Im Alterszentrum Im Grüt gibt es einen neuen «Lesekiosk» mit wechselndem Angebot aus der Bibliothek
Die Seniorinnen und Senioren lieben die Geschichten, für manche aber ist der Weg in die Bibliothek weit. Nun finden die Bücher den Weg zu ihnen.
Elvira Knecht ...
Im Alterszentrum Im Grüt gibt es einen neuen «Lesekiosk» mit wechselndem Angebot aus der Bibliothek
Die Seniorinnen und Senioren lieben die Geschichten, für manche aber ist der Weg in die Bibliothek weit. Nun finden die Bücher den Weg zu ihnen.
Elvira Knecht hat ihren Favoriten im neu eingerichteten «Lesekiosk» bereits gefunden. Sie wird sich von Marco Balzano «Ich bleibe hier» holen und freut sich auf die Lektüre. Der italienische Autor schreibt über ein Dorf am Reschensee im Südtirol, wo die Menschen um 1940 nicht nur Widerstand gegen die Faschisten leisteten, sondern auch gegen den geplanten Stausee über ihrem Dorf. Knecht, die seit wenigen Monaten im Mellinger Alterszentrum wohnt, zuvor lange in Fislisbach lebte und im Mellinger Coop arbeitete, kennt das von Balzano beschriebene Dorf. Den versunkenen Kirchturm – 1950 wurden die Bewohnerinnen und Bewohner von Graun evakuiert und der See gestaut – hat sie auf einer Ferienreise mit ihrem Mann selbst gesehen. «Ich freue mich auf dieses Buch», sagt sie. Gemeinsam mit Aktivierungsfachfrau Nicole Rolli hat Elvira Knecht an diesem Nachmittag den Bücherschrank im ersten Stock mit Büchern aus der Mellinger Bibliothek eingeräumt. Zusammengestellt hat die Auswahl Bibliothekarin Barbara Kindler: Darunter finden sich Titel wie «Gleis 4» von Franz Hohler, «Stille Wasser» von Donna Leon, verschiedene Romane und auch mehrere Bücher in Grossdruck. Sie hätten sich ausdrücklich einige Bücher in Grossdruck gewünscht, sagt Nicole Rolli. Die Sehkraft lasse bei vielen Bewohnerinnen und Bewohnern nach, ergänzt Knecht, manche müssten sich mit der Lupe behelfen. Elvira Knecht fällt das Lesen immer noch leicht. «Zum Glück», lächelt sie. Sie sei nämlich eine «grosse Leseratte». Ihr E-Book hat sie fast überall dabei. Sie liest besonders gerne Romane von Nora Roberts, aber auch Biografien, etwa jene über Tina Turner, Udo Jürgens oder über die Chemikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie.
Am Anfang war der Lesenachmittag
Der Bücherschrank im Alterszentrum ist nicht neu. Der Versuch mit dem «Lesekiosk» hingegen wurde aufgegleist, weil der Ausflug zum Lesenachmittag in die naheliegende Bibliothek den Bewohnerinnen und Bewohnern jeweils viel Freude bereitet: Einmal im Jahr liest Barbara Kindler Geschichten vor. Ein solcher Nachmittag in der Bibliothek mit Lektüre, Kaffee und Kuchen müsse aber jeweils gut vorbereitet werden. Nötig seien Freiwillige, helfende Hände, um die Seniorinnen und Senioren im Rollstuhl zu schieben oder ihnen mit dem Rollator zu helfen. «Dieser Nachmittag findet bei allen grossen Anklang», betont sie.
Aus diesem Grund sei schliesslich die Idee entstanden, «die Bücher zu den Menschen im Alterszentrum zu bringen». Bibliothekarin Kindler hat dafür eine Auswahl getroffen: «Rückmeldungen sind erwünscht, auch Anregungen.» In zwei Monaten wird sie mit einem grossen Korb erscheinen, die Bücher auswechseln und neue Titel in das Regal stellen.
Heidi Hess