Sie leisten Pionierarbeit: Unternehmer Werner Humbel aus Stetten und die Regionalwerke Baden verwerten ausgeschiedenes CO2 und verflüssigen dieses. Aus diesem Prozess entsteht – einfach ausgedrückt – Kohlensäure, das in der Lebensmittelindustrie weiter verwendet ...
Sie leisten Pionierarbeit: Unternehmer Werner Humbel aus Stetten und die Regionalwerke Baden verwerten ausgeschiedenes CO2 und verflüssigen dieses. Aus diesem Prozess entsteht – einfach ausgedrückt – Kohlensäure, das in der Lebensmittelindustrie weiter verwendet wird.
Eine europaweit einzigartige Anlage hat in Nesselnbach den Betrieb aufgenommen. Am Dienstag folgten rund 50 geladene Gäste den Ausführungen von Werner Humbel, Verwaltungsratspräsident der neu gegründeten CO2 Energie AG und Inhaber der Nesselnbacher Recycling Energie AG sowie Philippe Lehmann, Geschäftsführer der CO2 Energie AG.
In Nesselnbach sammelt die Recycling Energie AG Rüst- und Speiseabfälle aus Gastronomie, Detailhandel und Industrie ein und produziert daraus in einem ausgeklügelten Verfahren u. a. Biogas, respektive Ökostrom. Der Verwertungsgrad des Konzepts liegt bei 100 Prozent: In einem letzten Schritt stellt das Unternehmen aus den organischen Abfällen noch Dünger her. Und gebrauchtes Frittieröl bereitet die Recycling Energie AG zu hochwertigem Biodiesel auf – mit dem sie nicht zuletzt ihren gesamten Fuhrpark betankt. Jetzt wartet Werner Humbel mit einer weiteren Innovation auf. Er führt mit den Regionalwerken Baden (RWB) bereits eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Recycling Energie stellt aus organischen Abfällen Gas her. Das Rohgas wird durch die RWB veredelt und als Biogas ins Gasnetz eingespeist. «Bei diesem Prozess entnehmen wir dem Rohgas das Kohlenstoffdioxid», sagt Werner Humbel. «Denn das Biogas als Endprodukt muss zu mindestens 96 Prozent aus Methangas bestehen.» Bisher wurde das abgespaltene CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Seit März dieses Jahres wird es in die neue Anlage in Nesselnbach abgeleitet, dort zu flüssigem Kohlenstoffdioxid verarbeitet und anschliessend verkauft. «Vereinfacht ausgedrückt: Wir verkaufen Kohlensäure, welches zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie oder zur Herstellung von Trockeneis verwendet wird», so Humbel. Einer der grössten Abnehemer ist die Brauerei Locher AG, in Appenzell, welche das Appenzeller Bier braut.
Auch der sogenannte Methanschlupf, also Restanteile von Methan, das bisher in die Atmosphäre gelangt ist, kann so eliminiert werden. Beim Reinigungsprozess in der neuen Anlage wird das Methan aufgetrennt und zurück in die Biogasanlage geführt, führt Geschäftsführer Philippe Lehmann aus. Die neue Anlage in Nesselnbach sei europaweit – vielleicht sogar weltweit – einzigartig, so Werner Humbel anlässlich der Besichtigung.
Weniger Treibhausgas
CO2 ist ein Treibhausgas. Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre hat sich in den letzten Jahrzehnten durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe ständig erhöht. Die Erhöhung der CO2-Konzentration bewirkt, dass mehr Wärme zurückgehalten wird als notwendig. Die Folge: Die Temperatur auf der Erde steigt an.
Seit Inbetriebnahme produzierte die Anlage mehr als 1000 Tonnen CO2, welches nicht mehr in die Atmosphäre gelangt. Die Anlage kostet circa 3 Millionen Franken. Das Projekt startete 2019 mit einer Machbarkeitsstudie und dem Vorprojekt. 2020 wurde das Baugesuch eingereicht, ein Jahr später die CO2 Energie AG gegründet. Im letzten Jahr wurde die Anlage gebaut, seit diesem März steht sie in Betrieb.
Benedikt Nüssli