«Eine solche Gelegenheit ist einmalig»
18.10.2022 Region ReusstalSchlussübung: Die Feuerwehr Regio Mellingen kann beim Gleisbogen in Mägenwil eine besondere Situation üben
Rund hundert Feuerwehrleute üben auf dem Gleis den Ernstfall mit brennendem Auto, Zug und zahlreichen Verletzten.
Der Gleisbogen bei Mägenwil ist neu und ...
Schlussübung: Die Feuerwehr Regio Mellingen kann beim Gleisbogen in Mägenwil eine besondere Situation üben
Rund hundert Feuerwehrleute üben auf dem Gleis den Ernstfall mit brennendem Auto, Zug und zahlreichen Verletzten.
Der Gleisbogen bei Mägenwil ist neu und soll bald zwei Gleise miteinander verbinden. Noch aber ist er nicht in Betrieb, die Hochspannungsleitung steht nicht unter Strom. Thomas Meier, Ausbildungschef der Feuerwehr Regio Mellingen, sagt denn auch: «Eine solche Gelegenheit ist einmalig.» Geradezu ideal für die Schlussübung. Sollte die Ortsfeuerwehr indes tatsächlich eines Tages mit einem Brand auf einem Gleis konfrontiert werden, wäre sie nur beschränkt zuständig. Von der Bahnstromleitung geht Lebensgefahr aus. Ein Brand muss immer der SBB gemeldet werden. Erst nach Freigabe durch die SBB dürfen sich Feuerwehrleute dem Brandherd nähern, löschen und retten. Unterstützung käme dann auch vom Team Intervention SBB mit einem Lösch- und Rettungszug.
Auch an diesem Samstagnachmittag unterstützt das SBB-Team die Regio-Feuerwehr. Neben dem Gleisbogen bei der Firma Zebra Fashion steht es bereit, während Ausbildungschef Meier noch erklärt: «Ein Auto verpasst auf der Strasse eine Kurve, fährt geradeaus weiter Richtung Gleis auf einen entgegenkommenden Personenzug zu. Es kommt zum Zusammenstoss, zum Brand mit Verletzten und Schwerverletzten.» So lautet das Szenario der Schlussübung. Und dafür legen Feuerwehrleute kurz vor 16 Uhr Brände in Feuerschalen. Die Feuerwehr wird alarmiert, wenig später hört und sieht man Sirenen und Blaulicht der Einsatzwagen.
Zuvor hatte der künftige Kommandant, Patrick Schibli, der für das Publikum die Übung moderiert, die Kinder beruhigt: «Hier brennt es, ihr seht Verletzte. Aber das ist eine Übung, die Verletzten spielen eine Rolle, – eigentlich geht es allen gut.»
Vor Ort verschaffen sich die Feuerwehrleute unter Einsatzleiter und Kommandant, Roger Kohler, einen Überblick, ziehen im Eilschritt Helme an, befestigen Wasserschläuche an Hydranten und legen sie auf der Strasse aus. Als sie von der SBB erfahren, dass die Leitung stromlos ist, nähern sie sich dem Brandherd, löschen, retten und bergen. Um 16.25 Uhr ist der Spuk vorbei, die Übung beendet. Kommandant Kohler ist zufrieden: «Danke für euren Einsatz.»
Heidi Hess
Kohlers letzte Übung
«Diese Dankbarkeit spüren wir immer»
◆ Roger Kohler, die Fahrt zu Ihrer letzten Schlussübung ging über die Reuss nach Mellingen...
Roger Kohler: ...und endete mit einer Überraschung. Ich rechnete mit einer gemütlichen Bootsfahrt bis zum Städtlisteg. Bei der Ibergwiese wurden wir von der ersten Wassersalve begrüsst, danach realisierte ich, dass dort fast die ganze Mannschaft wartet.
◆ Nach sieben Jahren als Kommandant der Feuerwehr Regio Mellingen hören Sie Ende Jahr auf. Wie ist das? Letztlich erlebte ich in den sieben Jahren als Kommandant – und generell in den 26 Jahren bei der Feuerwehr – eine wunderschöne Zeit mit einem tollen Team.
◆ Was war die grösste Herausforderung in diesen sieben Jahren?
Wahrscheinlich das Hochwasser letzten Sommer. Ich ging zunächst davon aus, das sei zu bewältigen – so wie immer – und erhielt dann morgens um 6 Uhr einen Anruf mit der Prognose, dass sehr viel mehr Wasser kommen werde. Wir hatten mit 650 bis 700 Kubikmeter gerechnet, waren schon die ganze Zeit im Einsatz. Erwartet wurden nun 850 Kubikmeter Wasser. Das warf alles über den Haufen. Wir boten die gesamte Mannschaft auf, passten das Szenario an. – Zum Glück kam es dann nicht ganz so schlimm.
◆ Was war besonders berührend?
Vieles. Vor allem aber die Dankbarkeit der Menschen, der Bevölkerung nach einem Einsatz der Feuerwehr. Diese Dankbarkeit für unsere Hilfe spüren wir immer, – sogar wenn jemandem ein Leid passiert. Das ist sehr berührend. Sehr schön ist auch die Kameradschaft in unserem Team.
◆ Sie werden bald mehr Zeit für sich haben. Wofür?
Langweilig wird mir nicht. Ich werde Zeit haben für Dinge, die in den letzten Jahren zu kurz kamen, etwa für den Feuerwehrverein, auch für die Schützen. Das wird sich alles zeigen. (hhs)






