«Arbeitsvereine haben es schwer»
02.09.2022 Region ReusstalDer «Samariterverein Niederwil und Umgebung» löst sich wegen Mitgliedermangel auf
Bis Ende Jahr übt der Verein noch seine Tätigkeit aus, aber an der Generalversammlung im März ist endgültig Schluss. Mit acht aktiven Mitgliedern war das umfangreiche Angebot ...
Der «Samariterverein Niederwil und Umgebung» löst sich wegen Mitgliedermangel auf
Bis Ende Jahr übt der Verein noch seine Tätigkeit aus, aber an der Generalversammlung im März ist endgültig Schluss. Mit acht aktiven Mitgliedern war das umfangreiche Angebot des Samaritervereins einfach nicht mehr zu stemmen.
Sie sind oft die heimlichen Helfer im Hintergrund. An zahlreichen Anlässen leisten die Samariter Posten- und Sanitätsdienst. Sie organisieren Blutspendeaktionen, sind bei Notfällen beim Sport oder bei Kleinkindern vor Ort und veranstalten firmen- und vereinsspezifische Nothelfer-Kurse. Zwölf Mal im Jahr rücken sie ausserdem für Monatsübungen aus. So auch die Mitglieder des «Samaritervereins Niederwil und Umgebung», der – damals noch unter anderem Namen – bereits 1945 in Tägerig gegründet wurde. Heute betreut der Verein Tägerig, Niederwil, Nesselnbach und Fischbach-Göslikon, hilft darüber hinaus aber noch bei verschiedenen anderen Vereinen aus, die zu wenig Mitglieder haben – bis hinunter nach Bremgarten. Doch mittlerweile leidet der Verein selbst an massivem Mitgliederschwund: «Auf dem Papier sind wir noch 26 Mitglieder, aber nur noch acht, die aktiv sind», erklärt Vorstandsmitglied Elisabeth Jost. «Wir sind eben ein Arbeitsverein», fügt sie an. Es werde immer schwieriger, vor allem junge Leute zu finden, die sich in ihrer Freizeit und an den Anlässen engagieren wollen. «Wir hatten schon in den vergangenen fünf Jahren zu kämpfen», berichtet Jost. Erschwerend sei hinzugekommen, dass wegen Corona zwei Jahre lang kaum Anlässe stattfinden konnten. Das habe die Mitgliederwerbung zusätzlich erschwert. Seit Gründung des Vereins sind ausserdem die Anforderungen an die ehrenamtlichen Helfer stetig gestiegen: «Was gestern noch das kleine Samaritertäschli war, ist heute ein grosser Rucksack», schreibt der Verein auf seiner Homepage. Um einen Postendienst zu machen, brauche man heute einen CPR-Kurs (cardiopulmonale Reanimation oder Herz-Lungen-Wiederbelebung Anm. d. Redaktion) und müsse diesen regelmässig wiederholen, so Jost: «Wenn ein Mitglied das nicht macht, wird es schwierig.» Dass das Angebot mit nur acht Aktiven überhaupt bis jetzt aufrecht erhalten werden konnte, ist zu einem guten Teil der Familie Seifritz aus Oberrohrdorf zu verdanken, die neben Präsident Nicola Seifritz noch zwei weitere Vorstandsmitglieder und zwei Kursleiterinnen stellt – also fünf der acht noch verbliebenen aktiven Mitglieder. Unnötig zu sagen, dass der Betrieb bei den zahlreichen Einsätzen und Übungen so auf Dauer unmöglich fortzusetzen war. Längst ist der «Samariterverein Niederwil und Umgebung» ausserdem über die Ursprungsgemeinden hinausgewachsen: Die Mitglieder stammen aus Tägerig, Stetten, Oberrohrdorf oder Waltenschwil. Mit wem sollte der Verein da also noch fusionieren? Deswegen erfolgt zur Generalversammlung im März leider die offizielle Auflösung.
Wie geht es weiter?
«Die Tätigkeiten laufen noch bis Ende Jahr. Das Kurswesen findet ebenfalls statt, ebenso die internen Übungen und die Postendienste», sagt Jost, die die Wichtigkeit gerade der Erste-Hilfe-Kurse betont. Immerhin: Das Kurswesen werde auch von anderen Vereinen und Organisationen abgedeckt. «Für die Betreuung von Anlässen in unserem Einzugsgebiet sind wir mit den umliegenden Vereinen sowie mit dem Kantonalverband in Abklärung», sagt Vereinspräsident Nicola Seifritz. Zumindest für einen Teilbereich zeichne sich aber bereits eine Lösung ab. Eine letzte Gelegenheit, den Verein live bei einer öffentlichen Übung zu erleben, gibt es übrigens noch: Am 5. September proben die Mitglieder auf dem Parkplatz hinter dem Bäckershop in Tägerig live den Einsatz bei einem Unfall. Es wird garantiert lehrreich!
Michael Lux