und ihre Funktion so bekannter und andere würden motiviert, sich auch aufstellen zu lassen, so Saner.
Die Gerichte im Allgemeinen haben in seinen Augen eine ausserordentlich wichtige Funktion für die Demokratie. Die Wahl der Bezirksrichter stärke darüber hinaus das Rechtsempfinden der Menschen: «Wenn die Gerichtsbarkeit als unglaubwürdig angesehen wird, stört das den Gerechtigkeitsinn der ganzen Gesellschaft, wie man in gewissen korrupten Ländern sieht», erklärt Saner, der sich freuen würde, das Amt des Bezirksrichters bis zu seinem 70. Geburtstag ausüben zu können. Dann müssen die Laienrichter von Gesetzes wegen ohnehin abtreten. Danach hätte Saner immer noch genug Zeit für seine sportlichen Hobbys: Volleyballspielen im Turnverein oder Wandern und Biken im Bündnerland.

Michael Lux


Zur Person

Rainer Saner (62) ist in Oberbuchsiten (SO) geboren und lebt seit 1987 mit seiner Frau in Birmenstorf. Der Tierarzt mit Schwerpunkt Gynäkologie ist seit über 35 Jahren in leitender Position bei Swissgenetics in Mülligen tätig. Anfang 2023 geht er in Pension.
Saner engagierte sich in diversen Stiftungs- und Verwaltungsräten sowie Vereinen. Er ist Mitglied der Partei «Die Mitte» und war bis 2021 Mitglied des Ortsvorstands. Nach wie vor ist er Revisor der Bezirkspartei «Die Mitte» sowie Stiftungsrat und Mitglied im Verwaltungsausschuss einer Pensionskasse.


Wahlen am 15. Mai

Über die Besetzung des vakanten Amtes einer Bezirksrichterin/eines Bezirksrichters wird am 15. Mai an der Urne entschieden. In einer der kommenden Ausgaben stellen wir Ihnen die zweite Kandidatin vor: Ramona Kim (Grüne) aus Baden.

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Niederrohrdorf - Abteilung nächste Woche nicht besetzt

Die Bevölkerung wird um Kenntnisnahme gebeten, dass die Abteilung Planung und Bau aufgrund der Abwesenheit sowohl des Leiters Abteilung Planung und Bau sowie dessen Stellvertretung in den Schul-Sommerferien vom 25. bis 29. Juli während einer Woche nicht besetzt ist. Der Gemeinderat und die Verwaltungsleitung bitten um Verständnis. (gk)