Tiergeschichten von Rudolf Hug

Vor mehr als 50 Jahren schrieb Joy Adamson das Buch «Born Free». Darin ging es um die Löwin Elsa, die von ihr als Waise aufgezogen und dann ausgewildert wurde. Am Ort, wo ihre Hütte stand, ist heute die Lodge Elsa’s Kopje, im Meru-Nationalpark in Kenia. «Lass uns Elsas Rudel suchen», sage ich zu meinem Guide John. Es ist ein Löwenrudel, das nach dieser legendären Löwin benannt ist. Nach drei Stunden finden wir sie endlich in der Nähe eines Wasserlochs. Sie sind faul und schlafen im Schatten der Palmen. Endlich fangen einzelne Tiere an zu gähnen – ein untrügliches Zeichen, dass sie bald zur Jagd aufbrechen. Plötzlich kommt Leben in das Rudel und die Löwen ziehen los. Schon nach kurzer Zeit haben sie eine Büffelherde entdeckt und schleichen sich an. Mit angespannten Nerven beobachten wir die Szene, bis zum Angriff kann es sich nur noch um Sekunden handeln. Doch plötzlich entdeckt der Leitbulle der Büffelherde die Gefahr. Anstatt zu flüchten, brüllt er laut und scharrt im Sand. Das Brüllen vervielfacht sich und in einer Staubwolke bewegen sich die tonnenschweren Leiber zum Angriff. Rasch realisiert das Löwenrudel den Ernst der Lage und flüchtet in Panik. Manchmal ist Angriff die beste Verteidigung.

RUDOLF HUG

Rudolf Hug (73) lebt in Oberrohrdorf. Nach seinen beruflichen und politischen Aktivitäten befasst er sich heute intensiv mit der Fotografie. Neben mehreren Fotoexpeditionen pro Jahr publiziert er und hält Vorträge. Die Bilder der Rubrik «Tiergeschichten» sind ausgewählt aus Hugs Buch «Tiergeschichten aus aller Welt»; erhältlich in Buchhandlungen, bei der Papeterie Calmart in Fislisbach oder bei Rudolf Hug direkt. Informationen: rudolf-hug.ch Löwen leben und jagen in Rudeln von untereinander verwandten Weibchen und deren Nachkommen. Solche Rudel können bis zu 30 Tiere umfassen. Sie sind nacht- oder dämmerungsaktiv und verbringen die meiste Zeit des Tages mit Schlafen.