Zwei Lehrerinnen wünschten sich ein «grünes Klassenzimmer». Wie eine Idee Wirklichkeit wurde

Laura Gregor und Lisa Speeck unterrichten, so oft es geht, unter freiem Himmel. Schon bald werden sie das beim Schulhaus Hinterbächli im «grünen Klassenzimmer» tun.

Es ist kühl an diesem Märzmorgen. Die Luft riecht nach Holz und Erde, ein bisschen sogar nach Regen? – Angekündigt ist er auf jeden Fall. Laura Gregor und Lisa Speeck sind Klassenlehrerinnen an der Primarschule Oberrohrdorf und zeigen an diesem Tag ihr neustes Klassenzimmer. Nicht im Schulhaus, sondern auf der grünen Wiese unter Bäumen, neben Hochbeeten, zwischen einem kleinen Bächlein und dem Schulbiotop. Noch ist dieses neue Klassenzimmer nicht zum Einsatz gekommen, aber Holzbänke und ein Steintisch stehen bereit für den Unterricht. Schon bald soll das «grüne Klassenzimmer» eingeweiht werden. «Erbsen und Radieschen müssen gesät werden», sagt Lisa Speeck, Lehrerin der Mädchen und Buben in der 4. Klasse. Für Schmetterlinge soll eine Blumenwiese angelegt werden. Noch vor den Frühlingsferien geht es los. Und die Kinder im Schulhaus Hinterbächli freuen sich darauf, wenn der Himmel während einiger Lektionen in der Woche zum einzigen Dach über ihren Köpfen wird.

«Grünes Klassenzimmer» findet Fans
Freiluftunterricht praktizieren Gregor und Speeck schon seit einiger Zeit. Beide nehmen, so oft es geht, die Schulbücher mit auf den Pausenplatz, halten Klassenrat auf der Treppe oder beobachten und untersuchen, was rund um das Schulhaus kriecht und fliesst. Besonders häufig geschieht das im Fach Natur, Mensch, Gesellschaft. In solchen Lektionen sei auch die Idee entstanden, ein «grünes Klassenzimmer» einzurichten, sagen die Primarlehrerinnen.
Der Nachteil beim Unterricht rund ums Schulhaus sei bisher gewesen, dass die Kinder an unterschiedlichen Orten stets erst ankommen und diese für sich entdecken müssten. «Kinder», sagt Gregor, die Erstklässler unterrichtet, «sind dankbar über Strukturen.» Auch deshalb wünschten sich die Lehrerinnen einen Ort im Freien, wo dennoch Teile einer Klassenzimmerstruktur vorhanden sind.
Der Moment schien ideal: Der «Schulgarten» sollte neu geplant werden. Bei der Schulleitung seien sie von Anfang an auf offene Ohren gestossen, sagen Gregor und Speeck. Ein «grünes Klassenzimmer» ermöglicht selbst zu erleben, was der Lehrplan 21 unter dem Leitsatz «Bildung für nachhaltige Entwicklung» vorschreibt.
Als es schliesslich um das «Mobiliar» ging, wandten sich die Lehrerinnen an die Mitarbeiter des Oberrohrdorfer Werkdienstes. Der Werkdienst habe sie «extrem unterstützt» und vor allem auch viele wertvolle Ideen beigesteuert, sagen die beiden. In den Sportferien wurde das «grüne Klassenzimmer» eingerichtet.

Bänke, die auch Schreibpulte sind
Heute steht zwischen zwei schattenspendenden Bäumen im vorderen Teil des früheren Schulgartens ein langer Tisch aus Granit. Er kann als Lehrerpult dienen genauso wie auch als Labortisch, um den sich eine ganze Klasse versammelt. Davor stehen mehrere Holzbänke, die ebenfalls eine multifunktionale Nutzung erlauben: Sie können Sitzbänke sein, dank ihrer glatten Oberfläche aber auch Schreibpult. «So schön hatten wir uns unser «grünes Klassenzimmer» nicht vorgestellt», sagen begeistert die beiden Primarlehrerinnen. Weiter hinten stehen ein paar Hochbeete. Hier ist Gärtnern möglich. Es ist aber keine Bedingung, um das Klassenzimmer unter freiem Himmel, das allen Klassen im Schulhaus Hinterbächli offen steht, zu nutzen.

Heidi Hess

Das Klassenzimmer auf grüner Wiese

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