Der Gemeinderat veröffentlicht einen Zwischenbericht zum Pilotprojekt Kunststoffsammlung

Seit Juni können in Oberrohrdorf gemischte Kunststoffabfälle mittels spezieller Sammelsäcke separat entsorgt werden. Gemischt fällt auch die Bilanz nach den ersten sechs Monaten aus. Mit monatlich 365 Kilogramm wurde das Sammelziel nicht ganz zur Hälfte erreicht.

Die Vorgeschichte des Pilotprojekts Kunststoffsammlung ist lang – es bedurfte eines Überweisungsantrags und längerer Vorabklärungen durch den Gemeinderat. Doch letzten Sommer war es endlich soweit: Am 1. Juni begann der Verkauf der entsprechenden Sammelsäcke zu je 35 oder 60 Litern. Preis: Je nach Grösse zwischen 2 und 3,50 Franken pro Stück. Bereits im Mai hatte die Gemeinde in einem Infoflyer über das Projekt informiert und einen Gratis-Gutschein für einen 35-Liter-Sammelsack beigelegt, der bis Ende Juni eingelöst werden konnte.
Insgesamt hätten 417 Haushalte von dem Angebot Gebrauch gemacht, schreibt der Gemeinderat in einer Mitteilung, in der eine Zwischenbilanz für das erste halbe Jahr gezogen wird. Aus Kostengründen sowie ökologischen Gründen werden die Säcke mit dem Kunststoffabfall nicht wie andere Abfälle via Strassentour mit dem Fahrzeug abgeholt, sondern können an zwei Samstagen im Monat zwischen 9 und 11 Uhr am Werkhof der Schulanlage Hinterbächli abgegeben werden. An den 14 Sammeltagen zwischen Juni und Dezember 2022 seien insgesamt 2560 Kilogramm gemischter Kunststoff abgeliefert worden, heisst es in der Mitteilung. Das klingt zunächst nach viel, entspricht aber nur einer Sammelmenge von 365 Kilogramm pro Monat. Der Gemeinderat hatte – basierend auf Sammelergebnissen in anderen Gemeinden – im Vorfeld aber ein Minimalziel von neun Tonnen jährlich definiert, damit sich die Aktion überhaupt lohnt. Das entspräche 2,2 Kilogramm pro Einwohner und Jahr oder gesamthaft 750 Kilogramm pro Monat. Mit 365 Kilogramm wurde das Ziel also bisher nicht einmal zur Hälfte erfüllt.

Ergebnis nicht repräsentativ
«Für die Startphase ist das ein guter Erfolg», findet die zuständige Gemeinderätin Monika Locher dennoch. Bei neuen Projekten gebe es immer eine Anlaufphase. Wirklich repräsentativ sei ohnehin erst das laufende, volle Jahr: «2023 braucht es aber noch eine etwas breitere Unterstützung durch die Bevölkerung», gibt sie zu. Man gehe jedoch davon aus, dass die Sammelmenge noch steige, wenn das Projekt erst etabliert sei.
Die Sammelaktion ist zunächst als Versuchsphase bis Ende 2024 angelegt. Während dieser Zeit muss sie sich ausserdem noch nicht vollständig selbst tragen, sondern wird zu 100 Prozent über die separate Kostenstelle Abfallwirtschaft abgerechnet. Im Vorfeld ging man von einem jährlichen Defizit von 20 000 Franken aus, je nachdem, wie viele Sammelsäcke verkauft werden.

Nationale Lösung noch offen
Hierzulande werden nur etwa zehn Prozent des jährlich anfallenden Kunststoffabfalls «rezykliert», wie es im Fachjargon heisst. Wie es mit der Kunststoffsammlung in Oberrohrdorf nach Ende der Testphase weitergeht, hängt aber nicht nur vom Erfolg des Pilotprojektes ab. «Eine nationale Lösung ist noch offen», sagt Locher. Es bleibe ausserdem abzuwarten, wie die grossen Detailhändler sowie die Entsorgungs- und Recyclingfirmen mit dem Thema umgingen, so der Gemeinderat in seiner Mitteilung. Denn noch gibt es kein eigenes Sortierwerk für derartige Kunststoffe in der Schweiz. Die in Oberrohrdorf abgegebenen Abfälle werden von der Daetwiler Umweltservice AG zunächst zu Ballen gepresst und zur Firma Innorecycling in Eschlikon geliefert. Sortiert werden die Kunststoffe dann allerdings im österreichischen Lustenau, bevor das daraus gewonnene Kunststoffgranulat in der Schweiz zu neuen Produkten weiterverarbeitet werden kann.

Michael Lux