Strom dort verbrauchen, wo er produziert wird
25.07.2023 Wohlenschwil, Region ReusstalFotovoltaikanlagen boomen derzeit. Hans Fischer produziert mit seinem Plusenergiehaus mehr Energie als er benötigt
Der Wohlenschwiler Hans Fischer hat sein Einfamilienhaus zum Plusenergiehaus umgebaut. Im Jahresschnitt ist er damit zu 70 Prozent unabhängig vom Stromnetz. Auch ...
Fotovoltaikanlagen boomen derzeit. Hans Fischer produziert mit seinem Plusenergiehaus mehr Energie als er benötigt
Der Wohlenschwiler Hans Fischer hat sein Einfamilienhaus zum Plusenergiehaus umgebaut. Im Jahresschnitt ist er damit zu 70 Prozent unabhängig vom Stromnetz. Auch seine beiden Elektroautos lädt er überwiegend mit hauseigenem Solarstrom.
Das Thema Fotovoltaik ist spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges in aller Munde. Die Elektroinstallateure konnten sich zeitweise nicht mehr retten vor Anfragen nach Solaranlagen. Hans Fischer, selbst Elektroingenieur, geht mit seinem Plusenergiehaus in Wohlenschwil noch einen Schritt weiter als die meisten seiner Nachbarn. Nicht nur fast das komplette Hausdach, sondern auch das Dach seiner Garage hat er nach und nach mit Solarpanels bestückt. Allein die Fotovoltaikzellen auf der Garage produzieren jährlich 2,4 Megawattstunden Strom: «Damit kann ich 12 000 Kilometer mit dem Elektroauto fahren, rechnet Fischer vor. Soviel legen Herr und Frau Schweizer durchnittlich im ganzen Jahr im Auto zurück. Angefangen hat Fischers Faszination für Fotovoltaikanlagen 2017 mit der Anschaffung seines E-Autos, das zunächst jedoch nur als Zweit-Auto diente. Inzwischen ist die vierköpfige Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern rein elektrisch unterwegs.
Aus Faszination wurde eine Firma
Ein Installateur, habe ihm damals den Tipp gegeben, dass sich eine PV-Anlage für ihn lohnen könnte, so Fischer. Und so baute er im Herbst 2017 die ersten Solarpanels auf das Hausdach. «Mir als Elektroingenieur hat aber die ‹Intelligenz› gefehlt. Ich hatte die Produktion im Haus und die Verbraucher, aber keine Koordination», erinnert sich Fischer. Und so habe er sich zunächst selbst etwas «gebastelt», womit er Auto und Warmwasserboiler mit der PV-Anlage verbinden konnte. Über einen gemeinsamen Bekannten lernte Fischer schliesslich das Ehepaar Kuhn aus Muri kennen, das bei seiner PV-Anlage mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. Aus der Not machten die drei eine Tugend – und gründeten schliesslich eine gemeinsame Firma, die Solar Manager AG» die heute schweizweit 14 Personen beschäftigt. Fischers Firma vertreibt just die Art von Software, mit der sich die verschiedenen Stromquellen und Verbraucher im Haus intelligent managen lassen. Auf seiner Handy-App zeigt Fischer, welche Geräte im Haus gerade mit Solarstrom aus seiner Anlage geladen werden, welche aus der hauseigenen Batterie gespeist werden und welche Strom aus dem Netz ziehen. Theoretisch kann Fischer über die App sogar jedes elektronische Gerät im Haus über die jeweilige Steckdose einzeln ansteuern. Entscheidend seien aber vor allem die Wärmepumpe für die Heizung, der Warmwasser-Boiler sowie die Mobilität, also die beiden Elektroautos, sagt Fischer: «Wenn man diese drei Grossverbraucher steuern kann, bietet das bereits enorm viel Potenzial.» Neben der intelligenten Steuerung hat Fischer noch ein weiteres Ass im Ärmel. Zusätzlich zu einem sogenannten Wechselrichter, der den Gleichstrom der PV-Anlage in Wechselstrom (wie er aus der Steckdose kommt) umwandelt sowie einem Elektroverteiler findet sich in seiner kleinen Schaltzentrale im Keller eine hauseigene Lithium-Ionen-Batterie. Diese kann immerhin 10 kWh Strom speichern. «Wenn man keine Batterie hat, ist man stärker netzabhängig», erklärt Fischer. Er selbst nutzt die Batterie zum Beispiel für Komfortgeräte wie den Fernseher oder den Kühlschrank. «Geschirrspüler oder Waschmaschine lasse ich laufen, wenn die Sonne scheint», schmunzelt Fischer. Das mache er mittlereile schon ganz automatisch. Über die App kann er solche Dinge aber auch vorkonfigurieren oder einen Timer nutzen. So laden seine Elektroautos primär dann, wenn ausreichend Solarstrom vorhanden ist oder Strom zum Niedertarif verfügbar ist. «Von Mai bis Oktober schafft man es zu 100 Prozent autark zu sein», sagt Fischer. Nur in den Wintermonaten muss er Strom zukaufen. Von Mai 2022 bis Ende April 2023 hat seine komplette Anlage 19 650 kWh Strom produziert, verbraucht hat er lediglich 14 300 kWh – also ein deutlicher Überschuss. Übers Jahr verteilt ist er immerhin zu 70 Prozent autark vom Stromnetz, dem er über den genannten Zeitraum 5000 kWh entnommen hat. Eingespeist habe er hingegen 9450 kWh. Da kommen also sogar noch ein paar Franken rein. Fischer jedenfalls ist überzeugt vom Konzept der dezentralen Energieversorgung- und optimierung: «Man schafft die Energiewende nur, wenn man den Strom gezielt dort verbraucht, wo er erzeugt wird», ist er überzeugt. So könne man das Netz entlasten und löse gleichzeitig das Problem des Energietransports.
Michael Lux




