«Verkehrslotsen» dringend gesucht
21.02.2023 Region ReusstalDemnächst beginnt wieder die Hochzeit der Amphibienwanderung zu den Laichgewässern
Von Februar bis April sind wieder Kröten, Frösche und Molche auf Wanderschaft zu Bächen und Tümpeln, um dort zu laichen. Eine gefährliche Reise für die Tiere, die ohne ...
Demnächst beginnt wieder die Hochzeit der Amphibienwanderung zu den Laichgewässern
Von Februar bis April sind wieder Kröten, Frösche und Molche auf Wanderschaft zu Bächen und Tümpeln, um dort zu laichen. Eine gefährliche Reise für die Tiere, die ohne menschliche Helfer oft tragisch endet. In Stetten, Künten und Wohlenschwil stehen die Retter aber schon in den Startlöchern.
Nicht selten müssen die Amphibien auf ihrem Weg vom Wald zu den Feuchtgebieten verkehrsreiche Strassen queren. An manchen, besonders belebten Zugstellen gibt es heute bereits Unterführungen für die paarungswilligen Tiere. Andernorts stellt der Kanton spezielle Schutzzäune als Barrieren auf. Die Amphibien landen dann in dahinter eingegrabenen Eimern, wo Helfer sie einsammeln und sicher über die Strasse befördern. Einer dieser Zäune werde diese Woche zum Saisonstart an der Künterstrasse zwischen dem Wald und dem Kieswerk Notter aufgestellt, berichtet Doris Hängärtner vom Navos Stetten-Künten. Denn auf dem Gelände der Kiesgrube gebe es mehrere Tümpel, in denen die Amphibien laichen: «Die Kröten ziehen vom Wald zum Wasser und legen dort ihren Laich. Anschliessend gehen sie zurück in den Wald und vergraben sich wieder», erklärt sie. Gerade in dem schattigen Gebiet an der Künterstrasse sei es immer schön feucht, so wie die Tiere es lieben: «Wenn es dann warm wird, beginnen sie zu laufen», so Hängärtner. Ideal für die Wanderung sind Temperaturen ab 5 bis 8 Grad Celsius. Dann machen sich die liebestollen Tiere auf ihren gefährlichen Weg und tummeln sich auch auf den Strassen. Allerdings erst bei Anbruch der Dämmerung bis in die frühen Morgenstunden. Gerade während dieser Zeit sollten Fahrzeuglenker also besonders aufmerksam sein. Ein weiterer neuralgischer Punkt in Stetten sei die Strasse vom Volg in Richtung Sulz, so Hängärtner. Bei warmem, feuchtem Wetter müsse diese während der rund sechswöchigen Saison sporadisch gesperrt werden, um die Tiere dort zu schützen. Denn ein Zaun ist an dieser Stelle vom Kanton nicht vorgesehen. Die rund zehn freiwilligen Helfer verabreden sich während dieser Zeit über eine Whatsapp-Gruppe, um in den frühen Morgenstunden die Eimer zu leeren und die Amphibien auf die andere Strassenseite zu befördern. Seit vergangenem Jahr wird für jeden einzelnen Eimer die Zahl der Tiere erhoben und protokolliert, um später eine statistische Auswertung durchzuführen und zukünftige Massnahmen zu prüfen. «Letztes Jahr war ein durchschnittliches Jahr», sagt Doris Hängärtner. Insgesamt habe man rund 300 Amphibien eingesammelt.
Büblikon war einst «Fröschlikon»
Von Amphibien geradezu gewimmelt haben, muss es früher auch rund um Wohlenschwil und Büblikon. So sehr, dass Büblikon sogar den scherzhaften Beinamen «Fröschlikon» bekam. So erzählte es zumindest das ehemalige Mitglied des mittlerweile aufgelösten Natur- und Vogelschutzvereins Wohlenschwil, Cornelia Käser-Vetsch. Sie ist heute verantwortlich für die Zugstellen Büblikon und Wohlenschwil. «Mittlerweile ist die Anzahl Frösche, Erdkröten und Bergmolche rapide zurückgegangen», beklagt sie. Ein Grund sei die Verbreiterung der Dorfstrasse sowie weitere bauliche Massnahmen wie Betonflächen und Gartenzäune, die es den Tieren immer schwerer machten, die Laichgebiete im Aegelmoos, einem Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung, zu erreichen. Auf ihrem Weg zu den Laichgewässern müssen die Amphibien die Dorfstrasse und die Hutznaustrasse überqueren. Weil es dort nur an einzelnen Stellen einen Schutzzaun gibt, hätten die Tiere kaum eine Chance zu überleben, so Käser-Vetsch, die auch im Vorstand von «Pro Natura Aargau» ist: «Daher muss man abends schauen, dass man ihnen über die Strasse hilft», erklärt sie. Sie und ihre Handvoll ehrenamtlicher Helfer drehen daher in der Saison am frühen Abend und nochmals in der Nacht ihre Runden und fungieren quasi als «Verkehrslotsen». In der Hägglingerstrasse haben wir letztes Jahr endlich einen Amphibienzaun bekommen», berichtet die Naturschützerin. Mit rund 800 eingesammelten Amphibien, sei dies im kantonalen Vergleich eine sehr starke Zugstelle. Und Büblikon sei mit bis zu 320 Tieren trotz allem immerhin noch mittelstark frequentiert. Damit dieses Jahr noch mehr Amphibien gerettet werden können, sei man noch dringend auf der Suche nach zusätzlichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Diese können sich bei Cornelia Käser-Vetsch unter Tel. 079 634 14 75 melden.
Michael Lux


