Gefährliche Jahreszeit für Wildtiere
11.10.2022 NaturRegion: Aufgrund der früher einsetzenden Dämmerung kommt es derzeit vermehrt zu Wildunfällen
Für Automobilisten heisst es jetzt besonders wachsam sein. Weil es früher dunkel wird, treffen derzeit Verkehr und wechselnde Wildtiere häufiger aufeinander ...
Region: Aufgrund der früher einsetzenden Dämmerung kommt es derzeit vermehrt zu Wildunfällen
Für Automobilisten heisst es jetzt besonders wachsam sein. Weil es früher dunkel wird, treffen derzeit Verkehr und wechselnde Wildtiere häufiger aufeinander – leider oft mit tödlichem Ausgang.
Roli Koch, Jagdaufseher in Oberrohrdorf und Bremgarten-Fischbach-Göslikon, muss zur Zeit wieder häufiger zu Wildunfällen ausrücken. Allein in den letzten zwei Wochen sei er zu fünf Unfällen mit Rehen und Füchsen gerufen worden. Ein Reh wurde an der Badenerstrasse oberhalb von Oberrohrdorf angefahren, drei weitere im Jagdgebiet Bremgarten. «Die Dämmerung ist jetzt früher am Abend. Zwischen sieben und acht Uhr hat es ein höheres Verkehrsaufkommen», erklärt Koch die Gründe für Zusammenstösse. Gerade wenn es dunkel werde, wechseln die Tiere vom Wald auf die Felder, um Futter zu suchen. Im Waldgebiet und in solchen Übergangszonen gibt es die meisten Wildunfälle. Hinzu kommen laut Koch Unachtsamkeit und zu hohe Geschwindigkeit. Denn auch die Autofahrer müssen sich jetzt im Herbst erst wieder auf das häufigere Aufeinandertreffen mit Rehen, Füchsen und Dachsen einstellen. «Anhalten, Warnblinkanlage einschalten und das Tier vorbeiziehen lassen», rät der Jagdaufseher, wenn es einmal zu einer Begegnung kommt.» Im Zweifelsfall könne man auch kurz Hupen, wenn sich das Tier nicht bewege.
Unfall immer sofort melden!
Leider lässt sich eine Kollision nicht immer vermeiden. Für die Wildtiere endet so eine Begegnung dann oft tödlich. Erst am vergangenen Freitag wurde Koch zu einem Wildunfall gerufen: «Das Reh musste erlöst werden», berichtet er. Die aufmerksame Autofahrerin, die sofort die Polizei gerufen habe, habe alles richtig gemacht. «Vor Ort die 117 wählen oder direkt Kontakt zum örtlichen Jagdaufseher aufnehmen», betont Koch die richtige Vorgehensweise. Eine Möglichkeit, den direkten Kontakt zum jeweiligen Jagdaufseher im Kanton Aargau herzustellen, sei die App «AG Jagdaufsicht». Auf der sicheren Seite ist man aber in jedem Fall bei der Polizei. Diese bietet ebenfalls den zuständigen Jagdaufseher auf, der bei jeder Tages- und Nachtzeit zum Unfallort eilt. Wichtig: Ein Wildunfall muss in jedem Fall sofort gemeldet werden, selbst, wenn das verletzte Wildtier ins angrenzende Waldgebiet oder Kulturland flüchtet: «Wenn eine Drittperson das sieht und der Verursacher meldet sich nicht innerhalb einer halben Stunde, dann gibt es eine Anzeige wegen Unterlassung der Meldepflicht und evtl. wegen Tierquälerei, wenn das Tier noch lebt», warnt der Jagdaufseher. Das gelte auch, wenn der Unfall erst am nächsten Tag gemeldet werde und das Tier tot im Wald liege. Daher immer sofort 117 anrufen und warten, bis die Jagdaufsicht vor Ort ist! Das gilt übrigens bei jeder Art Wildtier, nicht nur bei Rehen und grösserem Wild: «40 Prozent der Wildunfälle mit Fuchs, Dachs, Marder oder Reh werden nicht gemeldet», weiss Koch, der dieses Jahr allein schon zu 23 verunfallten Rehen gerufen wurde. Um den Tieren unnötiges Leid und sich selbst möglichen Ärger zu ersparen, sollte man also gerade in den dunkleren Jahreszeiten besonders wachsam sein.
Michael Lux