Für die Fische wird die Luft knapp
05.08.2022 Region ReusstalDie Gewässer sind für einheimische Fische zu heiss. Hält die Hitzeperiode an droht das Fischsterben
Die anhaltende Hitze macht nicht nur den Menschen, sondern auch den Fischen zu schaffen. Steigen die Wasser-Temperaturen über 26 Grad, kommt es zum Fischsterben.
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Die Gewässer sind für einheimische Fische zu heiss. Hält die Hitzeperiode an droht das Fischsterben
Die anhaltende Hitze macht nicht nur den Menschen, sondern auch den Fischen zu schaffen. Steigen die Wasser-Temperaturen über 26 Grad, kommt es zum Fischsterben.
Die Situation ist schlecht für die Fische», sagt Reto Lindinger, Präsident des Fischereivereins Reuss Mellingen. «Werden Gewässer zu warm, sinkt der Sauerstoffgehalt darin.» Fische halten sich im Sommer daher gerne in der Reuss bei den Bachmündungen auf. Das kühlere Wasser der Bäche weist mehr Sauerstoff auf. Nun wird es aber kritisch. Wegen der anhaltenden Trockenheit, droht entweder das Wasser der Bäche zu versiegen oder die Wassertemperatur steigt an. Fehlen die kühleren Rückzugsorte kann das zu fatalen Folgen führen. Ab 26 Grad Wassertemperatur sinkt der Sauerstoffgehalt rapide. Den Fischen droht der Erstickungstod. Es kommt zum Fischsterben. «Von Fischsterben spricht man, wenn viele Fische sterben», sagt Lindinger. Bereits wurden am 25. Juli in der Reuss bei Mellingen Temperaturen von 26,5 Grad gemessen. Inzwischen ist sie wieder knapp unter 25 Grad gesunken. Trotzdem bleibt die Situation angespannt. Der Kanton beobachte die Lage der Gewässer. Notfalls werden Notabfischungen durchgeführt. Letzte Woche musste dies in der Sissle gemacht werden, da mehrere tote Fische gesichtet wurden. Es ist die letzte Massnahme, da dies für Fische viel Stress bedeutet.
Für Äschen wird es ab 25 Grad eng
Bereits ab einer Wassertemperatur von 22 bis 23 Grad Celsius gerät die Äsche in einen Hitzestress. Der tödliche Bereich liegt bei einer Wassertemperatur von 25 bis 26 Grad, wenn diese einige Tage anhält. Aktuell ist in der Region kein Fischsterben beobachtet worden. Die Bäche der Region, wie in Wohlenschwil, Tägerig und Künten führen noch Wasser, der Wasserpegel der Reuss ist dank der Regulation der Stauwehre in Bremgarten und Luzern noch nicht unter die Zwei-Meter-Marke gesunken. Die Situation bleibt aber weiter angespannt, da ein Wetterumschwung gemäss Prognosen nicht in Sicht ist. «Den Fischen ist geholfen, wenn nicht in Mündungsgebieten gebadet wird», sagt Lindinger.
Klimawandel für Fische fatal
«Mit fortschreitendem Klimawandel nimmt die Trockenheit zu und die Wasserführung in den Gewässern ab», sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. «Das hat nicht nur ökologische Folgen, sondern auch wirtschaftliche, wie zum Beispiel für die Stromversorgung, Landwirtschaft oder Schifffahrt». Bei den Fischen ist vor allem die Äsche von dem Klimawandel betroffen. «Die Äsche wird aus den Schweizer Gewässern verschwinden, wenn nicht Sorge zum Wasser getragen wird» sagt Betsche. «Wir müssen alles daran setzen den Klimawandel zu stoppen.» Gewässer seien nicht nur für Fische wichtig, sondern auch für den Menschen. Sie seien die natürliche Klimaanlage der Schweiz. Deshalb würden sich bei der aktuellen Hitzeperiode auch viele Menschen an Gewässern aufhalten. Betsche sagt: «Wichtig ist, dass die durch die Hitze gestressten Fische nicht zusätzlichem Stress durch badende Hunde und Menschen ausgesetzt werden.» Auch Bäche sollten nicht beim Spielen gestaut werden. Der Kanton hat bereits ein Verbot für die Entnahme von Wasser für die Landwirtschaft verhängt.
Feuchtgebiete fördern
Je mehr Niederschläge und Hochwasser in lebendigen Feuchtgebieten zurückgehalten werden, desto besser gelingt es künftig, die Auswirkungen von extremen Klima-Ereignissen zu dämpfen. «Wir müssen die Ursache lösen», sagt Betsche. «Mit der Wiederherstellung von Feuchtgebieten fördern wir die Wasser-Speicherkapazität und den Wasser-Haushalt des Kantons Aargau. Wenn es regnet, halten Feuchtgebietsflächen das Wasser zurück. Sie helfen, Wasser vor Ort zu speichern.»
In der Vergangenheit sind viele Bäche eingedolt und Moore, Feuchtwiesen und Stillgewässer trockengelegt worden. Umso wichtiger sei, die Kehrtwende weiter voranzutreiben. Es sind immer noch ein Drittel der Bäche im Kanton eingedolt. Daher heisse es, die Gewässer zu fördern. Davon würden nicht nur Fische, Flora und Fauna, sondern schlussendlich auch der Mensch profitieren.
Debora Gattlen


