Kantonsarchäologie publiziert neues Standardwerk zu Aargauer Burgen. Auch das Reusstal ist vertreten
Zuletzt wurden 1905 in einem Buch alle Burgen, Adelssitze und Schlösser des Kantons in einem Werk zusammengefasst. Jetzt erscheint «Die Burgen des Kantons Aargau», in dem ...
Kantonsarchäologie publiziert neues Standardwerk zu Aargauer Burgen. Auch das Reusstal ist vertreten
Zuletzt wurden 1905 in einem Buch alle Burgen, Adelssitze und Schlösser des Kantons in einem Werk zusammengefasst. Jetzt erscheint «Die Burgen des Kantons Aargau», in dem Autor Peter Frey den aktuellsten Stand der Forschung zusammenträgt.
Peter Frey ist ein Urgestein der Kantonsarchäologie: 44 Jahre war er unter anderem als Grabungsleiter im Kanton tätig und leitete darüber hinaus den Bereich «Mittelalter». Sein jetzt vorliegendes Buch, an dem er seit seiner Pensionierung fast drei Jahre gearbeitet hat, darf als sein Vermächtnis gewertet werden. Vorgestellt werden unter anderem die Resultate aus 34 archäologischen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte und der Wissensstand zu allen anderen, dem Autor bekannten Burgen. Sage und schreibe 98 Burgen, Schlösser, Herrenhöfe und Adelssitze werden beschrieben. Darunter natürlich sehr bekannte Bauwerke und Touristenmagnete, wie Schloss Lenzburg, Schloss Hallwyl oder die Habsburg. Darüber hinaus finden sich aber auch Informationen zu zahlreichen Burgruinen und verlassenen Burgen sowie Herrenhöfen, von denen heute nur noch wenige bis gar keine sichtbaren Zeugnisse erhalten sind.
«Das Buch ist Ausgangspunkt für Forschende, aber auch für interessierte Laien, die ihre eigene Umgebung erkunden wollen», erklärt Manuela Weber, Medienverantwortliche beim Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons. Denn praktischerweise werden zu jedem beschriebenen Ort gleich noch die Koordinaten mitgeliefert, sodass man das Buch gleichsam auch als Wanderführer benutzen kann. Wenn man sich auf der Burgenkarte im Buch beispielsweise entlang der Reuss bewegt, finden sich mehrere interessante und nicht jedermann bekannte Orte wie etwa die Burgstelle Werd oder die Burgruine Lunkhofen. Und auch die Städte im Reusstal kommen vor.
Iberghof war Adelssitz
Neben dem Stadtschloss in Bremgarten widmet sich beispielsweise ein ganzes Kapitel den beiden Adelssitzen in Mellingen, die ausführlich beschrieben werden. Der Iberghof verdankt seinen Namen demnach einer kyburgischen Dienstadelsfamilie, die hier schon 1188 eine Liegenschaft südlich der Kirche besass. Ein weiterer Adelssitz im Städtli: Das «Haus Grafenmür» neben dem Stadttor an der Reussbrücke, das den Grafen von Kyburg sowie den Habsburgern als Absteigequartier diente. Wer sich mit der Herrschaftsstruktur im Mittelalter nicht so gut auskennt, den nimmt das Buch in seinem ersten Teil auf eine Reise von den frühen Adelsherrschaften bis hin zur eidgenössischen Herrschaft mit. Auch die unterschiedlichen Formen der Burgarchitektur und Wehranlagen über die Jahrhunderte werden ausführlich erklärt, ebenso wie das alltägliche Leben auf der Burg. Ein grosser Teil, vor allem die frühmittelalterlichen Burgen im Aargau, befinden sich nach wie vor im Boden und sind für das ungeschulte Auge nicht zu erkennen: «Das Buch kann einem diese Welt eröffnen», sagt Manuela Weber.
Michael Lux
Peter Frey: «Die Burgen des Kantons Aargau», erhältlich im Buchhandel