Vision: Velostadt Mellingen mit Lift zum Höhenweg
02.09.2022 Mellingen, Region ReusstalThomas Lang sieht für das Reuss-Städtchen eine Chance durch die Umfahrung. Verbesserungen für Velofahrer wären jetzt machbar
Die Umfahrung macht’s möglich. Neue Ideen für die Belebung der Altstadt sind gefragt. Thomas Lang sieht eine Chance, das ...
Thomas Lang sieht für das Reuss-Städtchen eine Chance durch die Umfahrung. Verbesserungen für Velofahrer wären jetzt machbar
Die Umfahrung macht’s möglich. Neue Ideen für die Belebung der Altstadt sind gefragt. Thomas Lang sieht eine Chance, das Reuss-Städtchen in der Zukunft velofreundlicher zu gestalten.
Jetzt bietet sich die Möglichkeit, Anpassungen für Velofahrer und auch Fussgänger vorzunehmen», sagt Thomas Lang. «Der zentrale Punkt dabei ist, gute und sichere Verbindungen in und um Mellingen zu schaffen.» Es sei aber nicht alles schlecht. So gebe es durchaus bereits gute Velo-Verbindungen. Trotzdem habe es noch Potenzial. Mit der Aufwertung der Innenstadt nach der Eröffnung der Umfahrung im Herbst, könne nun endlich etwas für die Erhöhung der Verkehrssicherheit von Velofahrerinnen und Velofahrern unternommen werden. Wichtig sei aber, dass nicht nur die Innenstadt, sondern ganz Mellingen unter die «Velo-Lupe» genommen werde.
Im Gespräch mit dem «Reussbote» verrät der langjährige Präsident von Pro Velo Aarau, wo er Verbesserungspotenzial sieht. Von den Massnahmen können nicht nur Velofahrer, sondern vor allem auch Schulkinder profitieren. Sie machen den grössten Prozentsatz der regelmässigen Velonutzer aus. Durch die Verbesserungen sollen aber Anreize für alle Mellinger geschaffen werden, mit dem Velo zur Arbeit zu fahren oder auch Einkäufe mit dem Drahtesel zu erledigen.
Überdachte Abstellflächen für Velos
Die SBB haben es vorgemacht. Sie haben die Parkmöglichkeiten für Velos mit überdachten Veloständern am Bahnhof Heitersberg seit zwei Jahren grosszügig ausgebaut. Das freut Thomas Lang. Potenzial sieht er bei den Grossverteilern, Firmen, aber auch bei öffentlichen Gebäuden. «Viele Velofahrer müssen ihr Velo einfach irgendwo abstellen», sagt er. Vor allem bei Regen wären überdachte Veloständer Gold wert. Die sind aber nach wie vor Mangelware. Er ist sich bewusst, dass dadurch für das Stadtbild gewisse Konflikte entstehen. Das sei sicherlich vor dem Rathaus oder auch vor der Kirche ein Problem – bei beiden Gebäuden gibt es bis anhin keine Veloständer. Wo dies aus städtebildnerischem Aspekt nicht möglich sei, könnten aber diese meist seitlich oder hinter den Gebäuden trotzdem erstellt werden. Zudem müsse immer abgewägt werden, ob nicht auch eine kleinere Variante bereits nützlich ist. Fakt sei, in Mellingen brauche es keine öffentliche Velogarage, wie eine in Utrecht, Holland, gebaut wurde. Sicherlich müssen aber die Parkmöglichkeiten mit der Altstadtaufwertung angeschaut werden. «Wenn die Altstadt ohne Durchgangsverkehr ist, werden vermehrt auch Velotourer in Mellingen einen Zwischenhalt in den Restaurants einlegen, anstatt weiter nach Bremgarten zu fahren. Und das würde auch zur gewünschten Belebung des Reuss-Städtchens beitragen.
Velofahrer durch Einbahn fahren
Ein wichtiger Aspekt für eine velofreundliche Stadt ist die Verkehrssicherheit. Und die war in Mellingen in den letzten Jahren vor allem an der Hauptgasse kritisch. Der Langsamverkehr und Fussgänger, etwa Schulkinder, mussten sich durch die Nadelöhre bei den Stadttoren kämpfen. Autofahrer fuhren nur wenige Zentimeter an ihnen vorbei. «Es ist ein Wunder, dass nicht mehr passierte», sagt Lang. «Ich bin froh, dass die Umfahrung diese Situation entschärft und die Innenstadt für Velofahrer sicherer und attraktiver wird.» Mit der Aufwertung der Altstadt sieht Lang auch Verbesserungspotenzial bei der Beschilderung. Wie bereits in anderen Städten soll beim Einbahnverkehr die Einfahrt für Velofahrer erlaubt sein. Das führt zu kürzeren und attraktiveren Wegen.
Es fehlen immer noch Velostreifen
Thomas Lang sieht in Mellingen dennoch viel Positives für Velofahrer. «Es gibt bereits viele sichere Verbindungen und Velorouten von Mellingen in die umliegenden Gemeinden», sagt Lang. Der Kanton habe in den letzten Jahren viel in das aargauische Radroutennetz investiert und dieses sicherer gemacht. So sei die Verbindung nach Tägerig mit der Unterführung unter der Kantonsstrasse nicht nur für Schulkinder, sondern für alle Nutzer ein Segen. Auch bei der Umfahrung wurden die Velofahrer berücksichtigt. Sie können, genau wie auch Fussgänger, über eine geschwungene Überführung nach Büblikon und Wohlenschwil gelangen. «Hier führt nicht nur der Schulweg, sondern auch die kantonale Veloroute durch», sagt Lang.
Auch Richtung Stetten und Heitersberg, oder nach Fislisbach sei das Fahrradnetz mit Radstreifen auf der Strasse und folgenden Velowegen sehr gut ausgebaut. «Für die Sicherheit muss es nicht zwingend eine eigene Schnellstrasse, wie in Holland, für Velofahrer geben», sagt Lang. Es genüge auch ein aufgemalter Velostreifen. Bis anhin fehle dieser aber in Mellingen Richtung Neugrüen und Gheid. «Nach der Umfahrung werden diese Strassen noch mehr befahren sein. Hier braucht es dringend aufgemalte Velostreifen, wie es bereits an anderen Orten in Mellingen der Fall ist», betont Lang. «Vor allem bei einsetzender Dunkelheit sei das Velofahren dort sehr gefährlich.» Die Signalisation müsse daher demnächst dringend angepasst werden. Anders sieht die Verkehrssicherheit in den Mellinger Quartieren aus. Da vielerorts bereits Tempo 30 eingeführt wurde, ist das Velofahren dort sicher. «Tempo 30 trägt viel zur Sicherheit beim Langsamverkehr und für Fussgänger bei.
Fussgänger- und Velolift als Anreiz
Mellingen ist, ausser das Quartier am Fusse des Rohrdorferbergs, bequem und ohne Steigung zu befahren. Damit Velofahren auch für den steileren Teil des Reuss-Städtchens attraktiver wird, hat Thomas Lang eine Vision. E-Bikes sind im Trend. Steigungen werden ohne grosse Anstrengung bewältigt. Bei Schülern sind aber E-Bikes nicht verbreitet. Auch als Bahnhofsvelo werden sie meist nicht genutzt, da Diebstahl befürchtet wird. Diese Gruppe, Schulkinder und Pendler, macht aber den Löwenanteil der täglichen Velonutzer aus. Die Idee von Lang soll hier Abhilfe schaffen: Ein Lift, wie der Promenadenlift in Baden, soll den steilen Nachhauseweg attraktiver und vor allem weniger schweisstreibend machen. «Es ist eine unkonventionelle Lösung. Trotzdem sollte man die Idee ins Auge fassen. Selbstverständlich müsste der Lift solarangetrieben sein», sagt Lang. Ein möglicher Standort wäre von der Schule an der Bahnhofstrasse zum Höhenweg. «Wir wären sicherlich Pioniere und würden mit dem Bau sehr grosse Aufmerksamkeit erzeugen», sagt Lang. Mit dem Velolift würde Mellingen um eine neuzeitliche und erst noch umweltfreundliche Attraktion reicher.
Debora Gattlen


