Öltank ist weg: Dafür gibt’s den «Grünen Güggel»
28.02.2023 Region RohrdorferbergWie die Kirchgemeinde Rohrdorf zu ihrem Umweltlabel «Grüner Güggel» kam und warum sie auch künftig dran bleiben muss
Im Herbst 2022 wurde die Kirchgemeinde mit dem Label «Grüner Güggel» zertifiziert. Damit sie den «Güggel» behalten ...
Wie die Kirchgemeinde Rohrdorf zu ihrem Umweltlabel «Grüner Güggel» kam und warum sie auch künftig dran bleiben muss
Im Herbst 2022 wurde die Kirchgemeinde mit dem Label «Grüner Güggel» zertifiziert. Damit sie den «Güggel» behalten kann, muss sie auch künftig alles daran setzen, den Verbrauch von Wasser, Strom oder Abfall zu reduzieren.
Das Label «Grüner Güggel» wurde der Katholischen Kirchgemeinde Rohrdorf im letzten Herbst vom gemeinnützigen Verein Oeku, Kirchen für die Umwelt verliehen. In der Region ist sie die Erste. Schritt für Schritt hatte sich die Kirchgemeinde dieses Zertifikat erarbeitet, nachdem das Label «Grüner Güggel» 2020 an einer Kirchgemeindeversammlung vorgestellt und der Projektkredit bewilligt worden war. – Eine Pause kann sich die Kirchgemeinde hingegen nicht gönnen. Zwar ist mit dem Erhalt des Labels ein Meilenstein im kirchgemeindlichen Umweltmanagement erreicht. Damit sich die Gemeinde aber auch künftig mit der Auszeichnung «Grüner Güggel» schmücken darf, muss sie sich weiterhin darum verdient machen. Denn alle vier Jahre wird geprüft und erst nach bestandener Prüfung wird das Label für weitere vier Jahre bestätigt.
Erste Schritte zum «Grünen Güggel»
Rückblickend erzählen Rita Wildi, Präsidentin der Kirchenpflege Rohrdorf, und Pia Gribi, Kirchenpflegerin und Beauftragte Umweltmanagement, dass es besonders schön gewesen sei, dass sie von Anfang an auf Offenheit und Begeisterung in der Kirchgemeinde zählen konnten. Die Leute wollen sich für den «Grünen Güggel» engagieren.
Erklärtes Ziel dieses Labels ist es, negative Umweltauswirkungen kontinuierlich zu verringern und den «ökologischen Fussabdruck» der Kirche sichtbar zu machen. Gribi und Wildi betonen, das habe auch mit dem Schöpfungsgedanken zu tun. Sie berufen sich unter anderem auf die Verlautbarung «Laudato si» aus dem Jahr 2015 von Papst Franziskus: Schwerpunktmässig geht es darin um Umweltund Klimaschutz und die Erschöpfung natürlicher Ressourcen.
Vom Label «Grüner Güggel» habe sie erstmals in der Landeskirche gehört, erklärt Rita Wildi. Hinzu komme, dass die Niederrohrdorferin Vroni Peterhans nicht nur Mitglied in der Kirchgemeinde Rohrdorf sondern auch Präsidentin des Vorstandes Oeku Schweiz sei. Wildi sagt, dabei sei ihr bewusst geworden: «Wir müssen nicht alles neu machen, um dem Label zu genügen». Genau deswegen würden manche Gemeinden aber vor der Zertifizierung zurückschrecken. Sie fürchten hohe Kosten und grossen Arbeitsaufwand. Pia Gribi ergänzt: «Es ist möglich, sich in kleinen Schritten nachhaltig zu verbessern.»
Die Ölheizungen werden ersetzt
Nach der Bewilligung des Kredites wählte die Kirchenpflege den Umweltbeauftragten Leonardo Fiumefreddo sowie zehn interessierte Mitarbeitende und Freiwillige für ein Umweltteam. Es wurden Projektgruppen gebildet, die die Pflichtthemen Wärme, Strom, Wasser, Papier oder Abfall sowie das Wahlthema Biodiversität nach ökologischem Optimierungspotenzial untersuchen.
So prüft die Projektgruppe «Energie» beispielsweise dauernd den Verbrauch der (Öl-)Heizungen in der Kaplanei, in den Kirchen St. Martin und Gut Hirt und hat in den Kirchen die Heiztemperatur gesenkt. Seit 2022 wird über das lokale Fernwärme-Netz geheizt und die alte Ölheizung in der Kirche Gut Hirt abgebaut. «Wir haben dadurch unseren CO2-Ausstoss verringert», sagt Pia Gribi, «der Öltank ist inzwischen leer.» Derzeit kläre das Projektteam dessen Umnutzung ab. Es untersuchte auch den Strom- und den Wasserverbrauch, Leuchtmittel werden durch LED-Lampen ersetzt. Reduziert werden sollen Abfall und der Verbrauch von Papier. Zum Thema Recycling erzählt Kirchenpflegepräsidentin Wildi von der Guggenmusig, die an der Fasnacht die Räume der Kirche Gut Hirt in Niederrohrdorf fürs Schminken und Essen nutzte. Erfreut hätten die Gugger die Hausregeln zur Kenntnis genommen, wonach der Gebrauch von Plastikgeschirr untersagt sei. «Besonders Jüngere», sagt Wildi, «fanden das super.»
Die Kirche hat Vorbildfunktion
Der Vorteil des Aspektes «Biodiversität» wiederum sei, dass viele Projekte familientauglich seien, erklären Gribi und Wildi. Ein Insektenhotel wurde neben der Kirche St. Martin aufgestellt. Das Projektteam «Biodiversität» erarbeitete eine ökogerechte Umgebung rund um die Kirchengebäude. Die Thuja-Hecke in St. Martin wurde durch einen einheimischen Hecken-Mix ersetzt und der Buchs beim Pfarrhaus durch Lavendel. Auf Herbizide wird verzichtet.
Letztlich sei wichtig, alle ins Boot zu holen, erklärt Pia Gribi. «Sie müssen den Sinn unseres Engagements erkennen.» Während Rita Wildi meint: «Als Organisation haben wir eine Vorbildfunktion.» Im September 2022 durfte die Kirchgemeinde Rohrdorf den «Grünen Güggel» entgegennehmen. In vier Jahren, im Herbst 2026 wird sich zeigen, ob sie diese Zertifizierung halten kann. Auf diesen Termin muss die Kirchgemeinde ihren nächsten Umweltbericht vorlegen.
Heidi Hess