Tiergeschichten von Rudolf Hug
Lemuren gehören zur Gattung der Menschenaffen und leben ausschliesslich auf Madagaskar. Die Insel, die vor der Südostküste Afrikas liegt, ist etwa 15-mal so gross wie die Schweiz. Ich bin mit Vivienne im ...
Tiergeschichten von Rudolf Hug
Lemuren gehören zur Gattung der Menschenaffen und leben ausschliesslich auf Madagaskar. Die Insel, die vor der Südostküste Afrikas liegt, ist etwa 15-mal so gross wie die Schweiz. Ich bin mit Vivienne im Andasibe-Mantadia-Nationalpark unterwegs, um nach Diadem-Sifakas zu suchen. Die possierlichen Tiere sind etwa 50 Zentimeter gross und wiegen 5 bis 8 Kilogramm. Sie sind tagaktive Baumbewohner und bewegen sich meist senkrecht kletternd, kommen aber ab und zu auch auf den Boden. Neben den Indris sind sie die zweitgrösste Lemurenart und ihr Name wird vom weissen Kranz um ihren Kopf abgeleitet, der wie ein Diadem aussieht. Sie leben in matriarchalen Sippen von sechs bis zehn Männchen und Weibchen samt ihrem Nachwuchs. Es ist feuchtheiss im Regenwald und wir sind schon eine Weile unterwegs, ohne auch nur eines dieser Tiere zu Gesicht bekommen zu haben. Das ist nicht erstaunlich, denn eine Gruppe beansprucht ein Gebiet von 25 bis 60 Hektar. Dann, plötzlich, entdecken wir eine Sifaka-Familie in einem Guavenbaum. Genau genommen ist es ein Erdbeer-Guavenbaum, denn seine Früchte sind kleiner und leuchtend rot. Die Gruppe frisst lustvoll die süss-sauren Beeren und lässt sich von uns nicht stören. Auch wir pflücken von den bodennahen Früchten und tun es den Affen gleich – wir geniessen sie.
RUDOLF HUG
Rudolf Hug (72) lebt seit 26 Jahren in Oberrohrdorf. Nach seinen beruflichen und politischen Aktivitäten befasst er sich heute intensiv mit der Fotografie. Neben mehreren Fotoexpeditionen pro Jahr publiziert er und hält Vorträge. Die Bilder der Rubrik «Tiergeschichten» sind ausgewählt aus Hugs Buch «Tiergeschichten aus aller Welt»; erhältlich in Buchhandlungen, bei der Papeterie Calmart in Fislisbach oder bei Rudolf Hug direkt. Informationen: rudolf-hug.ch Im Regenwald ist es feuchtheiss und das dichte Laubwerk macht es schwierig, die Tiere zu finden. Plötzlich ein Rauschen und wie aus dem Nichts springt ein Sifaka zu einem Stamm und beobachtet uns. Die Sifakas bleiben die meiste Zeit in den Bäumen und kommen nur selten auf den Boden. Diese zwei Teenager spielen miteinander und sind so vertieft, dass sie uns lange nicht bemerken.