Die Traumreise Lehrer endet mit Erinnerungen
04.07.2023 Mellingen, Region ReusstalZur Pensionierung von Pius Jeck wurde ein Überraschungsfest mit Schülerinnen und Schülern aus 45 Jahren veranstaltet
Pius Jeck war überwältigt vom grossen Aufmarsch. Ehemalige Schülerinnen und Schüler aus 40 Jahren Schulzeit liessen es sich nicht nehmen, ...
Zur Pensionierung von Pius Jeck wurde ein Überraschungsfest mit Schülerinnen und Schülern aus 45 Jahren veranstaltet
Pius Jeck war überwältigt vom grossen Aufmarsch. Ehemalige Schülerinnen und Schüler aus 40 Jahren Schulzeit liessen es sich nicht nehmen, ihren Lehrer persönlich in den Ruhestand zu verabschieden.
Er wusste von nichts, als er zusammen mit seiner Familie beim Schulhaus an der Bahnhofstrasse eintraf. Umso mehr war Pius Jeck überrascht, als er seine wartenden Schülerinnen und Schüler sah. «Das ist ja der Wahnsinn», sagte er. Dabei musste er auf der Treppe innehalten und das Bild auf sich wirken lassen. Dann lachte er in seiner gewohnten Manier und sagte: «Grüezi mitenand.» Tosender Applaus war die Antwort. Und dann begann das Bad in der Menge. Ehemalige Schülerinnen und Schüler aus 45 Jahren Schulzeit waren zum Schulareal an der Bahnhofstrasse gekommen. «Wir sind die ersten Schüler von Pius Jeck», sagten Monika Soder und Urs Speiser. Speiser erinnert sich noch sehr gut an die erste Schulstunde bei Jeck: «Wir konnten einen Papierflieger basteln.». Wittnau war die erste Station von Pius Jeck nach dem Lehrerseminar. Nach Wittnau folgte Mellingen. 38 Jahre war er hier Primarlehrer. «Er war immer sehr sportlich und kam mit dem Velo zur Schule», erinnert sich Giannicola Monteleone. «Es ist schön, nicht nur den ehemaligen Lehrer, sondern auch die Mitschülerinnen und -schüler zu sehen.» Tanita Raimann fügt an: «Es ist ein wenig wie bei einem Klassentreffen.» Viele habe man seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Umso eifriger tauschte man sich aus. «Pius Jeck verstand es Mut und Hoffnung zu geben. Er erzählte oft von seinen eigenen Erfahrungen», sagte Sofia Castellesi. Es war ein Zufall, dass Dario Ressegatti in Wettingen weilte, als er die Einladung erhielt. «Ich bin seit drei Jahren mit meinem Velo unterwegs nach Indien», verrät er. «Es ist wie eine Zeitreise, wieder in Mellingen zu sein. Ich habe die Klassenkameraden seit der Schulzeit nie mehr gesehen.»
Abschiedsfest war geheim
Die Idee mit dem Abschiedsfest brachte die Ehefrau von Pius Jeck ins Spiel. Sonja Jeck zog die Fäden. Um an die Namen der ehemaligen Schülerinnen und Schüler zu kommen, musste sie ihren Gatten während einer Mittagspause aus dem Schulzimmer locken. In der Zwischenzeit wurde die Chronik mit den Namen kopiert. Ein Organisationskomitee wurde gebildet. Und dann begann die grosse Suche. Aus der ganzen Schweiz reisten am Fest Ehemalige an. Manche konnten nicht ausfindig gemacht werden – fünf sind bereits verstorben. Sonja Jeck hielt am Fest nicht nur eine Rede, sondern spielte mit zwei der drei Söhne ein Ständchen. «Dir war es immer wichtig, die Schule erlebbar zu machen», sagte sie. «Du warst immer sehr motiviert und hast immer nach neuen Ideen gesucht.» Einmal habe sie ihn gefragt, wie er Entscheidungen für die Schule fälle. Seine Antwort war: Ich will die Schule erlebbar machen. «Ich gratuliere dir für 45 Jahre als Lehrer. Davon 38 Jahre in Mellingen», sagt sie. «Es ist sehr schön, dass so viele von euch gekommen sind.».
Pius Jeck liess es sich am Fest nicht nehmen, mit jeder Schülerin und jedem Schüler ein persönliches Wort zu wechseln. Einige hatten auch auf dem Handy als Beweis alte Klassenfotos dabei. Der einheitliche Tenor der ehemaligen Schülerinnen und Schüler: «Jeck war top!»
Debora Gattlen



