Die Schattenseiten der Holzproduktion
10.01.2023 Stetten, Region ReusstalDie Firma Bischofberger spaltet Holz, denn die Nachfrage bleibt gross. Nachbarn stören sich am Lärm
Die Maschine ist immens. In wenigen Minuten zersägt sie für die Firma Bischofberger einen Baumstamm in gleich grosse Holzscheite. Aktuell steht sie im Freien und die ...
Die Firma Bischofberger spaltet Holz, denn die Nachfrage bleibt gross. Nachbarn stören sich am Lärm
Die Maschine ist immens. In wenigen Minuten zersägt sie für die Firma Bischofberger einen Baumstamm in gleich grosse Holzscheite. Aktuell steht sie im Freien und die Anwohner klagen über Lärm.
Der Boom für Cheminéeholz war und bleibt wegen der Energiekrise gross. Die Firma Bischofberger Holz konnte mit der Produktion kaum Schritt halten. Auf Anfrage des «Reussbote», sagte Samuel Bischofberger, Geschäftsführer von Bischofberger Holz im Herbst: «Wir könnten mehr Holzscheite produzieren, aber unser sechsköpfiges Team kann nicht mehr stemmen.» Mehr zu produzieren sei auch nicht angedacht, da sich die Nachfrage bei einer ausbleibenden Energiekrise wieder einpendle. – Des einen Freud, ist des anderen Leid. Der Holz-Boom ärgert einige Anwohnerinnen und Anwohner: Gegen das vom Gemeinderat bewilligte Gesuch für den Betrieb der Holzsägemaschine machten sie eine Einwendung beim Kanton. Die Nachbarschaft moniert den Betriebslärm, der von der Maschine ausgeht, die auf dem Aussenareal der Spring & Söhne Baustoffe AG steht. Eine «Reussbote»-Leserin schreibt: «Seit fünf Jahren produziert die Firma Bischofberger hier Holzscheite. Seither ist uns das Lachen vergangen.»
Betriebszeiten werden eingehalten
Der Entscheid des Kantons zur Einwendung gegen das Baugesuch von Bischofberger Holz ist noch hängig. Samuel Bischofberger suchte aber bereits vor der Einwendung mit Nachbarn und Gemeindevertretern nach einer einvernehmlichen Lösung. Gemäss Lärmgutachten für die Gewerbezone bewegt er sich mit der Holzproduktion im erlaubten Rahmen. «Es ist kompliziert. Lärmemissionen werden auf das ganze Jahr gerechnet. Wir produzieren aber im Sommer praktisch nichts, dafür von September bis März 80 Prozent unserer Produktion», führt er aus. Trotzdem halte sich seine Firma an die mit der Gemeinde vereinbarte Betriebsdauer. Produziert wird jeweils von sieben bis 17 Uhr.
Gewerbe war vor den Häusern da
Die Baubewilligung erteilte der Gemeinderat für die Holzspaltmaschine vor zwei Jahren. «Es gab Einsprachen, welche der Gemeinderat aufgrund von Lärmgutachten abwies», sagt Gemeinderat Stephan Schibli. «Die Einwender haben ihre Einwendung an den Kanton weitergezogen.» Was viele nicht wissen, auf dem Gewerbegelände produzierte früher die Firma Spring Verbundsteine. «Wenn die Firma Steine produzierte, wurde Glas und Sand in die Silos geschüttet und vermischt. Die Vibrationen waren auch noch 150 Meter entfernt extrem zu spüren. In den letzten 15 Jahren wurde auf dem Areal nichts mehr produziert», sagt Gemeindeammann Kurt Diem. «In der Nähe einer Gewerbezone muss mit gewissen Emissionen gerechnet und diese müssen geduldet werden, sofern sie sich im erlaubten Rahmen bewegen. Einfamilienhäuser wurden erst später gebaut.» Der Gemeinderat will auch künftig an der Gewerbezone festhalten. Sie wird in der neuen Bau- und Nutzungsordnung enthalten sein. «Die Gewerbezone ist an diesem Standort ideal», so Diem.
Neue Lösungen für Lärmreduktion
Samuel Bischofberger sucht seit er mit seiner Firma auf dem Springgelände Holzscheite produziert nach einvernehmlichen Lösungen mit der Nachbarschaft. «Mit vielen Anwohnern haben wir ein gutes Einvernehmen», sagt er. Trotz Lärmgutachten wartet Bischofberger aber nicht den Entscheid des Kantons ab. Er gleiste bereits eine andere Lösung auf, um künftig den Lärm, der durch die Produktion entsteht, zu reduzieren. Dadurch könnte auch der Entscheid des Kantons hinfällig werden. Bischofberger wird die Holzspaltmaschine ab Ende März in einer bisher ungenutzten Halle der Spring AG aufstellen und betreiben. Durch die Innenproduktion wird der Lärm vom Holzspalten in der Nachbarschaft deutlich weniger zu hören sein. «Die Firma Bischofberger Holz hat bereits ein Baugesuch für den Betrieb der Holzspaltmaschine in der Halle eingereicht. Der Gemeinderat hat dieses ebenfalls bewilligt», so Schibli.
Debora Gattlen