Freude über frühe Öffnung ist getrübt
01.04.2022 Stetten, Region ReusstalDas Restaurant Central darf, wie gewünscht, seine Türen bereits um 6 Uhr morgens öffnen
Morgens um 6 Uhr das Restaurant öffnen, das war die Idee. Nun hat die Gemeinde das Gesuch um frühe Öffnungszeiten bewilligt. Dieses Gesuch aber geht ins Geld.
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Das Restaurant Central darf, wie gewünscht, seine Türen bereits um 6 Uhr morgens öffnen
Morgens um 6 Uhr das Restaurant öffnen, das war die Idee. Nun hat die Gemeinde das Gesuch um frühe Öffnungszeiten bewilligt. Dieses Gesuch aber geht ins Geld.
Das Restaurant Central in Stettens Dorfmitte hat von der Gemeinde die Bewilligung erhalten, seine Öffnungszeiten anzupassen. Früh morgens werden deshalb schon bald Kaffee und Gipfeli serviert. Nach Ostern wird das «Central», am Dienstag, den 19. April, zum ersten Mal um 6 Uhr öffnen (Terrasse ab 7 Uhr). Zwei Stunden früher als heute – bislang war von 8 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Wirtin Susanne Zürcher spricht von einem Versuch. Einen Versuch, den sie mit ihrem Team – mit Lebenspartner Hansjörg Schulthess, Tochter Sandra Zürcher und Köchin Noëlle Freimann – gemeinsam lanciert hat.
Die Idee, die Öffnungszeiten anzupassen, sei geboren, als ihr Lebenspartner pensioniert wurde, sagt Susanne Zürcher. Hansjörg Schulthess hatte in den vergangenen Jahren als Lastwagenfahrer Nachtschichten übernommen, stand dafür bereits um 2 Uhr auf. Ein solcher Rhythmus, meint sie, lasse sich nicht so schnell umstellen. Morgens um 6 Uhr wird Schulthess deshalb der Erste hinter der Theke sein und die Kaffeemaschine laufen lassen («Reussbote», 28. Januar 2022). Damit verbunden sei aber auch die Hoffnung, mit neuen Öffnungszeiten dem Verlust entgegenzuwirken, der aus zwei Jahren Pandemie resultiere, so Zürcher. «In den letzten zwei Jahren ging es ums Überleben.» Die Gastronomie gehört zu jenen Branchen, die besonders unter den Folgen der Pandemie gelitten haben.
Zwar freut sich Wirtin Susanne Zürcher, dass das «Central» künftig früher öffnen darf. Die Freude aber ist getrübt. Denn das Baugesuch wird sie einige hundert Franken kosten. Damit hatte die Wirtin nicht gerechnet. «Dafür müssen viele Tassen Kaffee über die Theke», sagt sie. Sie geht denn auch davon aus, dass es schwierig werden könnte, diese Kosten alleine mit den Einnahmen zu decken, welche die neuen Öffnungszeiten generieren. Das Restaurant sei im Dorf ein sozialer Treffpunkt: «Unsere Gäste kommen in Überhosen oder mit Krawatte.» Das «Central» deckt eine Vielfalt an Bedürfnissen ab. Mittwochs jassen hier die Senioren. Ein Erzählnachmittag mit Urs Fischer, der die Dorfchronik «Unser Stetten» verfasst hat, sei in Planung, sagt die Wirtin. Sie fragt sich, ob der Gemeinde bewusst sei, was das «Central» an sozialem Engagement leiste. Zürcher hat Beschwerde gegen die Kosten des Baugesuchs eingereicht. Hier werde nicht gebaut, sagt sie. Es sei ihr ein Rätsel, warum Abklärungen durch einen Kaminfeger nötig waren.
Warum ein Baugesuch nötig ist
Die Gemeinde sei sich der wichtigen, sozialen Funktion des Restaurants sehr wohl bewusst, sagt Emil Wehle, Gemeindeschreiber in Stetten. Auskunft kann er zum vorliegenden Fall indes keine geben, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt.
Bei der Änderung von Öffnungszeiten sei die Gesuchspflicht jedoch gegeben. Drittpersonen müssten ihr Einspracherecht aufgrund einer «gesteigerten Nutzung» und wegen möglicher Lärmimmissionen wahrnehmen können. Die Kosten für ein Baugesuch resultierten aus den Kosten der Bewilligungsgebühr für Publikationskosten sowie für brandschutztechnische Abklärungen, erklärt Gemeindeschreiber Wehle weiter. Die entsprechenden Tarife zur Bau- und Nutzungsordnung hatte die Gemeindeversammlung im Juni und im November 2021 genehmigt. Nun wird die Beschwerde in erster Instanz durch den Gemeinderat von Stetten abgeklärt. Diese Abklärungen bleiben für die Beschwerdeführerin kostenfrei.
Heidi Hess