Ein verschuldeter Bauernsohn wurde zum Stifter
24.03.2023 Region ReusstalStiftungen in der Region: Die Albert Saxer Stiftung in Mägenwil unterstützt junge Menschen und Senioren in der Gemeinde
Im Leben von Albert Saxer (1918–1996) lief nicht alles glatt. Doch mit Hilfe seiner Beistände meisterte er schliesslich sein Leben und gründete ...
Stiftungen in der Region: Die Albert Saxer Stiftung in Mägenwil unterstützt junge Menschen und Senioren in der Gemeinde
Im Leben von Albert Saxer (1918–1996) lief nicht alles glatt. Doch mit Hilfe seiner Beistände meisterte er schliesslich sein Leben und gründete 1991 die nach ihm benannte Stiftung. Sie setzt sich für junge und ältere Menschen in Mägenwil ein.
Die Geschichte der Stiftung ist untrennbar mit dem Lebensweg des Namensgebers verbunden. Albert Saxer (1918–1996) stammte aus einer Bauernfamilie aus Hägglingen. In der Nachkriegszeit kam die Familie nach Mägenwil, wo der Vater einen kleinen Hof in der «Alten Bruggerstrasse» erwarb. Als die Eltern starben und Sohn Albert die Landwirtschaft übernehmen sollte, begann das Drama: «Er hatte kein Geld und der Hof hatte Schulden», berichtet alt Gemeindeammann Albin Fischer, der später Saxers Beistand wurde und 30 Jahre lang Präsident der Stiftung war. Er kennt Saxers Lebensgeschichte wie wohl kein Zweiter. Wegen der Schulden und weil seine beiden Schwestern auf die Auszahlung ihres Erbes beharrten, wurde die finanzielle Lage Saxers immer aussichtsloser. Schliesslich verfiel er dem Alkohol und vernachlässigte gar den Hof und die Tiere: «Die Kühe haben am Abend geschrien, weil sie nicht gemolken wurden», erzählt Albin Fischer.
Beistände regelten die Verhältnisse
Schliesslich zog der damalige Gemeinderat die Reissleine und bevormundete Albert Saxer. Lehrer und Gemeindeschreiber Josef Juchli wurde zunächst dessen Beistand und kümmerte sich um die Finanzen. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass Saxer Konkurs ging und der Hof verkauft werden musste. Die Gemeinde ersteigerte diesen und das dazugehörige Land und gewährte ihm das Wohnrecht im ehemaligen Hof. Saxer, der laut Fischer mit Leib und Seele bei den Kühen und Pferden war, musste sich als Hilfsarbeiter bei Denner verdingen und war verbittert. Finanziell ging es aber aufwärts. Lehrer Juchli, der auch Kassier bei der Raiffeisenbank war, konnte die Bank überzeugen, Saxer eine Hypothek zu gewähren, mit der ein günstiger Hof in Beinwil gekauft wurde. Dieser wurde verpachtet, vom Pachtzins konnte Saxer fortan leben. «Das ging eine Zeitlang gut», so Fischer. Doch die Zustände im Haushalt ohne Toilette seien unzumutbar gewesen. Und so musste Saxer von seinem einstigen Hof in eine Mietwohnung umziehen, wo er nach anfänglichem Ärger aber recht zufrieden war. Als Josef Juchli dann altershalber zurücktrat, wurde der damalige Gemeindeammann Albin Fischer 1984, auf ausdrücklichen Wunsch Saxers, dessen Nachfolger als Beistand.
Wut auf Gemeinde und Familie
«Er war ein Unikum, aber ein angenehmer Mensch», erinnert sich Fischer an den Stifter. Nachtragend war er aber offensichtlich auch: «Von mir bekommen weder die Gemeinde noch meine Verwandten einen Rappen», habe Saxer gesagt. Und so kam es auf Anraten des damaligen Bezirksammanns 1991 zur Gründung der Albert Saxer Stiftung mit einem Kapital von zunächst 105 000 Franken. Saxer selbst bestimmte den Zweck der Stiftung: Diese sollte älteren Leuten sowie Jugendlichen aus Mägenwil zugute kommen. Explizit erwähnt wurden Beiträge zu den Jugendfesten in Mägenwil, Unterstützung von Schulkindern sowie die Unterstützung des Ortsmuseums. Stiftungsratspräsident Albin Fischer und die übrigen Stiftungsräte setzten die Wünsche Alber Saxers nach dessen Tod 1996 getreulich um. «In 25 Jahren sind über 250 000 Franken an Beiträgen verteilt worden», sagt er. Dies war möglich, weil der Hof in Beinwil und das Umland durch geschickte Verhandlung für zwei Millionen Franken verkauft und das Geld gewinnbringend angelegt werden konnte. Unterstützt wurden seither durch die Stiftung unter anderem Jugendfeste, Vereine und kulturelle Anlässe: «Die Schülerfasnacht wäre ohne die Albert Saxer Stiftung nicht entstanden», so Fischer. Auch zur Restaurierung der Kapelle trug die Stiftung ebenfalls ihr Scherflein bei und sie sponserte beispielsweise auch Rollstühle für das Pflegeheim Schlossblick. Dieses entstand später durch eine Genossenschaft just dort, wo einst Saxers ehemaliger Hof stand. So schliesst sich der Kreis.
Michael Lux
Serie: Stiftungen in der Region
Bisher erschienen:
«Pro Diamantina», Remetschwil; «Fischerhaus-Reuss-Stiftung», Mellingen; «Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung», Mellingen; Stiftung «Firmm», Mellingen; Stiftungen «Alte Kirche» und «Alte Mühle», Wohlenschwil; «Elisabethen-Stiftung», Nesselnbach.
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