Solarpreis für innovativen Solartank
11.11.2022 Mellingen, Region ReusstalMatthias Oldani hat in Benzenschwil ein Haus gebaut, das kürzlich den Solarpreis 2022 gewonnen hat
Konzipiert hat das Haus der Mellinger Architekt Matthias Oldani. Sogar im Winter kommt es ohne Fremdenergie aus. Dafür gibt es den Solarpreis.
Das Mehrgenerationenhaus ...
Matthias Oldani hat in Benzenschwil ein Haus gebaut, das kürzlich den Solarpreis 2022 gewonnen hat
Konzipiert hat das Haus der Mellinger Architekt Matthias Oldani. Sogar im Winter kommt es ohne Fremdenergie aus. Dafür gibt es den Solarpreis.
Das Mehrgenerationenhaus produziert viel mehr Energie, als es selber benötigt. Selbst im Winter kommt das Haus, das einst ein Einfamilienhaus war, ohne Fremdenergie für Warmwasser und Heizung aus. Und genau dafür wurde es in Aarau vor kurzem mit dem Schweizer Solarpreis 2022 ausgezeichnet.
Die Solar Agentur Schweiz, die diesen Preis seit 1990 jedes Jahr verleiht, würdigte in ihrer Laudatio: «Das futuristisch anmutende mit Solarmodulen verkleidete Mehrfamilienhaus ist ein faszinierendes Objekt. Dafür und für seine vollständige solare Winterenergieversorgung erhält das Mehrfamilienhaus den Schweizer Plus-Energie-Bauten-Solarpreis 2022». Umgebaut und grosszügig angebaut hat das Haus in Benzenschwil der Mellinger Architekt Matthias Oldani. Er freut sich über den Preis: «Das ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit.» Seit einigen Jahren gehe ihre Planung in diese Richtung: «Wir bauen Häuser, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.» Sie hatten beim Solarpreis mit ihren Projekten schon zweimal ein Diplom erhalten, 2017 und 2020. Dieser Preis aber sei ihnen verliehen worden, weil sie einen innovativen Ansatz zur Speicherung der Energie für den Winter gewählt hätten.
Solartank – das innovative Element
Was also ist das Besondere an diesem Haus, das nicht nur im Sommer sondern auch im Winter den Energiebedarf aus Solarstrom deckt? Auf dem Dach und an den Fassaden wurden ganzflächig Fotovoltaik-Anlagen integriert. Diese erzeugen aufs ganze Jahr verteilt 98 600 kWh Solarstrom. Die Bewohnerinnen und Bewohner im Mehrgenerationenhaus mit fünf Wohnungen brauchen davon nur einen Drittel, also 33 300 kWh jährlich. Das Haus hat «eine sehr gute Dämmung, eine Wärmepumpe und vor allem einen 100 000-Liter-Solartank». Der Solartank, kombiniert mit Wärmepumpe und Fotovoltaikanlage ist das innovative Element im prämierten Haus. Stets ist die Winterenergieversorgung eine der grössten Herausforderungen. Oldani erklärt: «Die im Überfluss vorhandene Energie der Sommermonate soll möglichst einfach in den Winter übertragen werden. Im Spätsommer und Herbst wird in diesem Haus ein Heizspeicher mit 100 000 Liter Wasser bis auf 90 Grad aufgeheizt. Damit kann das ganze Gebäude im Winter ohne Fremdenergie geheizt werden.» Nun bleiben also 65 000 kWh an Solarstrom übrig. Diese Menge reicht, um jährlich mehr als 40 E-Autos emissionsfrei je 10 000 Kilometer fahren zu lassen.
Vielleicht hätte der Architekt das Haus, das flächendeckend mit Solarpanelen bedeckt ist, etwas anders konzipiert. Die Fotovoltaikanlagen aber wurden auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn montiert. «Einzig die dunkle Variante garantiert eine Maximalleistung an Solarstrom», sagt Oldani. Zudem war die Dachform in der Bauzone gegeben – wenig Spielraum also. «Letztlich wurde bei diesem Haus alles der Technik untergeordnet.».
Das rechnet sich über die Jahre
Eine Herausforderung sei gewesen, die verschiedenen Unternehmen für den unkonventionellen Bau zu begeistern. Oldani ist froh, dass viele Betriebe Lust hatten, für Technik und Speicher einen besonderen Effort zu leisten: «Eine tolle Erfahrung.» Auch ihnen sowie der innovativen Bauherrschaft gehört dieser Solarpreis.
Schlange stehen Bauherren in Oldanis Büro nicht. Zwar seien die Leute aufgrund der Energiekrise sensibilisiert. Sie scheuten aber das Unbekannte, auch die Kosten. Tatsächlich seien die Investitionskosten etwas höher wegen des Speichers, meint er. Das aber rechne sich über die Jahre.
Heidi Hess


