Er ist gerne im Wasser und stört sich am Littering
30.06.2023 Serie im Reussbote, Region ReusstalTimo Kleeb aus Oberrohrdorf badet und surft seit mehr als 15 Jahren in der Reuss – ihn stört die zunehmende Sorglosigkeit gegenüber der Natur
Timo Kleeb aus Oberrohrdorf ist eine «Wasserratte». Er badet gerne in der Reuss, surft aber auch gerne über den Fluss. ...
Timo Kleeb aus Oberrohrdorf badet und surft seit mehr als 15 Jahren in der Reuss – ihn stört die zunehmende Sorglosigkeit gegenüber der Natur
Timo Kleeb aus Oberrohrdorf ist eine «Wasserratte». Er badet gerne in der Reuss, surft aber auch gerne über den Fluss. Was ihm zunehmend Sorge bereitet ist der Müll, den die Zivilisation zurücklässt. Das habe in den letzten zwei Jahren stark zugenommen, sagt Kleeb.
Treffpunkt Rüsshalde in Stetten. Das Wetter meint es nicht gut für einen Fototermin an der Reuss. Regen ist angesagt. Dennoch steigt Timo Kleeb zusammen mit dem Chronisten den Weg durch den Wald hinunter an die Reuss. In unmittelbarer Nähe ist der Grillplatz Rüsshalde auf Stetter Gemeindegebiet. Hier fühlt sich der Oberrohrdorfer Timo Kleeb besonders wohl. Schon früh ging er als Kind zusammen mit Kollegen an die Reuss. Das hat sich bis heute nicht geändert. Noch immer freut er sich auf eine Abkühlung im Wasser und auf Grillabende am lauschigen Plätzchen. Die Freude ist jedoch je länger je mehr getrübt. «Der Abfall wird liegen gelassen, Flaschen werden herumgeschmissen. So, dass weitherum Scherben liegen», sagt Kleeb, der mit einem Cap und petrolfarbenem T- Shirt zum Treffpunkt kommt.
Mit den Töffli an die Reuss
Der 31-Jährige ist gerne im Wasser. Nicht im Schwimmbad, sondern an der Reuss. «Im Schwimmbad gefällt es mir weniger», sagt der Oberrohrdorfer. Weshalb? «Es hat mir zu viele Leute in der Badi. Dann behagt mir das Chlorwasser nicht und an der Reuss bin ich in der Natur.» Vor etwa 17 Jahren – so genau weiss er es nicht mehr – ging er mit Kollegen erstmals an die Reuss. Mit dem «Töffli» ergänzt er. Schwimmen hat er im Schulunterricht gelernt und nicht etwa im Fluss oder in einem See.
Kleeb wuchs in Bellikon auf, zügelte später auf den Sennhof nach Remetschwil und wohnt heute in Oberrohrdorf. Die Sekundarschule besuchte der gelernte Polymechaniker in Niederrohrdorf. «Wir waren eine gute Clique, fast täglich ging es an die Reuss», erinnert sich Kleeb. «Begleitet wurden wir oft vom Niederrohrdorfer Drogisten Thomas Moser. Er hat uns gelernt, die Tücken der Reuss richtig einzuschätzen.» Denn der Fluss ist nicht ungefährlich. Steine, Wirbel, unterschiedliche Strömungen – wer sich damit nicht auskennt, sollte die Hände vom Schwimmen in der Reuss lassen. Kleeb wandert oft von der Feuerstelle Rüsshalde flussaufwärts in Richtung Gnadenthaler Brücke. Etwa 20 Minuten zu Fuss, schätzt er. Von dort lässt er sich den Fluss hinabtreiben. Was gibt es Schöneres?
Sie nehmen den Abfall immer mit
Mit der Zeit kamen immer mehr Kolleginnen und Kollegen. Abends machten sie ein Feuer, brätelten die mitgebrachten Sachen, tranken Bier. «Aber wir haben unseren Abfall immer wieder mitgenommen.» Kleeb zeigt dem «Reussbote» einige Fotos von der Feuerstelle. Darauf sind weggeworfene Bierbüchsen, Wodkaflaschen, Plastikverpackungen und Papiersäcke zu sehen. Sogar Plastikstühle mit einem Tisch wurden hier schon liegengelassen. «Leider sieht es hier oft so aus», sagt er nachdenklich.
In den letzten zwei Jahren haben Littering und Vandalismus stark zugenommen. Was ist der Grund? Timo Kleeb überlegt lange und zuckt mit den Schultern. «Uns beschäftigt das sehr.» Mutwillig Glasflaschen zertrümmern – dafür haben er und seine Kollegen kein Verständnis. «Die Scherben liegen im Gras, Familien kommen anderntags, laufen barfuss umher. Man sieht die Scherben nicht. Das ist gefährlich.» Einmal sammelte er zwei Stunden lang Scherben ein. Er schüttelt den Kopf und sagt: «Solche Leute haben keinen Respekt vor der Natur. Sie haben kein Verantwortungsbewusstsein und sind zu faul, nach ihrer Party aufzuräumen.» Kleeb hat zusammen mit seinen Kollegen über viele Jahre den Abfall anderer weggeräumt. «Aber jetzt stinkt es uns.» Ein Patentrezept dagegen hat auch er nicht. «Wir sind ratlos, vielleicht müsste man es in der Familie und der Schule thematisieren.» Er vermutet, dass viele Personen mit ihren Gummibooten an der Rüsshhalde Halt machen und den Abfall liegen lassen. Aber beweisen kann er nichts.
Benedikt Nüssli