«Man muss offen sein für die Welt»
28.04.2023 Mellingen, Region ReusstalMarvin Kingsley, Leiter der Jugendarbeit Mellingen–Wohlenschwil, ging für ein knappes halbes Jahr auf Weltreise
Schon 10 Jahre hatte Marvin Kingsley seine Reise geplant. Nach Corona war es endlich soweit: Kingsley nahm sich eine Auszeit und reiste mit seiner Freundin von den USA ...
Marvin Kingsley, Leiter der Jugendarbeit Mellingen–Wohlenschwil, ging für ein knappes halbes Jahr auf Weltreise
Schon 10 Jahre hatte Marvin Kingsley seine Reise geplant. Nach Corona war es endlich soweit: Kingsley nahm sich eine Auszeit und reiste mit seiner Freundin von den USA über Französisch-Polynesien, Kolumbien, Ecuador, und Patagonien bis in die Antarktis.
Ich habe einfach eine Pause zum Energietanken gebraucht», erklärt Marvin Kingsley, warum er sich vom vergangenen August bis Ende Januar eine Auszeit von der Arbeit im Jugendbüro gönnte. Die Corona-Zeit habe ihn beruflich zusätzlich stark gefordert. Die Reise an sich sei aber schon länger geplant gewesen. Die grobe Route legte er dann mit seiner Freundin zusammen fest, die ihn den Grossteil der 5,5 Monate begleitete. Danach liessen sich die beiden auf ihrer Reise aber bewusst treiben: «Wir haben gar nichts gebucht vorher. Nur den Flug nach San Francisco und die ersten drei Nächte im Hostel», so Kingsley. Wenn er die Stationen seiner Reise aufzählt, packt einen sofort das Fernweh – und auch ein bisschen der Neid: Zunächst ging es an die Westküste der USA und zum Yosemite Nationalpark, dann für zwei Monate nach Hawaii und anschliessend nach Französisch-Polynesien. Danach reisten sie weiter nach Südamerika. Zuerst nach Kolumbien, dann nach Ecuador und die Galapagos-Inseln. Später ging es nach Patagonien und am Ende führte ihr Weg sie sogar bis in die Antarktis.
Surfen und Lernen
Während sie auf Hawaii und in Französisch-Polynesien hauptsächlich dem Wassersport frönten, genoss Kingsley auf dem berühmten «O-Trek» im Nationalpark Torres del Paine in Patagonien die Natur und die Ruhe: «Die Natur ist atemberaubend schön, es erinnert mega an die Schweiz, aber die Gletscher sind massiv», so Kingsley. Besonders das offline-Sein, habe er auf der zehntägigen Wanderung, bei der sie meist im Zelt schliefen, genossen: «Du bist einfach mit dir und deinen Gedanken. Natur pur, das ist perfekt zum Entschleunigen». Die zahlreichen Begegnungen mit den unterschiedlichsten, teilweise seltenen Tierarten begeisterten den 37-Jährigen ebenfalls: «Die Seehunde sind extrem verspielt. Und auf den Galapagos-Inseln sind wir sogar mit Pinguinen schwimmen gewesen.» Auch die Menschen, die er auf seiner Reise kennenlernen durfte, hätten ihn sehr beeindruckt: «Die Polynesier sind sehr offen, naturnah und inkludierend», erzählt er. Besonders am Nachhaltigkeitsgedanken der Inselbewohner und ihrem Umgang mit den Tieren, könne man sich ein Beispiel nehmen: «Sie sagen: Das Land gehört den Tieren und wir sind nur zu Gast. Das ist mega schön», findet er. Auch eine hierzulande paradox wirkende Sitte auf Hawaii, brachte ihn zum Nachdenken: «Auf Hawaii machen am Wochenende die Restaurants ausserhalb der Städte zu, damit man Zeit für die Familie hat», berichtet er. Dort stünde die Arbeit nicht immer an oberster Stelle. Lehrreich sei auch ihre Bootstour in der Antarktis gewesen: «Wir sind zehn Tage unterwegs gewesen und haben Geologen, Historiker, Meeresbiologen und einen Fotografen von National Geographics dabei gehabt. Da konnte ich extrem viel lernen.» Dort habe er Orcas gesehen und Albatrosse mit einer Spannweite von bis zu vier Metern.
Bescheidenheit üben
Neben Erinnerungen an die beeindruckende Natur- und Tierwelt – und natürlich das tolle Essen – hat Kingsley auch sehr persönliche Erkenntnisse für sich von der Reise mitgenommen: «Ich finde es sehr wichtig, dass man offen ist für vieles in der Welt», sagt er. Gerade wenn man aus der Schweiz komme und sehe, dass es anderen nicht so gut gehe, solle man sich ausserdem der Relationen bewusst werden und bescheiden sein. Er zieht ein durchweg positives Fazit seiner Reise: «Das hat mir sehr gutgetan und mir neue Perspektiven gegeben, zum Beispiel mich nicht zu übernehmen und auch mal einen Stopp einzurichten», sagt er auf seine Arbeit bezogen. Ganz loslassen konnte er dann während der rund 50 000 Kilometer langen Reise freilich doch nicht: «Ich habe meine Familie und Freunde und die Jugendlichen vermisst», gibt er zu. Über seine Stellvertreterin Caterina Cecconi hielt er aber Kontakt zu den Jugendlichen in Mellingen. Und die wollten nach seiner Rückkehr natürlich alles ganz genau wissen. Daher hielt Kingsley für sie einen Vortrag über seinen Trip, der wegen der hohen Nachfrage demnächst wiederholt wird. Und wer weiss, vielleicht macht sein Bericht ja auch ihnen Lust auf die grosse weite Welt.
Michael Lux



