Der Kanton lässt derzeit den Zustand der Reussbrücke überprüfen. Dazu ist eine Spezialfirma im Einsatz
Schwere Betonquader auf der Reussbrücke, Verkehrsdienst vor Ort. Was ist da los? Die Brücke, die später an die Gemeinde übertragen werden soll, wird ...
Der Kanton lässt derzeit den Zustand der Reussbrücke überprüfen. Dazu ist eine Spezialfirma im Einsatz
Schwere Betonquader auf der Reussbrücke, Verkehrsdienst vor Ort. Was ist da los? Die Brücke, die später an die Gemeinde übertragen werden soll, wird nach gut zwei Jahren wieder vom Kanton überprüft.
Was jetzt abläuft ist die ordentliche Bauwerksprüfung nach SIA-Norm», erklärt Peter Biehler, Teamleiter Kunstbauten in der Abteilung Unterhalt des Kantons. Man wolle die neuen Ergebnisse mit denen von vor zwei Jahren abgleichen und diese verifizieren. «Die Brücke ist fast 100-jährig und altersgemäss unterwegs. Die Tragfähigkeit ist momentan gewährleistet», erklärt Biehler. Wie lange das so bleibt, das sollen die aktuellen Untersuchungen zeigen: «Wir wollen schauen, wie die Brücke altert, ob es neue Schäden oder Veränderungen gibt und wie lange sie unter diesem Regime weitergeführt werden kann», so Biehler weiter. Das Ziel sei es, die Brücke so lange wie möglich in annehmbarem Zustand zu erhalten.
Herausforderung für Kletterer
Um die Verkehrsbehinderung auf der Brücke möglichst gering zu halten, ist auch diesmal wieder ein Spezialunternehmen im Einsatz. Die Firma Staminea aus Othmarsingen ist eines der wenigen Ingenieurbüros im Mittelland, das solche Untersuchungen am Seil durchführt. «Wir benutzen die Betonklötze als Anschlagunkt», erklärt Mitinhaber Mike Kunz – noch in voller Klettermontur – wofür es die massiven Quader am Strassenrand braucht. Denn an dem breiten Metallgeländer der Reussbrücke könne man das Seil nicht richtig befestigen. Weiter unten können die Kletterer dann die Eisenträger zum Einhaken benutzen.
Kunz und seine Kollegen führen zunächst eine visuelle Inspektion der Brücke bis zur Wasseroberfläche durch: «Wir schauen die Schäden an und halten sie fest», so Kunz. Dabei geht es auch um mögliche Auswirkungen des Hochwassers im vergangenen Jahr: «Ich habe bisher keine Schäden durch das letzte Hochwasser gesehen», antwortet Kunz auf Nachfrage. Nach heutigen Hochwasservorgaben liegt die 1928 eingeweihte Brücke eigentlich zu tief, wie Peter Biehler am Telefon erklärt. Treibgut könnte sie daher beschädigen. «Baumstämme können sich zum Beispiel verkeilen und die Träger verbiegen», erläutert Mike Kunz vor Ort.
Neben der visuellen Prüfung führen die Ingenieure, wie schon Ende 2019, spezielle Messungen an den Betonelementen der Brücke durch. Bei der sogenannten Potenzialfeldmessung wird der elektrische Widerstand der Eisenbewehrung gemessen: «Daraus können wir den Zustand der Bewehrung ablesen», so Kunz. Um die Messung zu überprüfen, werde ausserdem ein kleines Stück des Betons herausgespitzt, um die Bewehrung freizulegen. Und wie steht es aktuell um die historische Reussbrücke? Darüber möchte Kunz noch keine Auskunft geben, bevor nicht alle Ergebnisse mit denen der vorigen Messungen abgeglichen sind. «Ende August wird die finale Auswertung erfolgen», sagt Kunz. Auf dieser Basis kann die Gemeinde als zukünftige Eigentümerin später entscheiden, wie es mit der Reussbrücke weitergeht. «Wir liefern die Grundlage für die Zukunft der Brücke», fasst Peter Biehler zusammen.
Michael Lux