«Man muss Opfern und Tätern gerecht werden»
26.04.2022 Region ReusstalErsatzwahl Bezirksgericht Baden (Teil 2): Ramona Kim (Grüne) aus Baden stellt sich am 15. Mai als Bezirksrichterin zur Wahl
Ramona Kim kam als Tochter eines Kantonspolizisten schon früh mit Themen wie «Recht» und «Gesetz» in Berührung. Zuhören, ...
Ersatzwahl Bezirksgericht Baden (Teil 2): Ramona Kim (Grüne) aus Baden stellt sich am 15. Mai als Bezirksrichterin zur Wahl
Ramona Kim kam als Tochter eines Kantonspolizisten schon früh mit Themen wie «Recht» und «Gesetz» in Berührung. Zuhören, vermitteln und Konsens finden zählt die Primarlehrerin und zweifache Mutter zu ihren Stärken.
Die berufliche Tätigkeit ihres Vaters hat Ramona Kim geprägt. Nicht nur, weil sie dadurch in ihrer Kindheit und Jugend häufig den Wohnort innerhalb des Kantons wechseln musste: «Es sind beim Mittagstisch viele Themen besprochen worden. Es ging um das Gesetz und um Schicksale von Menschen, die damit in Konflikt geraten sind», erinnert sich die 40-Jährige. Fasziniert habe sie an ihrem Vater vor allem, wie er mit Menschen umgegangen sei: «Die Ruhe, die Sachlichkeit, anderen Leuten zuhören können – das kenne ich auch aus meinem Leben», erklärt die Primarschullehrerin. Eigenschaften, die sie auch für das Amt der Bezirksrichterin als besonders wichtig erachtet: «Vermitteln, Konsens finden und auch Dinge aushalten, die man nicht ändern kann», das gehöre bei Gerichtsprozessen dazu, ebenso wie zum Leben, sagt Kim. Sie selbst habe ebenfalls schon viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen und über die Jahre gelernt, dass Letzteres ein wichtiger Baustein des Lebens sei.
Balance zwischen Kopf und Bauch
Trotz der spannenden Geschichten des Vaters zog es Ramona Kim selbst nicht in die Kriminalistik. Sie absolvierte zunächst eine Lehre als Kaufmännische Angestellte, um «eine solide Grundlage» zu schaffen und arbeitete zwei Jahre im Beruf, bevor sie sich ihren Kindheitswunsch erfüllte und Lehrerin wurde. Seit 15 Jahren ist Kim Pädagogin aus Leidenschaft: «Ich liebe es mit Kindern und im Team zu arbeiten», schwärmt sie. Als Praxisausbildnerin begleitet Kim zudem Studierende bei deren Ausbildung. Dabei lerne sie selbst ständig dazu: «Das ist für mich wie eine Weiterbildung.» Privat versuche sie «eine Balance zwischen Kopflastigem und Kreativem» zu finden, berichtet Kim, die seit vielen Jahren «Sympathisantin» der Grünen ist. An ihrer Partei schätze sie, dass sich diese für Nachhaltigkeit sowie eine lebenswerte Welt einssetze, und hartnäckig bei ihren Grundwerte bleibe, ohne ständig die «Moralkeule» zu schwingen. Obwohl Kim unter anderem für den Grossrat und den Einwohnerrat kandidierte, bezeichnet sie sich selbst eher als «passives Mitglied» der Grünen.
Organisationstalent und Managerin
Denn ihre Berufung lässt Kim auch in ihrer Freizeit nicht los: Die ausgebildete Theaterpädagogin realisiert Projekte mit Kindern und Jugendlichen und ist ausserdem als Kulturvermittlerin tätig. Aktuell arbeitet sie an einem Hörrundgang mit geschichtlichem Hintergrund für die Stadt Baden. «Grundsätzlich geht es bei mir immer um Geschichten», erläutert Kim. Wichtig sei ihr aber bei all ihren kreativen Projekten, dass diese zeitlich absehbar seien. Denn die verheiratete Mutter eines kleinen Sohnes (4) und einer kleinen Tochter (2) muss parallel den Alltag zwischen Beruf und Familie managen: «Ich bin ein Organisationstalent geworden. Ich komme mir vor wie eine Managerin», lacht Kim. Für das Amt der Bezirksrichterin will sie sich aber Zeit nehmen: «Ich bin jemand, der Sachen richtig machen will und vorausschauend arbeitet», erklärt sie. Ab dem kommenden Schuljahr reduziert Kim daher ihr Pensum von 50 auf 30 Prozent. «Ich bin mir bewusst, dass das eine komplexe Angelegenheit ist, man muss den Menschen gerecht werden, seien es Opfer oder Täter», stellt Kim klar. Es sei aber ein Vorteil, wenn man mitten im Leben stehe und verschiedene Beweggründe kenne. Gleichzeitig könne man als Laie natürlich an seine Grenzen kommen: «Es ist wichtig die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren», so Kim. Nur so könne man in der Gruppe Lösungen finden.
Michael Lux
Zur Person
Ramona Kim (40) ist im unteren Aaretal aufgewachsen und lebt seit 20 Jahren in Baden. Die zweifache Mutter arbeitet im Teilpensum als Primarschullehrerin und engagiert sich in verschiedenen Kultur- und Kunstprojekten sowie in der Nachbarschaftshilfe.
Kim absolvierte zunächst eine KV-Lehre und legte die Berufsmaturität an der Wirtschaftsschule in Baden ab, bevor sie 2006 den Bachelor of Arts in Primary Education an der FHNW Zofingen abschloss.
Wahlen am 15. Mai
Über die Besetzung des vakanten Amtes einer Bezirksrichterin/eines Bezirksrichters wird am 15. Mai an der Urne entschieden. In der Ausgabe vom 20. April haben wir bereits den Kandidaten Rainer Saner (Die Mitte) aus Birmenstorf vorgestellt.