Skandal: Verteidiger richtet über Schelm Polteri
17.02.2023 Oberrohrdorf-Staretschwil, Region RohrdorferbergAm vergangenen Mittwoch fand die Gerichtsverhandlung im Fall Polteri statt. Die Fasnacht wurde mit grossem Feuerwerk eröffnet
Verteidiger Fidigeigei hat alles versucht – es nützte jedoch nichts. Polteri wurde am vergangenen Mittwoch verurteilt und wieder zurück in den ...
Am vergangenen Mittwoch fand die Gerichtsverhandlung im Fall Polteri statt. Die Fasnacht wurde mit grossem Feuerwerk eröffnet
Verteidiger Fidigeigei hat alles versucht – es nützte jedoch nichts. Polteri wurde am vergangenen Mittwoch verurteilt und wieder zurück in den Sarg geschickt. Dort ruht er bis zur Fasnacht 2024.
Es mutet schon nach einem veritablen Skandal an, was am vergangenen Mittwoch am «Staridorferberg» passiert ist. Und das in der Schweiz, wo Recht und Gerechtigkeit zutiefst mit den Grundwerten Freiheit, Gleichheit und dem Schutz Schwacher zu tun hat. Was war geschehen? Die Gerichtsverhandlung im Fall Polteri nahm ihren gewohnten Lauf. Ankläger Hidigeigei erhob schwere Vorwürfe gegen Schelm Polteri. Verteidiger Fidigeigei hatte einen schweren Stand, diese zu entkräften. Als Zeremonienmeister Geigei dann das Wort dem scheidenden Zunftmeister «Mäse de Wohlischwiler» übergab, verkündete dieser, dass sein Nachfolger «Thomas, die kampfstarke Schminkdüse» sei. So weit so gut. Nun ist es halt so, dass bei der Gerichtsverhandlung in Oberrohrdorf, der Zunftmeister über Polteri urteilt. Und der neue Zunftmeister bekleidete vorhin das Amt des Verteidigers. Der Verteidiger sprach Polteri von allen Sünden frei. «Polteri bleibt am Leben», verkündete der neue Zunftmeister. Vereinzelt kamen Proteste. So kam es, dass das erstverkündete Urteil (Freispruch) revidiert wurde. «Nein, nein, Polteri wird verurteilt, Henker – walte deines Amtes», verkündete «Thomas, die kampfstarke Schminkdüse». Der Henker liess den Polteri, der zu Beginn der Verhandlung aus dem Sarg auferstanden war, wieder in den Sarg zurückfallen. Unter Getöse und grossem Feuerwerk war die Fasnacht in Oberrohrdorf eröffnet.
Die Anklage erhebt Vorwürfe
Die Gerichtsverhandlung fand dieses Jahr wieder beim «Roten Löwen» statt. Zeremonienmeister Geigei begrüsste eine stattliche Anzahl befreundeter Delegationen, die Vertretung des Gemeinderates Oberrohrdorf sowie viel fasnächtlich gekleidetes Volk und Zivilisten. Danach hatte der Verteidiger das Wort. Er machte Polteri dafür verantwortlich, dass die Schweizer Fussballer an der WM gegen Portugal mit einer Schmach nach Hause geschickt wurden. Auch die Asylbewerberunterkunft am Buechraiweg 6 wurde auf die Schippe genommen. Der Gemeinderat miete eine Liegenschaft, doch niemand habe bemerkt, dass der Vermieter andere Pläne habe. Hidigeigei sprach: «Was macht mer do i de Not?, Gmeind hed en Beroter gholt is Boot.» Und dieser Berater sei ausgerechnet Polteri, der dem Gemeinderat riet, alle Baugesuche einfach abzulehnen. Der Gemeinderat wurde in einem weiteren Vers auf die Schippe genommen. Vor Jahren hätte er «ganz vel Gmeindskrawatte und es paar Foulards für viel Geld kauft». Jetzt, da der Gemeinderat von drei Frauen und zwei Männern regiert werde, riet der Ankläger, man solle doch einen «Gmeinds-BH» kaufen.
Der Verteidiger hat das Wort
Diese Anschuldigungen liess Verteidiger Fidigeigei nicht unbeantwortet. Die Gender-Debatte fand in seinem Plädoyer ebenso Erwähnung wie der Aufruf zum Strom sparen. Auch die Sanierung der Strasse in Niederrohrdorf mit den teuren Designerlampen bekam ihr Fett ab: «Velecht händ ihr der Underschied scho gseh und es isch würkli zum Lache. Die in Nidi unde chönd nämli bi ihrne chrumme Dinger, nid emol en Fahne anemache.» Und zu guter Letzt riet der Verteidiger: «Liebi Gmeind, bim nächste Fest bruchts bi Spiis und Trank en grössere Huufe, denn die cheibe Dorfbevölkerig do, die mag nämli richtig frässe und suufe.» Dies in Anspielung an das Einweihungsfest zum Abschluss der Sanierung der Kantonsstrasse. Die Gemeinde musste damals kurzfristige Nachschub holen.
Benedikt Nüssli





