Bad in der Reuss mit Korkgurt und Veloschlauch
30.06.2023 Mellingen, Serie im Reussbote, Region ReusstalGeschichten aus der alten Badi – die Mellingerin Vreni Michel erinnert sich, wie sie als kleines Mädchen die Alte Badi benutzte
Gebadet wird in der Reuss seit über hundert Jahren. Geändert haben sich aber einige Regeln.
Gebadet wurde in Mellingen auch bevor 1975 ...
Geschichten aus der alten Badi – die Mellingerin Vreni Michel erinnert sich, wie sie als kleines Mädchen die Alte Badi benutzte
Gebadet wird in der Reuss seit über hundert Jahren. Geändert haben sich aber einige Regeln.
Gebadet wurde in Mellingen auch bevor 1975 das Hallenbad eröffnet wurde. Am rechten Reussufer standen auf dem «Allmendli» zwei Badehäuschen, reussabwärts dasjenige der Frauen, reussaufwärts dasjenige der Männer. Im Mellinger Fotoarchiv findet man dazu Regeln vom Juli 1945: «Im Badeplatz Allmendli kann wieder gebadet werden; die Frauen und Mädchen am Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Samstag von 12.15 bis 16 Uhr, an den übrigen Tagen bis 12 Uhr und ab 16.15 Uhr. Die Herren und Knaben in der übrigen Zeit, wobei die Viertelstunde beim Wechsel nicht für das Umziehen verwendet werden darf!» Eine Viertelstundenregel! Die Geschlechter sittlich getrennt, nicht der geringste Blick auf etwas nackte Haut war zulässig.
Nicht im Badekleid durchs Städtli
Die Mellingerin Vreni Michel (Jahrgang 1950) erinnert sich an Badefreuden Anfang der 1960er-Jahre: «Wir zogen uns im unteren Badehäuschen um, liefen reussaufwärts an den Feldern und Gewächshäusern der Familie Rey vorbei, bis zur kleinen Reussinsel. Vom Feldrand nahmen wir unterwegs etwas «Futter» mit. Zumindest, wenn dort Rüebli wuchsen – das hatte Landwirt Rey uns Kindern erlaubt. Von der Reussinsel schwammen wir reussabwärts bis zu einer Treppe beim heutigen Alterszentrum. Danach sollten wir erneut reussaufwärts laufen, um beim nächsten Schwumm wieder am rechten Reussufer bei unseren Kleidern zu landen. Es war nämlich verboten, im Badekleid durchs Städtli zu laufen. Einmal fehlte meinen Freundinnen und mir die Kraft für ein weiteres Flussbad. Wir liefen zu den Pontonieren beim Iberghof, die gerade eine Übung abhielten und baten sie, uns auf die andere Seite überzusetzen – ich kannte die Männer, weil mein Vater ebenfalls Pontonier war. Sie lachten und nahmen uns mit.»
Schwimmen lernen in der Reuss
Wie lernte Vreni Michel schwimmen? «Mit einem Korkgurt in der Reuss, ausgangs Städtli, bei der ehemaligen Weinhandlung Riegger. Wir stiegen dort ins Wasser und liessen uns ein kurzes Stück treiben. Weil ich im Fluss schwimmen lernte, schwimme ich seitwärts, um jederzeit das Ufer zu erreichen. Mein Vater war ein guter Schwimmer. Er trichterte uns früh ein, dass wir Ruhe bewahren sollten, wenn wir Mühe hatten, ans Ufer zu gelangen: Wir sollten uns vom Wasser schräg ans Land treiben lassen und – nach Möglichkeit – nie alleine im Fluss schwimmen.» Von ersten Schwimmversuchen entlang der Metallstangen auf dem Mellinger Badeplatz erzählt auch Emilia Pagano-Hirt, geboren 1931. Dank dieser Stangen sei ein «Bad ohne Gefahr möglich, auch wenn jemand nicht schwimmen konnte», schreibt sie in ihren «Geschichten und Erzählungen». Auch die kleine Emilia Hirt lernte mit einem Korkgurt schwimmen, ihr Cousin zog sich dagegen einen mit Luft gefüllten Veloschlauch über den Kopf. (hhs)
Bade- und Flussregel
Bade- und Flussregeln finden sich auf der Webseite der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft
SLRG. Das sind die wichtigsten:
• Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen.
• Luftmatratzen und Schwimmhilfen gehören nicht ins tiefe Wasser! – Sie bieten keine Sicherheit.
• Nie alkoholisiert oder unter Drogen ins Wasser! Nie mit vollem oder ganz leerem Magen schwimmen.
• In freie Gewässer (Flüsse, Weiher und Seen) wagen sich nur gute und geübte Schwimmer.
• Nicht in trübe oder unbekannte Gewässer springen! – Unbekanntes kann Gefahren bergen.
• Unbekannte Flussabschnitte müssen vor dem Schwimmen oder vor der Bootsfahrt erkundet werden.
• Unterkühlung kann zu Muskelkrampf führen. Je kälter das Wasser, umso kürzer der Aufenthalt.
• Schlauchbootfahrer müssen mit Schwimmwesten ausgerüstet sein.
• Die auf dem Boot angegebene Nutzlast darf nicht überschritten werden.
• Boote nicht zusammenbinden! – Sie sind nicht manövrierfähig.
Das Dossier «Save your friends» richtet sich an eine jüngere Zielgruppe, weil junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren zur Hauptrisikogruppe in der Ertrinkungsstatistik der Schweiz zählen. (hhs)