Niederwil: Am 22. Oktober findet der Kirchentag statt. Ein Erlebnistag für Menschen aller Konfessionen

Die Schatztruhe Kirche öffnet sich weit. Am 22. Oktober können Jung und Alt am Erlebnistag Spannendes über die Kirchengeschichte erfahren, Orgelmusik geniessen oder Kirchenschätze bestaunen.

Die Kirche wird am Kirchentag mit Leben gefüllt. Mit einem
Foxtrail in und um die Kirche können Kinder Rätsel lösen, um den Schatz zu finden. Natürlich bekommt jedes Kind etwas vom Schatz ab. «Wir wollen am Kirchentag Jung und Alt vermitteln, dass man in der Kirche nicht nur still sein und zuhören muss. Wir wollen die Kirche erlebbar machen. An zehn Ateliers gibt es viel zu entdecken», sagen Barbara von Felten und Adrian Flory. Die Katechetin und der Lokalhistoriker hatten unabhängig voneinander dieselbe Idee. Für die Verwirklichung spannten sie nicht nur zusammen, sondern holten 20 freiwillige Helfer mit ins Boot. «Wir wollten einen Tag veranstalten, an dem wir der gesamten Bevölkerung zeigen können, wie spannend unsere Dorfkirche ist. Sie ist nicht nur der Ort, wo gebetet wird, sondern war schon immer das kulturelle Zentrum von Niederwil», so Flory. Von Felten fügt an: «Besucherinnen und Besucher jeder Konfession sind willkommen.

Einmal selbst auf der Orgel spielen
Die Kirche Niederwil verfügt über eine in Musikerkreisen weit herum bekannte Metzler-Orgel. «Am Kirchentag wird Sandro Oldani, Dirigent des Musikvereins Niederwil und Musikschulleiter, nicht nur auf dem bedeutungsvollen Instrument spielen, sondern auch das Innenleben erklären. Wer mag, kann auch selbst auf der Orgel spielen», so Flory. Noch nie in einem Beichtstuhl gesessen? Statt die Beichte abzulegen, sind Geschichten über den Beichtstuhl zu hören.

Unbekannte Räume besichtigen
Neues gibt es auch für diejenigen zu entdecken, die die Kirche kennen. «Den Estrich der Kirche haben noch nicht viele Niederwiler zu Gesicht bekommen», sagt Flory. Auf den Führungen kann in Kleingruppen eine Ausstellung zum Thema Geburt, Leben und Sterben angeschaut werden. «Es sind auch nicht alltägliche Exponate, wie eine kunstvoll gestaltete Widmung mit einer Haarlocke meines Urgrossonkels zu sehen. Er starb 1884 als dreijähriger Bub», verrät Flory.
Wer Niederwil aus der Vogelperspektive betrachten will, hat die seltene Gelegenheit, den Kirchturm zu besteigen. Die Weitsicht ist atemberaubend.

Kirchenschätze und Kunsthistorik
Ein weiteres Highlight sind die kulturellen Schätze der Kirche Niederwil. Auf den Führungen wird Jonas Kallenbach, Denkmalpfleger des Kantons Aargau, die Geschichte der Kirche und deren schützenswerten Architektur den Besucherinnen und Besuchern erläutern. «Die Kirche verfügt über drei barocke Altäre. Für die geschnitzten Figuren der zehn Apostel sagt die Legende, dass Bauern aus der Gegend dem Künstler Modell standen», sagt Flory. Wahre Schätze sind auch die Altarbilder. Sie stammen vom bekannten Künstler Johann Georg Widerkehr aus Mellingen, 1647- 1724. Er malte als Schweizer Gardist auch in Mailand und Rom. Wertvolle Gemälde des Künstlers hängen auch in der Antoniuskapelle in Mellingen. Der Künstler ist bekannt für seine realistischen Menschendarstellungen. Das fiel auch einem Schüler auf, als von Felten mit dem Religionsunterricht einen Gottesdienst besuchte. Er sagte zu ihr: «Schauen Sie, der Mann auf dem Bild hat ein Sixpack!» Dorfhistoriker Flory freut sich über die Beobachtungsgabe des Jungen. «Durch die Beleuchtung erhalten die Bilder eine Art 3D-Optik. Die Figuren scheinen hervorzutreten», sagt er. Mit seinen Gemälden verstand es der Künstler vor über 400 Jahren die Kirche erlebbar zu machen. Und da wollen Flory und von Felten mit der Kirchenpflege und den freiwilligen Helfern mit dem Kirchentag anknüpfen.

Debora Gattlen

Mehr Infos zur Schatztruhe Kirche unter kath-niederwil.ch