Jugendliche sollen ihr Städtli mitplanen dürfen
02.06.2023 Mellingen, Region ReusstalIn einem vierten Workshop sollen auch Jugendliche ihre Visionen für die Gestaltung von Mellingen formulieren können
Auch Kinder und Jugendliche sollen ihre Wünsche zur Stadtentwicklung äussern. Denkbar ist ein vierter Workshop, der aber vorbereitet und budgetiert werden ...
In einem vierten Workshop sollen auch Jugendliche ihre Visionen für die Gestaltung von Mellingen formulieren können
Auch Kinder und Jugendliche sollen ihre Wünsche zur Stadtentwicklung äussern. Denkbar ist ein vierter Workshop, der aber vorbereitet und budgetiert werden muss.
Wird es in Mellingen bald einen vierten Workshop Plaza geben? Einen, an dem Jugendliche ihre Wünsche platzieren dürfen? – Von einem solchen Workshop war vor rund drei Wochen, beim dritten Plaza-Workshop, zumindest die Rede. Den Wunsch hatte Gemeindeschreiber Beat Deubelbeiss, der Mellingen Ende Mai in Richtung Birr verlassen wird, um dort ab Juni als Verwaltungsleiter zu arbeiten, geäussert, als er sich von den Workshop-Teilnehmenden verabschiedete. Die Worte des Plaza-Projektleiters hatte die zuständige Gemeinderätin und Frau Vizeammann, Evelyne Wernli, in ihrer Bilanz aufgenommen: «Ihr habt es gehört, es braucht uns noch ein Weilchen, es braucht Plaza vier.» Sie hatte ausserdem dafür plädiert, den Plaza-Virus nicht nur in sich, sondern auch nach aussen zu tragen. Nun könnten also die Jugendlichen in Mellingen als künftige Erwachsene – vielleicht auch Eltern – damit infiziert werden, um eines Tages in einem Umfeld zu leben, das sie mitgeplant haben.
Es braucht auch junge Stimmen
Der erste, der einen solchen Workshop angeregt hatte, war Urs Weber, ehemaliger Pädagoge und Inhaber des Mellinger Kulturlokals Tradinoi. Zwar sprachen die erwachsenen Teilnehmenden im Workshop Plaza drei auch über Räume für Kinder und Jugendliche: Über ein Begegnungszentrum, möglicherweise am Reussweg 1, oder über attraktive Spielplätze. Was er sich wünscht, hatte der Zweitklässler Lennard Hitz als jüngster Workshop-Teilnehmer bereits beim ersten Workshop im Oktober 2020 gesagt: «Coole, neue Spielplätze, zum Beispiel einen Skaterpark oder einen Gartenspielplatz mit Steinen, Holz und Wasser, wo man auch klettern kann.»
Urs Weber ist überzeugt, dass solche Stimmen in der Stadtplanung Gehör finden müssen. Er ist sich aber auch bewusst, dass es eine Herausforderung sein wird, Kinder und Jugendliche zu erreichen. Mögliche Ansätze sieht er dennoch. So behandeln etwa die Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse ihr Städtchen im Unterricht. Warum nicht in diesem Rahmen einen Projekttag angehen, der die Gestaltung der Stadt zum Thema hat und so gleichzeitig in die Zukunft schauen? In den höheren Klassen, in der Oberstufe gehört politische Bildung zum Lehrplan: «Ihre Mitwirkung an der Zentrums- und Stadtgestaltung ist gelebte Demokratie», meint Urs Weber.
Mellingen ist auch «ihre Stadt»
Gemeindeschreiber und Plaza-Projektleiter Beat Deubelbeiss erklärt auf Anfrage, dass die drei Plaza-Workshops gezeigt hätten, dass diese Form der Partizipation gut funktioniere. Ohne professionelle Unterstützung sei die Durchführung solcher Workshops allerdings nicht möglich. «Die Gemeinde konnte bei den bisherigen Workshops auf die bewährte Hilfe von Mia Nold, Ampio, sowie Oliver Tschudin und Lea Portmann vom Büro Planar zählen», sagt Deubelbeiss.
Er führt aus, dass das Projekt Plaza auch auf der Idee basiere, dass man die neuen, öffentlichen Räume optimal planen und bespielen soll. «Diese öffentlichen Räume ‹gehören› auch den Jugendlichen und wir müssen anerkennen, dass wir sie nicht überall vertreiben können», so Deubelbeiss, «auch wenn sie manchmal ein wenig lauter sind oder es mit der Abfallentsorgung nicht so genau nehmen. Wenn wir die Jugendlichen in den Planungsprozess miteinbeziehen, machen wir Mellingen auch zu ‹Ihrer Stadt›.» Ein Workshop ermögliche ihnen, ihre Bedürfnisse zu formulieren.
Dabei empfiehlt der Gemeindeschreiber sich auf die Jugendlichen zu fokussieren, welche die Oberstufe besuchen, eine Lehre absolvieren oder an der Kanti sind. Natürlich müssten die Jugendarbeit Mellingen-Wohlenschwil sowie auch die Schulleitungen und die Lehrpersonen in den Prozess miteinbezogen werden.
Beat Deubelbeiss gibt zu bedenken, dass die Vorbereitung des Workshops einen gewissen Vorlauf und auch eine saubere Budgetierung erfordere: «Deshalb gehe ich von einer Umsetzung im Frühjahr 2024 aus.»
Mögliche Mitwirkung ab Mittelstufe
Offen und «grundsätzlich gerne bereit» für eine Zusammenarbeit ist in Mellingen auch die Schule. Sie hätten sich in den Schulleitungen der verschiedenen Stufen abgesprochen, teilt Stefan Lüpold, Schulleiter der Bezirksschule mit: «Wir können uns vorstellen, uns einzubringen.» Allerdings müsse die Mitwirkung abhängig von Alter und Schulstufe angepasst werden, aus Sicht der Schule mache eine Mitwirkung ab der Mittelstufe Sinn. Die Schule würde es zudem begrüssen, wenn eine Arbeitsgruppe mit Vertretungen aus Gemeinde, Jugendarbeit, Kommission Plaza und Schule das weitere Vorgehen festlegen könnte. In einer solchen Arbeitsgruppe könnte Stefan Lüpold als Schulleiter der Bezirksschule und als Vertreter der gesamten Schule Einsitz nehmen.
Heidi Hess


