Büblikon: Bei Margrit Wintershoff blüht ohne Winterschutz eine bestialisch stinkende Titanwurz

Es ist eine Sensation. Die exotische Titanwurz blüht ausserhalb ihrer Heimat nur in botanischen Gärten. Letzte Woche erfreute sie ihre Besitzerin Margrit Wintershoff mit einer gigantischen Blüte.

Ihr Blütenstand zählt zu den grössten Blumen der Welt. Die Blütezeit währt jedoch gerade einmal zwei Tage. Das Aufblühen der Titanwurz (Amorphophallus) zählt deshalb bei Botanikern zu den spektakulärsten Naturereignissen. Nicht weiter erstaunlich, dass jeweils auch in Botanischen Gärten von ganz Europa das Aufblühen einer Titanwurz zum Besuchermagnet wird. Tausende Besucherinnen und Besucher strömen herbei, um einen Blick auf die besondere Blüte zu erhaschen. So auch im Mai, als im Botanischen Garten in Zürich der Amorphophallus erblühte. Der bestialische Gestank der Blüte – es riecht nach Aas – schreckte nicht ab.
Etwas beschaulicher geht es in Büblikon zu. Die spezielle Blüte wird vor allem von Besitzerin Margrit Wintershoff und ihren Nachbarinnen und Nachbarn bewundert. «So schön hat die Pflanze noch nie geblüht», sagt Wintershoff. Da die Titanwurz zu den Aronstabgewächsen gehört, hat sie in der Mitte des Kelches einen riesigen braunen Blütenstand. Er erinnert wegen des Namens nicht nur an einen Penis, sondern lockt mit bestialischem Gestank unzählige Fliegen für die Bestäubung an.

Pflanze war ein Geschenk
Die Pflanze wächst seit fast 40 Jahren im Garten von Margrit Wintershoff. Ihr Schwager – er war Gärtner – pflanzte damals als Geschenk einen kleinen Ableger in ihrem Garten vor dem Haus. Wintershoff fand den Standort unpassend und versetzte die Pflanze hinter das Haus. Eine weise Entscheidung. Geschützt durch eine Thuja und einen Hasel gedeiht die aus Sumatra stammende Pflanze seither bestens, ohne Winterschutz und Dünger. Jedes Jahr treibt sie im Frühjahr erneut aus. Die Pflanze mit den fingerförmigen, leicht panaschierten Blättern wächst dann innert kürzester Zeit mannshoch heran.

Pflanze wächst ohne Winterschutz
«Ich wusste lange nicht, um was für eine Pflanze es sich handelt», erzählt Wintershoff. Vor drei Jahren wollte es die frühere Handelsreisende der Denner Group genau wissen. «Ich schnitt ein Blatt ab und brachte es in die Gärtnerei Zulauf», sagt Wintershoff.
Der Pflanzenspezialist der Gärtnerei führte ihr aus, dass diese Pflanze sicherlich nicht in unserem Klima gedeihe und auch im Kübel schwierig zu kultivieren sei. Bei der Pflanze handle es sich um einen Amorphophallus. «Der Spezialist war sehr erstaunt, als ich ihm sagte, dass die Pflanze seit Jahren in meinem Garten ohne Winterschutz gedeihe.» Wegen seines grossen Interesses bot sie ihm an, dass er die Pflanze bei ihr im Garten ausgraben könne. Am darauffolgenden Wochenende rückte der Gärtner in Büblikon mit einem Spaten an und grub die Pflanze grosszügig aus.
Wintershoff ging davon aus, dass sie in der Zukunft ohne ihre Titanwurz auskommen müsse. Doch im nächsten Frühjahr wurde sie überrascht. Ein Ableger der Pflanze trieb neu aus. Ihre alte Pflanze hat ihr als Geschenk einen Nachkommen hinterlassen. Dieser erblühte dieses Jahr zum ersten Mal besonders schön. Wer hofft, in natura einen Blick auf die weltgrösste Blüte werfen zu können, muss sich bis nächstes Jahr gedulden. Bereits ist die stinkende Riesenblüte wieder verblüht.

Debora Gattlen