Das Jahr 2022 im Rückblick – festgehalten in fünf Bildern
30.12.2022 Region Reusstal«Corona wird uns nicht so einfach aus seiner Geiselhaft entlassen», schrieb meine Kollegin Heidi Hess im letzten Rückblick 2021. Sie sollte Recht bekommen, auch in diesem Jahr war dieses Virus Thema. Zumindest bis Mitte Februar, als der Bundesrat die ersten Lockerungen bekanntgab. ...
«Corona wird uns nicht so einfach aus seiner Geiselhaft entlassen», schrieb meine Kollegin Heidi Hess im letzten Rückblick 2021. Sie sollte Recht bekommen, auch in diesem Jahr war dieses Virus Thema. Zumindest bis Mitte Februar, als der Bundesrat die ersten Lockerungen bekanntgab. Mit Corona müssen wir weiterhin leben und damit umgehen können. Ein ganz anderes Thema rückte im 2022 von einem Tag auf den anderen in den Vordergrund. Der Krieg in der Ukraine. Im Februar griff Russland die Ukraine militärisch an, mit grossem Leid für die Bevölkerung, was Flüchtlingsströme auch zu uns in die Schweiz auslöste. Der Krieg zeigte die Energie-Abhängigkeit des Westens von Russland auf, mit stark gestiegenen Preisen für Gas, Öl, Benzin, Strom als Folge davon. Dies in Verbindung mit teils nach wie vor angespannten Lieferketten führte zu einem starken Anstieg der Inflation, wobei die Schweiz im internationalen Vergleich glimpflich davonkam und die Inflation hier nach monatelangen Höhenflügen langsam wieder zurückgeht.
Der Bundesrat startete eine Energiesparkampagne. Sie soll uns zum sorgsamen Umgang mit Strom und Gas animieren. Bund, Kanton und Gemeinden gingen mit Beispielen voran. Manchmal aber wurde der Entscheid rational getroffen, die Emotionen zu wenig beachtet. Als Mellingen verkündete, dass die in der Bevölkerung beliebten Weihnachtskerzen im Advent nicht leuchten sollen, ging ein Aufschrei durchs Städtchen. Der Gemeinderat liess sich umstimmen. Deshalb leuchten die Kerzen in dunklen Tagen dennoch. Dieses Beispiel zeigt auch, wie Demokratie funktionieren kann. Tragen wir Sorge dazu. Daneben nahm das Jahr seinen Lauf. Die Fasnächtler starteten durch, die Fussballer trugen ihre Meisterschaft ohne Unterbruch aus, die Gemeinden luden zu ihren 1.-August-Feiern ein und die Vereinsveranstaltungen im Herbst erfreuten sich grosser Beliebtheit. Sich endlich wieder treffen können, die Schweiz atmete auf. Ein grosses Stück Normalität kehrte zurück, wenn da nur nicht der Krieg wäre. Bleibt die Hoffnung, dass die Differenzen zwischen Russland und der Ukraine bald ein Ende haben. Zurzeit, als diese Zeilen geschrieben werden, sieht es leider nicht danach aus. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Es geht weiter, trotz allem. Auf ein glückliches und gesundes 2023!
Benedikt Nüssli, Verleger
Mägenwil schenkt sich einen Dorfplatz
Faszinierend dachte ich, als ich Anfang Jahr realisierte, was in Mägenwils Mitte passiert. Das Dorf dreht sich einmal um seine eigene Achse und richtet sich neu aus. Neben der Ost-West-Verbindung soll Mägenwil eine wichtige Nord-Süd-Achse erhalten: Vom Bahnhof vorbei an Baufeldern in der Sandfoore zur Schule, zur Gemeindeverwaltung und zur Dorfbeiz.
Auf Plänen und in den Köpfen der Mägenwilerinnen und Mägenwiler existiert der künftige Dorfplatz schon lange. Nun aber nimmt er Gestalt an: In der neuen, zurückversetzten Doppelturnhalle im Süden treiben Vereine und Schule seit 2018 Sport. Seit Anfang Jahr ist das neu gebaute Mehrfamilienhaus «Vicus» an der Hauptstrasse bewohnt. Gemeindeverwaltung und Schulhaus begrenzen die Fläche im Osten, das Traditionsrestaurant «Brauerei» im Westen. Die Mitte bleibt frei. Als Festwiese, Bühne, bekiester Marktplatz und auch als asphaltierter Parkplatz.
Wie Planung dem Dorf ein neues Gesicht gibt, erzählte mir das Architektenpaar Martin Weibel und Dana Schrader. Und ich bleibe neugierig. Genau wie auch bei den Dorfentwicklungen in Mellingen, Niederwil, Oberrohrdorf oder Stetten.
Heidi Hess
Sie sind endlich sicher angekommen
Bei der Auswahl für mein persönliches «Bild des Jahres» musste ich zweimal in den Kalender schauen: Konnte das sein, dass das Foto erst dieses Jahr entstanden ist? Es kommt einem doch so vor, als ob der schreckliche Krieg in der Ukraine schon ewig andauert. Aber nein, es war erst in diesem Jahr, genauer am 24. Februar, als Putin seinen Angriffskrieg begann. Rund drei Wochen später entstand dieses Foto. Gregory Juillerat aus Wohlenschwil war zuvor mit drei Helfern in Kleinbussen nach Budapest gefahren, um die Freundinnen seiner ukrainisch-stämmigen Frau Ludmilla (rechts) samt ihren Kindern in Budapest abzuholen. Diese hatten sich unter teils abenteuerlichen Umständen aus dem ostukrainischen Charkiw bis zur ungarischen Grenze durchgeschlagen.
Volle zwei Tage waren die vier Männer in den Autos unterwegs, bis sie endlich wieder zurück in der Schweiz waren. Das Foto zeigt die Ankunft der geflüchteten Frauen. Es ist ein emotionaler Augenblick, in dem Wiedersehensfreude und Erleichterung überwiegen – trotz allem, was die Frauen durchgemacht haben. Noch hatten sie damals die Hoffnung, dass der Krieg in wenigen Wochen vorbei sein würde und sie bald in ihre Heimat zurückkehren könnten. Eine Hoffnung, die sich leider bisher nicht bestätigt hat.
Michael Lux
Endlich wieder Fasnacht
Eine gefühlte Ewigkeit ist für die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler vergangen, ohne die fünfte Jahreszeit. Auch in diesem Jahr sah es so aus, als ob die Fasnacht wegen Corona erneut abgesagt werden muss. Doch kurz vor dem Schmutzigen Donnerstag lockerte der Bundesrat die Corona-Einschränkungen und dem fröhlichen Treiben stand nichts mehr im Wege – sehr zur Freude der Narren. Der erste Anlass in der Region war die Verurteilung des armen Schelms Polteri am Rohrdorferberg oben. Er büsst Jahr für Jahr für die Untaten der Bevölkerung. Die Freude am Rohrdorferberg war gross, dass die Fasnacht 2022 mit Pauken und Trompeten am «Gruusige Mettwoch» stattfinden konnte. Und es gab gleich noch einer Neuerung dazu. Wurde der Polteri früher verbrannt, konnte er in diesem Jahr nicht angezündet werden. Das hatte seine Gründe: Die Bänkliwiese stand nicht zur Verfügung. Doch die Polterzunft liess sich etwas einfallen. Der arme Schelm Polteri fand auf dem Parkplatz des «Bänklis» den Tod und musste in den Sarg.
Benedikt Nüssli
Erlebnistag Kirche Nieder wil
Die Kirche war am Erlebnistag im Oktober mit quirligem Leben erfüllt. Die Kleinen versuchten sich auf der über die Region hinaus bekannten Orgel oder lösten spannende Rätsel beim Foxtrail durch die Kirche. Als Erinnerung gab es ein Freundschaftsarmband aus einer Schatzkiste. Für die Grossen war Kirchengeschichte angesagt. Diese veranschaulichte Jonas Kallenbach, Denkmalpfleger des Kantons Aargau. Wer denkt schon, dass unter dem Kirchenboden 2000 Jahre alte Überreste aus Römischer Zeit verborgen sind? Andere Kirchenschätze waren vor Ort zu sehen. «Die Kirche verfügt über aussergewöhnliche Malereien vom Mellinger Künstler Johann Georg Wiederkehr, 1647–1724, die ansonsten im Aargau nicht vorkommen», führte Kallenbach aus. «Die Bilder sind hochstehend und selten.» Ein Highlight für viele war die Besichtigung des bisher nicht gezeigten Estrichs und die Turmbesteigung. Der Blick aus luftiger Höhe über das Reusstal war atemberaubend.
Debora Gattlen
Der steile Aufstieg des FC Mellingen
Der Start in die vergangene Saison lief für die Löwen alles andere als gut. Mit einem Punkt standen sie nach acht Spielen auf dem letzten Platz. Kurt Etter übernahm das Team in dieser schwierigen Phase. Seither ging es in der Meisterschaft und im Cup steil nach oben. Die Löwen legten eine bärenstarke Rückrunde hin und scheiterten Ende Saison nur knapp an der Teilnahme zu den Aufstiegsspielen. Ende Saison schafften sie es mit 46 Punkten auf den 4. Platz. Im Cup lief es für den FC Mellingen sogar noch besser. Gleich mehrere 2.-Liga-Teams eliminierten die Löwen und schafften es letztendlich in den Aargauer Cup-Final, wo sie sich dem FC Sarmenstorf mit 0:3 geschlagen geben mussten. Im Bild zu sehen ist der Mellinger Jubel nach dem Einzug in den Aargauer Cup-Final. Im Halbfinale schlug das Team von Kurt Etter den 2.-Ligisten Wettingen mit 2:0 Toren.
Rinor Zukaj