Ist eine Sperrung der Strasse die Lösung?
29.07.2022 Tägerig, Freiamt, WohlenschwilAlt Gemeindeschreiber Markus Jost sagt, griffigere Massnahmen müssen jetzt her
Die Sperrung der Strasse zwischen Tägerig und Wohlenschwil war bereits 2007 ein Thema. Tägerig sagte «Nein» und Wohlenschwil «Ja». Inzwischen gibt es Stimmen in beiden ...
Alt Gemeindeschreiber Markus Jost sagt, griffigere Massnahmen müssen jetzt her
Die Sperrung der Strasse zwischen Tägerig und Wohlenschwil war bereits 2007 ein Thema. Tägerig sagte «Nein» und Wohlenschwil «Ja». Inzwischen gibt es Stimmen in beiden Dörfern, die eine Sperrung der Strasse fordern.
Die Massnahmen, wie Tempo-30-Zonen und Bremsschwellen, halten Autolenker nicht davon ab, die Verbindungsstrasse zwischen Tägerig und Wohlenschwil zu nutzen («Reussbote» vom 22. Juli). Das stört Anwohner beider Dörfer. Stimmen werden laut, dem Schleichweg einen Riegel zu schieben. «Abwarten und Tee trinken ist keine Lösung», sagt Markus Jost, alt Gemeindeschreiber von Wohlenschwil. Für ihn und Anwohner beider Gemeinden steht fest: «Jetzt ist genug.» Die 2009 eingeführten Verkehrsberuhigungen würden zeigen, dass diese Massnahmen den Schleichverkehr nicht unterbinde. Jost sagt: «Die Strasse muss geschlossen und zurückgebaut werden. Das Ziel muss sein, die Massnahme möglichst schnell umzusetzen und nicht fünf Jahre zuzuwarten.» Griffige Massnahmen müssten her. Sein Vorschlag: «Die Strasse muss von sechs auf drei Meter Breite zurückgebaut werden.» Statt Autos, könnten dann nur noch Velofahrer, Fussgänger und Fahrzeuge aus der Land- und Forstwirtschaft die Strasse nutzen. «Mit dieser Massnahme kann nicht nur Kulturland zurückgewonnen, sondern auch die Lebens- und Wohnqualität in den Dörfern erheblich gesteigert werden», so Jost.
Tägliger sagten «Nein» zur Sperrung
Die Idee der Sperrung der Verbindungsstrasse für den Autoverkehr ist nicht neu. 2007 stimmten Tägerig und Wohlenschwil an den Gemeindeversammlungen darüber ab. Wohlenschwil stimmte dem Antrag «Übernahme der Kantonsstrasse in den Besitz der Einwohnergemeinden und anschliessendes Fahrverbot» mit 107Jazu 32 Nein-Stimmen zu, Tägerig lehnte den Antrag mit klarem Mehr ab. Zwei Jahre später wurde ein neuer Anlauf genommen. Dieses Mal wurde an den Gemeindeversammlungen nicht über ein Fahrverbot, sondern über die Einführung von flächendeckend Tempo 30 abgestimmt. Die Wohlenschwiler und Tägliger stimmten diesem Antrag zu. In Tägerig wurde danach das Referendum ergriffen. An der Urne legten 258 Tägliger ein «Ja» und 228 ein «Nein» in die Urne. «Das äusserst knappe Resultat zeigt auf, wie emotional damals das Ganze war», sagt Gemeindeschreiber Rolf Meier.
Leidensdruck durch Mehrverkehr
Tägerig war der direkte Weg nach Wohlenschwil schon immer wichtig. 13 Jahre nach der Ablehnung der Sperrung der Verbindungsstrasse durch die Tägliger denken inzwischen Anwohner beider Gemeinden erneut darüber nach. Sie fürchten nach der Eröffnung der Umfahrung Mellingen im Herbst Mehrverkehr in den Dörfern. Wohlenschwil will trotzdem vorerst abwarten, Tägerig führt eine Verkehrszählung vor und nach der Eröffnung der Umfahrung durch. Sollten die Zahlen Mehrverkehr belegen, will der Tägliger Gemeinderat Massnahmen ergreifen. «Zielführend wäre, wenn beide Gemeinden am ‹gleichen Strick› ziehen und gemeinsam wirksame und nachhaltige Massnahmen zur Verkehrsberuhigung baldmöglichst anpacken», so Jost. «Die Einwohner beider Gemeinden müssen dabei verkehrsmässig keine grossen Abstriche machen.»
Tempo 30 ist seit 2009 eingeführt
Tägerig und Wohlenschwil ergriffen bereits 2009 mit der Einführung von Tempo 30 vorausschauend Massnahmen gegen den drohenden Mehrverkehr durch die Mellinger Umfahrung. Der Verkehr nahm trotzdem deutlich zu. Wie stehen nach 13 Jahren Leidensdruck die Chancen, dass sich die Tägliger doch noch zu einer Sperrung der Wohlenschwilerstrasse durchringen? Sind es nur Anwohner, die genug vom Durchgangsverkehr haben? «Diese rigorose Massnahme ist nicht nur vorteilhaft. Tägerig hat wenig Infrastruktur», sagt Rolf Meier. «Deshalb fahren die Tägliger gerne für einen Restaurantbesuch nach Wohlenschwil. Eine gänzliche Sperrung der Strasse würde sich vermutlich auch negativ auf Bäckershop, den einzigen Dorfladen in Tägerig, auswirken.p»
Debora Gattlen
Müslen ohne Durchgangsverkehr
Müslen kämpfte ebenfalls gegen Schleichwegverkehr. Seit 2009 ist nur noch Anwohnern die Zufahrt zum Weiler erlaubt. «Für die Wohnqualität hat das Fahrverbot sicherlich etwas gebracht», sagt Beat Oberholzer aus Müslen. «Trotzdem gibt es aber immer noch Fahrzeuglenker, die das Verbot missachten.»