Im eigenen Auto chauffiert werden
09.12.2022 Region ReusstalNach zwei Jahren Corona-Zwangspause startet der Verein «Nez Rouge Aargau» wieder die beliebte Fahraktion
Bis Ende Dezember bringen die Freiwilligen von «Nez Rouge» wieder fahruntüchtige Automobilisten sicher nach Hause – egal, ob nach der Weihnachtsfeier oder ...
Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause startet der Verein «Nez Rouge Aargau» wieder die beliebte Fahraktion
Bis Ende Dezember bringen die Freiwilligen von «Nez Rouge» wieder fahruntüchtige Automobilisten sicher nach Hause – egal, ob nach der Weihnachtsfeier oder dem Ausgang. Patrik Spörri aus Fislisbach ist seit über 20 Jahren als Fahrer dabei.
Wie alle Freiwilligen freut sich auch Patrik Spörri, dass die beliebte Aktion dieses Jahr endlich wieder stattfinden kann. Zumal sich unter den Fahrern über die Jahre echte Freundschaften entwickelt haben. Als er Ende der 1990er-Jahre bei Nez Rouge angefangen habe, sei er zufällig mit Robert Läuchli aus Anglikon im Team zusammengewürfelt worden, erzählt er. Seither sind die beiden bei der Aktion meist als «Gspänli» unterwegs – sofern ihre Termine es zulassen. Heute können die ehrenamtlichen Helfer sich bequem über ein Online-Tool anmelden und ihre bevorzugten Termine eingeben: «Am Anfang ging das noch mit der Post», erinnert sich Spörri, der den «sozialen Gedanken» hinter der Aktion besonders schätzt. Er habe etwas Gutes tun wollen, erklärt er auf die Frage nach seiner damaligen Motivation, sich bei Nez Rouge Aargau zu engagieren. Schliesslich gehe es darum, Unfälle durch Alkohol zu vermeiden. «Ich bin nicht gegen Alkohol», stellt er klar. Das sage er auch seinen Kunden. Er verstehe, dass diese auch mal etwas trinken wollten, wenn sie in ein Restaurant gingen. Meist seien es Weihnachts- oder Betriebsfeiern oder private Anlässe, zu denen sie gerufen würden. «Früher waren es eher ältere Semester, heute sind es auch Jüngere, die den Service in Anspruch nehmen», berichtet der 57-Jährige, der in der Verwaltung tätig ist. Zwei bis drei Nächte pro Jahr ist er jeweils im Einsatz.
Wenn bei der Zentrale in Lenzburg ein Anruf eingeht, rücken er und sein Teamkollege stets zusammen aus. Einer fährt den Kunden mit dessen Auto nach Hause, der andere folgt im Begleitfahrzeug, um ihn im Anschluss wieder mitzunehmen. Darum, möglichst viele schöne Autos zu fahren, geht es Spörri dabei aber nicht: «Mir ist es gleich, ob es teure oder günstige Autos sind. Mir geht es um die Leute und darum, dass sie einen Unfall vermeiden können», so Spörri. Und ganz nebenbei bewahrt die Aktion so manchen alkoholisierten Fahrer noch vor strafrechtlichen Konsequenzen: «Ich habe eine junge Dame von einem Club abgeholt und kaum sind wir vom Parkplatz 300 Meter weit gefahren, wurden wir von der Polizei angehalten», beschreibt er eines seiner Erlebnisse. Auch am vergangenen Wochenende habe die Polizei wieder verstärkt kontrolliert.
«Die Nächte können lang werden»
Eine Begrenzung innerhalb der Schweiz gebe es theoretisch, was die gefahrene Distanz angeht, nicht, berichtet Spörri. Schon bei seinem ersten Einsatz am vergangenen Samstag habe er 250 Kilometer zurückgelegt. Gelegentlich fahre er auch vom Aargau in einen anderen Kanton, so wie neulich von Villmergen nach Hünenberg im Kanton Zug. Seine bisher weiteste Fahrt sei von Suhr bis nach Luzern gegangen: «Das war eine Stunde Weg und noch eine zurück – da war es bereits schon 4 Uhr», berichtet er. «Da muss dann aber auch ein Trinkgeld fliessen», hatte der Telefonist dem Kunden damals ans Herz gelegt. Denn grundsätzlich ist der Service in der Weihnachtszeit kostenlos. Die Trinkgelder erhalten jedoch nicht die ehrenamtlichen Fahrer. Sie bekommen nur eine Aufwandsentschädigung für ihre Benzinkosten. Die Trinkgelder dienen stattdessen dazu, die Fixkosten der Aktion zu decken, die sich darüber hinaus über Sponsoren finanziert. Die Trinkgelder würden ausserdem wohltätigen Zwecken gespendet, sagt Spörri. Ihm selbst ist die Dankbarkeit der Chauffierten genug: «Es ist die Wertschätzung der Leute, die man fährt: ‹Schön, dass es Euch gibt und dass ich gut nach Hause gekommen bin.›»
Michael Lux
«Nez Rouge» in Kürze
Noch bis Silvester können sich Autofahrer, die vielleicht das ein oder andere Gläschen zuviel hatten, von «Nez Rouge» sicher nach Hause bringen lassen. Von 22.00 bis 1.30 Uhr (Freitag und Samstag bis 3.30 Uhr) kann man die Zweierteams anfordern, von denen einer das Auto des Kunden fährt. Die jährliche Aktion soll helfen, Verkehrsunfälle durch Alkohol zu verhindern. Allein bei «Nez Rouge Aargau» werden dieses Jahr 600 ehrenamtliche Helfer im Einsatz sein. Die Trinkgelder decken u. a. die Fixkosten der Aktion. Es werden zudem wohltätige Organisationen unterstützt.
Mehr Infos: nezrougeaargau.ch