«Meine Aufgaben sind spannender geworden»
14.04.2023 Remetschwil, Region RohrdorferbergFür Vreni Sekinger war es naheliegend, sich für die Wahl zur Frau Gemeindeammann zur Verfügung zu stellen
Im 2100-Seelen-Dorf ist seit einem Jahr Vreni Sekinger die Frau Gemeindeammann. Sie erzählt von Herausforderungen, vom Zusammenhalt und vom Spass an ...
Für Vreni Sekinger war es naheliegend, sich für die Wahl zur Frau Gemeindeammann zur Verfügung zu stellen
Im 2100-Seelen-Dorf ist seit einem Jahr Vreni Sekinger die Frau Gemeindeammann. Sie erzählt von Herausforderungen, vom Zusammenhalt und vom Spass an Führungsaufgaben.
Bevor Vreni Sekinger am Sitzungstisch im Remetschwiler Gemeinderatszimmer Platz nimmt, legt sie das farbenfrohe Logo des künftigen Dorffestes auf den Tisch. «Das ist die nächste schöne Herausforderung», erklärt sie. Für sie ist es ein Herzensprojekt. Alle zehn Jahre stellen Remetschwilerinnen und Remetschwiler mitten im Dorf Tische und Bänke ins Freie; Vereine und Private wirten in der Festbeiz, gestalten die unterschiedlichsten Marktstände und die Musik wird abends auch mal lauter. Dann treffen sich Alt und Jung, um ein Wochenende lang in laue Sommernächte hinein zu feiern. Das letzte Mal beim Dorffest im Jahr 2011. Corona vereitelte eine Planung im Jahr 2021. Jetzt aber freut sich die neue Frau Gemeindeammann auf das Dorffest 2024. Denn was könnte fröhlicher zeigen, dass ein Dorf als Gemeinschaft funktioniert?
Schule, eine Herzensangelegenheit
Sekinger ist eine Hiesige, aufgewachsen als Jüngste von sechs Geschwistern in Remetschwil. Bereits in jungen Jahren engagierte sie sich im Vorstand des Jugendvereins Rohrdorf, der damals Landjugend hiess. Sie verliess das Dorf als junge Frau, kehrte 1997 mit ihrem Mann in die Gemeinde am Südhang des Heitersberges zurück und gründete ihre eigene Familie. Seit 2014 ist sie im Gemeinderat.
Im Herbst 2021 wählten die Remetschwilerinnen und Remetschwiler Vreni Sekinger dann zur neuen Frau Gemeindeammann. Es sei für sie naheliegend gewesen, sagt sie, sich für dieses Amt zur Verfügung zu stellen. Auch aufgrund der jeweiligen Wahlresultate. Rolf Leimgruber, langjähriger Gemeindeammann, sei nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Seit Januar 2022 leitet nun Vreni Sekinger die Sitzungen im Gemeinderat. Ihr Hauptressort Bildung hat sie behalten. Aus zwei Gründen: Dieses Ressort liegt ihr am Herzen. Hinzu kommt, dass der Wegfall der Schulpflege als Folge der Strukturreform die Schule näher in den Aufgabenbereich des Gemeinderates gebracht hat. «Die Schule wird besser wahrgenommen.»
Das neue Amt macht ihr Spass
Nach über einem Jahr als Frau Gemeindeammann bilanziert Vreni Sekinger: «Meine Aufgaben sind spannender geworden, ich beschäftige mich auch intensiver mit den Geschäften meiner Ratskollegen.» Kurz: Das neue Amt macht ihr Spass. Nicht dass Vreni Sekinger zuvor unterfordert gewesen wäre. Kurz nach Amtsantritt als Gemeinderätin im Jahr 2014 musste sie ein neues Schulhaus bauen. Sie konnte es bereits 2016 einweihen. Heute aber warten andere Aufgaben und Herausforderungen auf sie: Zum Beispiel die ideale Infrastruktur für die «Technischen Dienste» nach der Zusammenlegung von Hausdienst und Bauamt im Jahre 2019. Als Herausforderung erlebt sie, ähnlich wie viele Gemeinden im Aargau, die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. Sekinger spricht auch die «sehr guten Fachkräfte» in der Gemeindeverwaltung an, für welche die Gemeinde als Arbeitgeber attraktiv bleiben müsse.
«Warum macht ihr das so?»
Diese Vielfalt schätzt die langjährige Gemeinderätin, die seit über einem Jahr Frau Gemeindeammann ist, an ihrem Amt ganz besonders. «Wir setzen uns im Gemeinderat mit allen Themen in der Gesellschaft auseinander», sagt Vreni Sekinger. In der Funktion des Gemeindeammanns erlebe sie das noch viel stärker.
Vreni Sekinger mag die Verantwortung, sie mag die Menschen und auch die Führungsarbeit – letzteres unter anderem, «weil der Gemeinderat als Team harmoniert». Sie möge auch, fügt sie schliesslich an, dass die beiden Neuen im Rat, Urs Herzog und Roman Wyler, die Bisherigen auch mal fragen: «Warum macht ihr das eigentlich so?» Das Hinterfragen von Gewohnheiten, meint sie, sei eine grosse Chance. Dabei legt Vreni Sekinger Wert auf eine gute Gesprächskultur. Man dürfe in der Sache hart argumentieren, die Diskussion aber müsse jederzeit respektvoll und fair geführt werden. Und dann, nach den Sitzungen, sagt sie und lacht, «gömmer eis go zie?»
Heidi Hess
«Ein Jahr im Amt»
In dieser Serie blicken die neu gewählten Gemeindeammänner und ihre Amtskolleginnen zurück auf ihr erstes Jahr im Amt. Bisher erschienen sind: Norbert Ender, Niederwil; Györgyi Schaeffer, Mellingen; Daniel Schüepp, Künten; Gisela Greder, Niederrohrdorf und Peter Wiederkehr, Mägenwil.