Teils über 400 Jahre alte Zeitzeugen
09.12.2022 Wohlenschwil, Region ReusstalDie Gemeinde will die 15 Wegkreuze restaurieren. Dafür wurde eine Bestandsaufnahme gemacht
Sie stehen teils prominent, teils unscheinbar am Wegesrand. Was allen gemein ist, sie erzählten eine Geschichte aus vergangener Zeit.
Viele der Kleinode sind in Vergessenheit geraten. ...
Die Gemeinde will die 15 Wegkreuze restaurieren. Dafür wurde eine Bestandsaufnahme gemacht
Sie stehen teils prominent, teils unscheinbar am Wegesrand. Was allen gemein ist, sie erzählten eine Geschichte aus vergangener Zeit.
Viele der Kleinode sind in Vergessenheit geraten. Andere gehören zum Dorfbild dazu. Was allen der 15 Wegkreuze gemein ist – sie brauchen eine Sanierung. An der Winter-Gmeind vom 17. November 2021 kam ein Votum, dass viele der Wohlenschwiler Wegkreuze in einem bedenklichen Zustand seien. «Wenn wir nichts machen, fällt jemandem noch ein Kreuz auf den Kopf», wurde gesagt. Abklärungen des Gemeinderats ergaben, dass grundsätzlich die Gemeinde für den Unterhalt der Wegkreuze zuständig ist. Das Bauamt führte zwar den Rückschnitt bei den Sträuchern um die Kreuze herum aus, Unterhalts- und Sanierungsarbeiten wurden aber seit längerer Zeit keine vorgenommen. «Der Gemeinderat beschloss, die Wegkreuze wieder instand zu stellen», sagt Erika Schibli an der letzten Gemeind. «Im Budget 2023 sind dafür 20 000 Franken enthalten.»
Wertvolle Wegkreuze vorgefunden
In einem halben Tag wurde durch Vizeammann Roger Aerne und Leander Egger, Steinmetz und Restaurator bei der Emil Fischer AG, eine Bestandsaufnahme gemacht. «Es hat teilweise wertvolle und über 400 Jahre alte Wegkreuze. Sie zeugen von der historischen Zeit und rechtfertigen, dass man sie restauriert und konserviert. Die Meisten sind für ihr Alter in einem recht guten Zustand. Viele sind aus Mägenwiler Muschelkalk, eines aus Sandstein und jüngere sind aus Kunststein gefertigt. Wir haben bereits einen Grobkostenvoranschlag gemacht», sagt Egger, und weiter «bis Ende Jahr werden wir dem Gemeinderat noch die Prioritätenliste für die Sanierung der Wegkreuze zustellen.» Dann wird der Gemeinderat über die Vergabe entscheiden. «Ich würde mich riesig freuen, die Restaurierung zusammen mit meinem Team auszuführen», sagt Egger. Wenn der Zuschlag erfolgt, werden sie im nächsten Jahr einen Teil der Wegkreuze sanieren. «Die Wegkreuze werden vor Ort schonend gereinigt. Für sorgfältige Strahlverfahren kommen unter anderem als Strahlmittel Baumnussschalensplitter oder Glaskugeln zum Einsatz», führt Egger aus.
Grosse und spezielle Kreuze
Manche der Kreuze weisen nicht nur Inschriften, sondern auch Engelsköpfe oder Marterwerkzeuge auf. «Spannend ist, dass es auch Pestkreuze dabei hat. Eines dieser Kreuze trägt das Datum 1639. Es befindet sich vis-à-vis des Restaurants Rössli», sagt Egger. Das Kreuz fällt nicht nur wegen seiner reichhaltigen Verzierung mit Engelsköpfen auf, sondern auch durch seine Grösse. Mit sechs Metern ist es das grösste Kreuz der Gemeinde. Das Wegkreuz vis-à-vis des ehemaligen Milchhüslis erinnert an Untervogt Geissmann. 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und vertrieben die Habsburger. Wohlenschwil wurde zusammen mit den Dörfern Mägenwil, Büblikon sowie dem Weiler Eckwil zum Amt Büblikon zusammengefasst und von Geissmann verwaltet.
Im Grossfeld oberhalb des Nüeltschehofs steht das Bauernkrieg-Wegkreuz. Es wurde bereits vor zwei Jahren dank einem Sponsoring durch eine Privatperson restauriert.
Nebst Steinkreuzen sind Richtung Hägglingen auch zwei Holzkreuze im Verzeichnis, das Pfarrer Josef Greter (†) 1983 der Gemeinde überreichte, aufgeführt. «Da sie mit Efeu überwachsen sind, sind wir bei der Begehung zuerst zweimal vorbeigefahren», führt Aerne aus. Schon bald werden die Wegkreuze wieder gut ersichtlich sein und dank der Sanierung in neuem Glanz erstrahlen.
Debora Gattlen


