So viele Vrenis, da trägt jede einen Übernamen
16.09.2022 BellikonVreny Sulzberger gründete Ende der 1980er-Jahre den Vreneli-Club. Mitunter waren sie bis zu 50 Vrenis, Verenas oder Vrenelis im Club
Getauft wurden die meisten auf den Namen Verena, gerufen werden viele Vreni. Und eine im Vreneli-Club erlebte auf der Silvretta-Hochalpenstrasse sogar ...
Vreny Sulzberger gründete Ende der 1980er-Jahre den Vreneli-Club. Mitunter waren sie bis zu 50 Vrenis, Verenas oder Vrenelis im Club
Getauft wurden die meisten auf den Namen Verena, gerufen werden viele Vreni. Und eine im Vreneli-Club erlebte auf der Silvretta-Hochalpenstrasse sogar eine zweite Taufe.
Selbstverständlich duzen sie sich im Club. Finden sie sich auch, wenn alle Vreni heissen? Verwechslung ist Programm und damit auch die Frage: Wer ist gemeint, wer fühlt sich angesprochen? Dabei haben sich diese Frauen vor über dreissig Jahren wegen ihrer Vornamen gefunden. Sie alle gehören dem Vreneli-Club an, den Vreny Sulzberger Ende der 1980er-Jahre an einem 1. September, dem Tag der Heiligen Verena, ins Leben gerufen hatte. Am 1. September treffen sie sich seither einmal im Jahr zu einem Höck, an Wochenenden alle paar Jahre auch zu Ausflügen.
Auf den Zufall folgte die Idee
Während Jahrzehnten wirtete Vreny Sulzberger gemeinsam mit ihrem Mann im damaligen Restaurant «Kreuzstrasse» in Busslingen. Jeweils am ersten Mittwoch im Monat war Musik angesagt, vor allem Jazz mit Banjo, Posaune oder Saxophon. «Wir hatten die Bude immer voll», erzählt Sulzberger. An einem Abend hätten sich unter Musiker-Frauen und Gästen insgesamt sieben Frauen mit Vorname Vreni gefunden. Auf den Zufall folgte die Idee. «Wir könnten doch einen Vreneli-Club gründen», warf Vreny Sulzberger in die heitere Runde. «Ja, mach doch», erhielt sie zur Antwort. Und Vreny Sulzberger schrieb Briefe an alle Vrenis, die sie kannte und bat alle darum, gleich noch eine Namensvetterin miteinzuladen. Mehr als 20 Frauen seien zum ersten Treffen gekommen, aus Mellingen, Tägerig, Remetschwil, Bellikon, auch aus Menziken oder Rupperswil. In den besten Zeiten hatte Sulzberger 50 Vrenis auf ihrer Adressliste.
«Jass-Vreni» und «Marillen-Vreni»
Früh erhielten deshalb alle Übernamen, um sich auseinanderhalten zu können: «Jass-Vreni», «Tanzfüdle-Vreni», «Esterli-Vreni» – sie selbst sei zur «Chrüzig-Vreni» geworden, sagt Sulzberger. Und erzählt von einer besonderen Taufe. Auf einer Reise nach Seefeld im Tirol hätten sie abends Marillen-Schnaps probiert. Von dieser Degustation habe eine der Frauen ein kleines «Damerüschli», wie Vreny Sulzberger sagt, davongetragen. Auf der Rückfahrt seien sie sich einig gewesen, jetzt müsse umgetauft werden. An der Hochalpenstasse im Silvretta-Gebiet fand die Taufe, flankiert von einer Gotte und einem eilends herbeigebetenen Zufalls-Götti, statt. Seither steht die Präzisierung «Marillen-Vreni» auf Sulzbergers Adress-Liste.
Meist hatten die Reisen eine Verbindung zum gemeinsamen Vornamen. Natürlich wanderten sie durch die Verenaschlucht bei Solothurn, besuchten das Verenamünster in Bad Zurzach. Ein Ziel war auch das Vrenelimuseum in Guggisberg, wo sie zudem vom Auftritt eines Chors überrascht wurden, in welchem ausschliesslich Frauen jodelten, die Vreni hiessen. «Dieser Chor besuchte uns dann im Reusstal», sagt Sulzberger. Besucht wurden die Reusstaler Vrenis auch mal vom Vreneli-Club aus Wittnau, St. Gallen. Und natürlich trafen sich die Frauen im Verenahof in Baden.
«Jüngere kommen keine nach»
Als Wirtin in der «Kreuzstrasse» sei sie fast immer unter Männern, unter Arbeitern und Chauffeuren, gewesen, erzählt Vreny Sulzberger. Umso mehr habe sie es im Frauen-Clübli genossen. Gute Gespäche, vor allem über Familie und Kinder, hätten sie geführt, fein gegessen und immer viel gelacht. Heute sind auch die Jüngsten im Club über 60 Jahre alt, die Ältesten sind 88. «Jüngere kommen keine nach», bedauert Sulzberger, die Treffen und Reisen stets selbst organisiert hatte. Der Name Verena hat an Popularität verloren. Zwar wollen die Frauen des Vreneli-Clubs auf ihre Treffen nicht verzichten. Aber Sulzberger wird kürzer treten: Sie wird weniger organisieren und von Jahresbeiträgen absehen.
Heidi Hess