Sie wünscht mehr singende Lerchen
16.05.2023 Region ReusstalBirrfeld: Exkursion von Birdlife Aargau zu den Lerchen im kantonalen Feldlerchenfördergebiet neben dem Flugplatz
Im Birrfeld singen die Lerchen: 22 wurden diesen Frühling gezählt. Es dürften gerne auch mehr sein, meint die Ornithologin. Dafür muss aber einiges ...
Birrfeld: Exkursion von Birdlife Aargau zu den Lerchen im kantonalen Feldlerchenfördergebiet neben dem Flugplatz
Im Birrfeld singen die Lerchen: 22 wurden diesen Frühling gezählt. Es dürften gerne auch mehr sein, meint die Ornithologin. Dafür muss aber einiges zusammenpassen.
Werner Bühler findet rund um das Birrfeld wenig Positives zu erzählen: Er komme nicht mehr häufig hierher, sagt Bühler, der seit 20 Jahren Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Birr-Lupfig ist. Ihm fehlen Feldhasen und Kiebitze, die er hier früher gesichtet und gezählt hatte. Ist er heute mit dem Feldstecher im Birrfeld unterwegs, dann sucht er die Feldlerche. Zwar singt die Lerche lieber im Sonnenschein, dennoch hören die rund 50 Exkursionsteilnehmenden ihren Gesang trotz Bise an diesem Sonntagmorgen nach wenigen Metern zu Fuss. Immer höher steigt ein Männchen in den Himmel, bis es nur noch mit dem Fernglas zu sehen ist. Gut zu hören bleibt das Tirilieren und Jubilieren.
Noch ist kein Betrieb auf dem Privatflugplatz Birrfeld: Erst ab 10 Uhr gehts los am Sonntagmorgen. Schon ab 8 und noch bis 10 Uhr steigen an diesem Morgen Modellflugzeuge in die Luft, mitunter auch laute Düsenflieger. Daneben rauscht die A1. In der Nachbarschaft von General Electrics in Birr wurde letztes Jahr das Notkraftwerk gebaut, laut, sobald es in Betrieb genommen wird – vorgesehen sind wenige Tage im Jahr. Und bald wird im Birrfeld auch Kies abgebaut.
Keine guten Voraussetzungen rund um offenes Ackerland, das ansonsten geeignet wäre als Brutplatz für Feldlerchen. Bei Birdlife Aargau, die zur Exkursion geladen hatte, hofft man immerhin, dass der Wegzug des Argovia Fäschts nach Wohlen, das Anfang Juni jeweils mitten in die Brutzeit der Feldlerchen fiel, den Vögeln in ihrem Überlebenskampf hilft. Es wäre gut. Denn in der Schweiz steht die Feldlerche auf der Roten Liste unter dem Gefährdungsstatus «verletzlich».
Buntbrachen, die Königsmassnahme
Hoffnungsvoll erzählt an diesem Morgen die Ornithologin und Feldlerchenexpertin Judith Zellweger, dass sie diesen Frühling im Birrfeld 22 Sänger gezählt habe – bei den Lerchen singen nur die Männchen. Sie hofft auch, dass hier Nester am Entstehen sind. Dabei «gibt die Lerche Gas», wie es die Ornithologin ausdrückt. Sie ist eine schnelle Brüterin, gerade mal 14 Tage hockt das Weibchen auf drei bis fünf Eiern neben Grasbüscheln in einer Mulde im Boden – gerne auch zweimal im Jahr, von März bis Juli oder August. Schon nach acht bis zehn Tagen verlassen die Vögelchen das Nest, werden zu Hüpflerchen und müssen sich weiterhin vor Fressfeinden wie Raubvögeln oder dem Fuchs fürchten.
Judith Zellweger findet vor allem: «Man sollte die Feldlerchen hier verdichten können.» Es wäre für die Lerche besser, könnte sie in einem grösseren Gefüge leben, erklärt die Ornithologin. Mehr Lerchen in dieser Landschaft? Dafür müssen einige Puzzleteile passen. «Die Königsmassnahme sind Buntbrachen, am besten mehrjährig», sagt Zellweger. In Buntbrachen finden die Vögel eine Vielzahl an Insekten. Ausserdem gibt es für Buntbrachen Subventionen. Ohnehin ist die Zusammenarbeit mit Landwirten, die auf abwechslungsreichen Feldern weniger dicht säen, wichtig, betont Judith Zellweger. Feldlerchen brauchen «lückige Vegetation», genug Zwischenräume, allenfalls auch ein «Lerchenfenster» im Weizen, wo ihr Nest Platz findet. Nötig ist zudem das Verständnis der Bevölkerung. Beispielsweise für ungeteerte Feldwege, weil die Lerchen dort Insekten finden, gerne gesehen auch extensiv genutzte Wegränder mit einer Vielfalt an Pflanzen – oder Hunde, die angeleint sind.
Heidi Hess


