Die Musikkauffrau Maja Hitz lebt in Niederrohrdorf. Ihre Welt besteht aus Musik, Literatur, Journalismus, Neurowissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Fitnesstraining.
Das grosse Fressen
Generationen werden durch ...
Die Musikkauffrau Maja Hitz lebt in Niederrohrdorf. Ihre Welt besteht aus Musik, Literatur, Journalismus, Neurowissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Fitnesstraining.
Das grosse Fressen
Generationen werden durch den jeweiligen Zeitgeist verbunden. Unsere Grosseltern sagten oft «Iss schnell noch etwas! Wer weiss, ob es morgen noch was gibt!». Während und nach dem Krieg wurde nichts verschwendet, heute dagegen leben wir im Überfluss. Wonach uns kulinarisch auch sein mag, es ist schnell verfügbar, vielleicht ein bisschen zu schnell. Im Gegensatz zu unseren Vorfahren müssen wir uns nicht einmal gross bewegen, um an Nahrung zu kommen.
Unsere Generation verbindet, dass die Ernährung dekadente Ausmasse erreicht hat. Die Anforderungen an das Essen haben sich geändert. Tagsüber wird unter Stress gesnackt, um sich dann (endlich Feierabend und Zeit zum Essen!) ein grosses Abendessen einzuverleiben. Warum eigentlich?
Warum führt man einem Körper so spät am Tag noch eine Menge Nährstoffe zu, wenn er sowieso keine grossen Anstrengungen mehr verrichten soll, bis man ihn zur Ruhe legt?
All die überflüssige Energie wird meist in der mittleren Körperregion gespeichert und soll dann mittels irgendwelcher Wunderpillen schnell wieder eliminiert werden, am besten im Sitzen, während man an einem weiteren Snack knabbert.
In der Schweiz sind rund 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. Ein nicht unbedeutender Teil davon ist selbstverschuldet durch falsche oder übermässige Ernährung.
Wir haben den gesunden Bezug zum Essen scheinbar verloren. Essen dient nicht mehr der blossen Nahrungsaufnahme, es ist für manche auch eine Art Ersatzbefriedigung geworden. Die einen stopfen ihre emotionalen Lücken mit unnötigem Shopping, die anderen mit Essen. Schon kleine Kinder werden darauf konditioniert, immer brav aufzuessen und ihr natürliches Sättigungsgefühl zu ignorieren – Es ist grauenhaft!
Richtig Kochen können viele nicht mehr und mit Kochen meine ich nicht das bequeme Aufschneiden von Beutelfutter. Unsere industriell verarbeitete Nahrung hat nichts mehr mit normalem Essen zu tun. Fertigmenüs mit mehr als fünf Zutaten sollten einen grundsätzlich skeptisch stimmen. Weiss überhaupt jemand immer gleich auf Anhieb, was all die Bezeichnungen der Inhaltsstoffe bedeuten und welche Auswirkungen sie auf den Körper haben? Ich für meinen Teil halte es damit wie der deutsche Karabettist Oliver Hassencamp: «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Wüsste der Städter, was er frisst, würde er Bauer werden.»