Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen Alterspolitik.
Abschiedlich ...
Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen Alterspolitik.
Abschiedlich leben
Kehrtwenden und Mehrdeutigkeiten sind allgegenwärtig. Heute palmendekorierter Jubel und morgen Kreuzigung und Trauer.
Die Dinge ändern sich, davon ist unser Leben vom ersten Atemzug an geprägt, alles hat seine Zeit. Von allem gilt es irgendwann Abschied zu nehmen. Welches ist unser Erleben, unser Empfinden, unser Umgang mit Abschied?
Sind Sie auch Mitglied einer kantonalen Landeskirche, die jährlich zwischen 3000 und 5000 Mitglieder verliert, oder sind sie freikirchlich unterwegs, oder haben Sie mit Kirche gar nichts (mehr) zu tun? Sind Sie ein junger Mensch, der sich mehr um das Erleben, als um das Abschiednehmen kümmert? Dann ist das natürlich. Wenn Sie aber – wie ich – den grösseren Teil Ihrer Wegstrecke hinter sich haben, kann es sein, dass Sie sich über Ihr Gestern, Ihr Heute und Ihr Morgen ein paar Gedanken machen.
Wann erachten wir ein Leben als gelungen? Wenn wir geliebt worden sind und geliebt haben? Wenn wir die uns geschenkten Energien und Talente für das Wohl der Gemeinschaft eingesetzt haben und von uns nicht nur Staub zurückbleibt?
Ein Leben zu vollenden, unabhängig von allem, was wir erlebt, vermisst oder geleistet haben, müsste an sich etwas Freudiges sein: etwas geht zu Ende, ist abgeschlossen und geschafft, ist vollbracht. Keine irgendwie gearteten Zwänge mehr, nichts mehr, was festgehalten werden oder bewahrt werden muss. Schluss mit Alltäglichem wie Erwartungen, Geboten, Verboten und Steuern, Gesundheits- und Haftpflichtversicherungen, Hüft-, Knie- und Sonstwieoperationen, lebensverlängernden Medikamenten, Seh-, Hör- und Verstandsverlust, Stau- und Unfallmeldungen, Schluss mit Klima- und Wertewandel, Digitalisierungs- und Datenschutz-Kram. Wer hat uns da Trauer eingeredet? Wir uns selbst? Wozu? Oder was ist es, was da auf der anderen Seite in der Waagschale liegt?
Der christliche Glaube würde uns jedenfalls lehren, uns auf das Loslassen des Bisherigen, auf die Vollendung unseres Lebens zu freuen. Zum Leben in Fülle, das Jesus verheisst, gehört zwar auch der Tod, also eben Abschied, aber ebenso ist Christinnen und Christen verheissen, dass es damit nicht endet. Dass es Leben und eine Freiheit gibt jenseits der Endlichkeit der Menschen. Passionszeit und Ostern erinnern uns daran.