Dass auch ein schlechter Ruf verpflichtet, ist keine neue Erkenntnis. Aber Achtung: «Vom Ghöresäge lehrt mer lüge» – diese Redensart hat auch einen hohen Wahrheitsgehalt. Die Behauptung, er habe zwei linke Hände, trägt erstens zu Giovannis schlechtem Ruf in Sachen Handwerk bei. Und zweitens ist der Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht über alle Zweifel erhaben. Findet jedenfalls Giovanni.
Neulich nämlich, als ihm Sportsfreund Jörg die Japansäge in die (rechte) Hand drückte, machte Giovanni die Sache gar nicht schlecht. «Sie schneidet auf Zug, nicht auf Stoss wie die europäischen Sägen», erklärte Jörg. «Du musst mit Sägen also hinten am Sägeblatt anfangen, sonst hast du nichts zum Ziehen», sägte, äh, sagte er noch. Das kapierte Giovanni sofort und wollte lossägen. «Moment!», stoppte ihn Jörg. «Weisst du, Japansägen haben viel dünnere Sägeblätter als die Sägen hierzulande. Sie sind ausserdem deutlich schärfer und machen präzisere Schnitte möglich – bei geringerem Kraftaufwand!»
Geringerer Kraftaufwand? Darüber könnte Giovanni im Nachhinein eigentlich nur lachen, wenn es nicht zum Jammern wäre. Was man wissen muss: Als Giovanni mal mit japanisch Sägen begonnen hatte und dank gut schweizerischer Gründlichkeit fast nicht aufhören konnte, hatte dies für ihn sehr unangenehme Folgen. Nein, liebe Leserinnen: Er sägte sich nicht blutig, wie Sie jetzt schon vermutet haben. Es floss kein Blut, nur Schweiss. Stundenlang. Giovannis rechte Oberarmmuskeln – Bizeps, Trizeps, Musculus brachialis und wie sie alle heissen mögen – litten brachial. Was er jedoch erst am Ende der Oberarmfolter bemerkte, als er mit Jörg auf die erfolgreiche Sägearbeit anstossen wollte. Beim schmerzvollen Anheben des Armes fiel es ihm fast aus der Hand (nicht das niedliche Sägelein, sondern das Bier).
Was folgte? Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Jedenfalls musste Giovanni wohl oder übel tagelang die linke Hand trainieren. Und davon hat er ja bekanntlich, entgegen aller Behauptungen, nur eine.

Jean